• 24. Juli 2022 · 10:00 Uhr

Toto Wolff: "Wir dachten, wir fahren in Frankreich um den Sieg"

Le Castellet hätte zum Dreikampf an der Spitze werden sollen, stattdessen ist Mercedes noch weiter zurückgefallen - und keiner weiß warum ...

(Motorsport-Total.com) - Toto Wolff wirkte am Samstag nach dem Qualifying zum Grand Prix von Frankreich niedergeschlagen. Das Rennwochenende in Le Castellet, dachte er im Vorfeld, könnte zum Turnaround für sein Mercedes-Team werden. Doch statt im Qualifying bis auf drei Zehntelsekunden ranzukommen und im Rennen auf Augenhöhe mit Red Bull und Ferrari zu sein, wie insgeheim von Lewis Hamilton erhofft, fehlte am Ende eine ganze Sekunde.

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Toto Wolff hatte gehofft, in Le Castellet erstmals aus eigener Kraft siegfähig zu sein Zoom Download

"Wir kamen hierher und dachten, wir fahren hier um den Sieg", spricht der Teamchef erstmals explizit aus, wie hoch die Erwartungshaltung vor Le Castellet war. "Stattdessen sind wir jetzt weiter hinten als davor." Sehr zum Leidwesen des ehemaligen Daimler-Konzernchefs Dieter Zetsche, der das Qualifying gemeinsam mit Wolff von dessen Pult in der Box aus schaute.

Trotzdem glaubt Wolff weiterhin, dass Mercedes 2022 noch aus eigener Kraft gewinnen kann: "Man sieht ja, wie weit daneben man liegen kann. Ich hoffe, dass das auch mal die anderen erwischt. Wir müssen rausfinden, was hier passiert ist. Es ist eindeutig etwas Fundamentales. Aber es muss weiter unser Ziel sein, noch dieses Jahr zu gewinnen, allein schon im Hinblick auf nächstes Jahr."

Was am Mercedes W13 in Le Castellet neu ist

Das Ingenieursteam rund um Technikchef Mike Elliott hat für Le Castellet zwar kein so großes Update entwickelt wie etwa McLaren oder AlphaTauri, war aber auch nicht untätig. Die Unterbodenkanten vor den Hinterreifen wurden überarbeitet, um Anpressdruck dort wegzunehmen und in Richtung Diffusor zu verlagern, um das leidige "Porpoising" besser zu managen.

Darüber hinaus sind die Bremsbelüftungen vorn neu. Einerseits, um den Luftstrom durch die Bremsen und deren Kühlung zu verbessern; andererseits, um den Punkt zu optimieren, an dem der Luftstrom aus den Bremsbelüftungen austritt und das System aerodynamisch zu verbessern.

Auch sonst war Mercedes nicht untätig. Speziell Hamilton probierte wieder die unterschiedlichsten Set-ups aus - doch keins brachte den erhofften Effekt. Zum Beispiel fuhr er im dritten Freien Training mit einem anderen Heckflügel als George Russell. Der wurde aber wieder verworfen, weil er auf den Geraden zu viel Luftwiderstand produzierte.

Der hohe Luftwiderstand und damit die fehlende aerodynamische Effizienz scheint ein angeborener Fehler des F1 W13 E Performance zu sein, der sich so schnell nicht auskurieren lässt. Da hilft dann auch der ganze Anpressdruck nichts. Wolff weiß: "Das Auto ist am Limit. Und zwischen Hero und Zero liegt nur ein ganz schmaler Grat, den wir noch nicht verstehen."

"Ich weiß nicht, ob es per se am Aero-Mapping liegt, aber wir sehen ein Muster: Eine Session sind wir im ersten Sektor total langsam. Im zweiten Run in Q3 sind wir dann plötzlich die Schnellsten im ersten Sektor, dafür verlieren wir aber im dritten Sektor alles. Irgendwas ist da los, was mit unserem Auto nicht stimmt, sei es der Wind oder was mit den Reifen."

Wolff vermutet: Liegt's an der Aerodynamik?

Die Sektoranalyse zeigt: Hamilton verlor im ersten Sektor nur 0,026 Sekunden auf Polesetter Charles Leclerc. Im zweiten Sektor waren es 0,264 Sekunden auf Leclerc und 0,346 auf Verstappen. Nach 50 Sekunden Fahrzeit der Runde war er aber zumindest noch schneller als Sergio Perez. Erst im letzten Sektor büßte er 0,603 Sekunden ein.

Klar ist: Mercedes hat ein Problem mit dem Topspeed. Hamilton wurde im Qualifying mit gerade mal 329,6 km/h Spitze geblitzt. Das sind um 10,3 km/h weniger als Perez im Red Bull. Interessant auch: Auf den ersten vier Positionen der Topspeedwertung stehen drei Honda-Motoren. Die besten Autos powered by Mercedes sind Russell auf P9 und Daniel Ricciardo auf P13.

Der Trend schien in die richtige Richtung zu gehen

Die Enttäuschung ist groß: "Wir dachten, wir arbeiten uns gerade langsam, aber sicher wieder an die Spitze ran. In Silverstone gab es gute Anzeichen. Dann kamen wir nach Österreich, eine Strecke, die uns normalerweise gar nicht liegt, und wir waren dort auf einer kurzen Strecke bis auf drei Zehntel dran. Das ist akzeptabel", sagt Wolff.


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"Dann brachten wir ein schönes Update nach Paul Ricard, auf eine ziemlich ebene Strecke. Los geht's, lasst sie uns jagen! Stattdessen: keine Performance. Keine. Und wir wissen nicht warum. Wir haben keinen Dunst, was hier falsch gelaufen ist."

"Wir haben mit unterschiedlichen Heckflügeln experimentiert. Lewis hat den von Samstagmorgen als Fallschirm bezeichnet. Dann gingen wir auf eine kleinere Version. Damit verlieren wir in den Kurven zu viel. Also haben wir mit den Reifentemperaturen experimentiert."

Es nützte alles nichts: "Unser Rückstand beträgt immer sieben Zehntel bis 1,3 Sekunden auf Verstappen. Wenn mir vor diesem Wochenende jemand gesagt hätte, dass wir so viel Zeit verlieren werden, das wäre eine ganz schöne Ohrfeige gewesen", gibt Wolff zu.

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