• 07. Mai 2023 · 14:36 Uhr

"Theorien, aber keine Erklärungen": Russell nach P6 im Mercedes ratlos

Schlechte Balance, Bouncing wieder zurück: Wie George Russell mit dem Mercedes kämpft und was sich Toto Wolff vom großen Imola-Update erwartet

(Motorsport-Total.com) - Nach Lewis Hamiltons zweitem Platz beim Grand Prix von Australien herrschte bei Mercedes das Gefühl vor, man sei drauf und dran, nach eineinhalb schwierigen Jahren endlich aus dem Tal der Tränen herauszukommen. Doch nach dem Qualifying in Miami, bei dem Lewis Hamilton schon in Q2 ausgeschieden ist, fällt das Urteil von Teamchef Toto Wolff gnadenlos aus: "Nicht akzeptabel."

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George Russell belegte im Qualifying in Miami den sechsten Platz Zoom Download

Dabei holte George Russell noch das Beste aus dem Auto heraus und sicherte sich den sechsten Startplatz. Nach den Plätzen 1 und 2 im ersten Freien Training eine Enttäuschung. "Das Auto funktioniert dieses Wochenende einfach nicht", seufzt der Mercedes-Fahrer und sagt: "Die Performance kommt einfach nicht."

Für die Fahrer verhalte sich der W14 "wie auf des Messers Schneide", zeigt Wolff Verständnis für Russells Kritik. Er sagt: "Wenn es gut ist, können wir solide Leistungen zeigen. Wenn es schlecht ist, dann haben wir zu kämpfen. Das war heute der Fall. Wir können nicht zufrieden sein, wenn wir nur dank der roten Flagge von Platz 6 starten. Wahrscheinlich lag unser wahres Niveau dahinter."

Russell hätte zwar im besten Fall vielleicht die Zeiten von Kevin Magnussen und Pierre Gasly unterbieten können. Das hätte ihn rein theoretisch in die zweite Startreihe gebracht. Andererseits konnten durch die rote Flagge in Q3 Max Verstappen und Charles Leclerc keine wirklich schnelle Runde drehen. Die wären unter normalen Umständen vor ihm gelandet.

Russell: Bouncing ist wieder zurück

"Ich kämpfe mit der Balance", klagt Russell, "und das Auto hat auch wieder ein bisschen Bouncing. Wir dachten, das hätten wir hinter uns gelassen, aber bei ein paar Teams ist es wieder da." Warum, dafür habe man "ein paar Theorien", aber "keine Erklärungen. Vielleicht liegt es am Asphalt in Miami."

"Klar ist, dass wir einen besseren Job machen müssen. Im ersten Training fühlte sich das Auto gut an. Aber je mehr Grip auf die Strecke kam, desto langsamer wurden wir", analysiert er. Miami, spricht er sich selbst Mut zu, sei eine sehr ungewöhnliche Strecke: "Dieser Kurs ist ein bisschen ein Ausreißer."

Frage eines Journalisten: Hast du das nicht auch in Baku gesagt? Russell gibt zu: "Es gibt für uns fünf Ausreißerstrecken: Monaco, Singapur, Baku, Miami und Bahrain. Zufällig sind ein paar davon gleich am Saisonbeginn. Aber Tatsache ist, dass wir auf jeder Strecke zu langsam sind. Manchmal ein bisschen schneller, manchmal ein bisschen langsamer, aber insgesamt einfach zu langsam."

Die Schwächen des W14 seien "überall" begraben: "Es ist nicht nur eine Kurve. Wir drehen uns beim Set-up im Kreis und laufen immer wieder in die gleichen Schwierigkeiten. Es liegt an der Aerodynamik, aber wir hoffen, dass wir dafür bald Lösungen haben werden."

Wolff hofft: In Imola könnte es vorwärts gehen

Miami ist das letzte Rennen vor Einführung des großen Updates, das in zwei Wochen in Imola debütieren soll. Wolff hofft, "dass das Auto dort unmittelbar einen Sprung nach vorn machen wird. Wir wissen, dass aerodynamische Performance kommt, und das sollte auch das Fahrverhalten besser machen. Es muss etwas bringen."

Gleichzeitig sagt er: "Ich glaube nicht an Wunder. Aber die Stabilität und Berechenbarkeit des Autos ist aktuell einfach nicht gut. Wenn wir das in den Griff kriegen, zum Beispiel durch das neue Design der Vorderradaufhängung, dann stimmt die Richtung. Eine verbesserte Balance könnte mehr Rundenzeit bringen als die schiere aerodynamische Performance, die wir hinzufügen."

"Unser Auto ist kein angenehm zu fahrendes Auto. Es ist kein gutes Auto. Das gilt für überall", analysiert Wolff schonungslos. "Es ist die Pace, es ist die Performance, es liegt daran, dass wir nicht ausreichend verstehen, warum wir nicht besser sind. Es kommt alles zusammen. Ich würde sagen, dass die Performance wirklich schlecht ist."

"Es ist schlimmer als gedacht, denn seit wir das letzte Mal in Miami waren, sind zwölf Monate vergangen, aber unsere Verbesserungen sind marginal. Das Bouncing auf den Geraden ist ziemlich weg, aber das ist auch schon das Einzige, was besser ist. Das Auto ist nicht schnell genug, und wir wissen nicht warum. Das ist nicht akzeptabel."

Warum die Schwächen in Melbourne kaschiert wurden

Nach Baku und Miami wächst die Erkenntnis: Das starke Rennwochenende in Melbourne war wohl nur ein Ausreißer. Melbourne gilt als frontlastige Strecke, "und da haben wir es geschafft, den Sweetspot halbwegs zu finden. Das Auto wurde am Wochenende immer besser. Hier ist das ganz anders. Hier wurden wir immer schlechter, je länger das Wochenende dauerte."

Wolff erklärt: "Das Set-up ist so schmal, dass Kleinigkeiten den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Wochenende machen. Wenn wir es gut treffen, läuft das Auto, dann können wir sogar aufs Podium fahren. Aber wenn wir es nicht gut treffen, sind wir Zehnter."

"Mit dem Upgrade müssen wir jetzt versuchen, eine neue Basis zu schaffen, um die Fragezeichen aus der Gleichung zu eliminieren", sagt er und spricht in diesem Zusammenhang von einem "Reset", mit dem die letzten zwölf Monate ausgelöscht werden sollen. "Und dann müssen wir versuchen, nach und nach Performance hinzuzufügen."

Geleitet wird dieser Prozess von James Allison, der aus seiner Rolle als CTO wieder in die Position des Technischen Direktors geschlüpft ist und Mike Elliott abgelöst hat. Dabei werden wohl auch die "Zero-Pod"-Seitenkästen geopfert. Wolff sagt: "Wir schauen uns Bodywork-Lösungen an, die etwas konventioneller sind als das, was wir jetzt haben, und die die Luft anders leiten."

Immerhin: Im Renntrimm war Mercedes zuletzt meistens konkurrenzfähiger als auf eine schnelle Runde im Qualifying. Russell startet in Miami von Platz 6, Hamilton von Platz 13. Und der Kurs rund um das Hard-Rock-Stadium ist immer für ein Safety-Car gut - oder auch für Regen. Denn aus eigener Kraft glaubt Mercedes nicht daran, ganz vorn mitmischen zu können.

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