• 14. Juli 2022 · 14:22 Uhr

Unterboden geflickt: Wie sich Mercedes über das Spielberg-Wochenende rettete

In Spielberg hatte Mercedes die ernsthafte Befürchtung, das Rennen am Sonntag zu verpassen, wenn im Sprint zuvor weitere Teile beschädigt worden wären

(Motorsport-Total.com) - Nach den Unfällen von Lewis Hamilton und George Russell im Qualifying zum Grand Prix von Österreich am Freitag zitterte sich Mercedes gewissermaßen durch den Rest des Formel-1-Wochenendes. Das Team befürchtete sogar, dass eines seiner Autos beim Hauptrennen am Sonntag nicht starten können würde.

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Die Unfälle im Qualifying stellten Mercedes vor große Reparaturarbeiten Zoom Download

"Wenn man mit zwei Autos einen Unfall hat, wird es immer ein sehr schwieriges Wochenende", sagt Technikdirektor Mike Elliott in seiner Video-Nachlese. "Wir hatten eine Menge Schaden an beiden Autos. Das betraf die Böden, Heckflügel und Aufhängungen."

"An Lewis' Auto war auch der Frontflügel beschädigt und es gab kosmetische Schäden am Chassis. Schäden, die wir reparieren können, aber nicht an einem Wochenende."

So umfangreich waren die Reparaturarbeiten

"Das bedeutete, dass wir Lewis' Auto von Grund auf neu aufbauen mussten, und es bedeutete auch, dass wir versuchen mussten, aus zwei Böden einen zu machen. Wir hatten ein komplettes Ersatzteil, das wir einbauen konnten, und wir mussten das Beste aus den beiden beschädigten Böden machen, um einen weiteren zu bauen."

Das Team hatte also nur einen Ersatzboden und musste aus den Resten der bei den Unfällen beschädigten Exemplare einen weiteren anfertigen. Auch beim Heckflügel musste man Abstriche machen, da nur ein Ersatzexemplar in der Österreich-Spezifikation mit geringem Luftwiderstand auf Halde lag.

Es wurde Hamilton zur Verfügung gestellt, da er weiter hinten in der Startaufstellung stand und mehr Überholmanöver zu erledigen hatte. Russell musste für den Sprint unterdessen auf einen weniger optimalen Heckflügel mit höherem Abtrieb wechseln.

Kompromisse wegen mangelnder Ersatzteile

"Wir mussten bei Georges Heckflügel einen Kompromiss eingehen, denn wir hatten nur einen kompletten Ersatz-Heckflügel, den wir an Lewis' Auto montieren wollten, weil er durch das Feld kommen musste", bestätigt Elliott und räumt ein: "Bei George war es dann ein bisschen zu viel Abtrieb für diese Strecke."

Dennoch war das Team froh, beide Fahrer überhaupt zum zweiten Freien Training am Samstagvormittag auf die Strecke schicken zu können. Aufgrund der Parc-Ferme-Regeln nach dem Qualifying hatte es nur wenig Zeit, um beide Autos fertigzustellen.

"Man konnte sehen, dass wir George etwa fünf Minuten nach Beginn des FT2 herausgeholt haben, und mit Lewis waren wir etwa zur Hälfte der Session fertig", blickt Elliott zurück.

Unfall im Sprint hätte Rennstart gefährdet

"In Lewis' Fall war der Schaden am Chassis so groß, dass wir - auch wenn es nur kosmetische Schäden waren - das Auto am Samstagmorgen quasi von Grund auf neu aufbauen mussten. Der Motor, das Getriebe, die Aufhängung, alle Systeme, die mit dem Chassis zusammenhängen, mussten neu eingebaut werden."

"Die Mechaniker schafften das am Samstagmorgen in dreieinhalb Stunden. Das ist eine erstaunliche Leistung, und es ist ihnen hoch anzurechnen, dass sie uns wieder ins FT2 gebracht haben." So hatten die Fahrer die Möglichkeit, ihre umgebauten Autos zu überprüfen und mit den vorgenommenen Änderungen zu arbeiten.

Die Tatsache, dass sich die Konstrukteursweltmeister derart abmühen mussten, um am Samstag zwei Autos startklar zu haben, ist ein klares Indiz dafür, wie sich die Kostendeckelung auf die Fähigkeit der Spitzenteams ausgewirkt hat, ausreichend Ersatzteile in der Spezifikation herzustellen, die sie derzeit fahren.

Russell demoliert sich Frontflügel im Rennen

Vor dem Sprint war dann die größte Sorge, dass weitere Schäden, etwa durch Kollisionen, ein ernstes Problem darstellen könnten: "Wir waren in einer Position, in der wir am Sonntag nicht mehr fahren können, wenn wir die Autos im Sprint beschädigen."

Tatsächlich kam es bei Hamilton in der ersten Runde zum Kontakt mit Pierre Gasly. Glücklicherweise gefährdete der Schaden den Rennstart am Sonntag aber nicht.

Für Russell begann das Hauptrennen dann allerdings mit einer Kollision, bei der die Endplatte seines Frontflügels beschädigt wurde. "Das scheint zwar keine große Auswirkung zu haben, aber es beeinträchtigt nicht nur den Gesamtabtrieb des Autos, sondern vor allem die Balance", erklärt der Mercedes-Technikchef.

"Das führt nicht nur zu einem Verlust an Rundenzeit, sondern auch zu einem veränderten Reifenabbau, denn wenn man auf den Vorderreifen rutscht, bauen die Vorderreifen schneller ab, und zu Beginn des Rennens wurde schnell klar, dass George nicht die Pace hatte, die wir von ihm erwartet hatten", so Elliott weiter.

Man holte Russell deshalb früher als geplant an die Box, um den Flügel zu wechseln. "Von da an war Georges Pace ziemlich ermutigend, und natürlich war es ein gutes Ergebnis, von einem Platz ganz am Ende des Feldes bis auf den vierten Platz vorzufahren."

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