• 11. Oktober 2020 · 19:36 Uhr

"Das ist jetzt schlecht": Geschockter Ricciardo vergisst Shoey auf dem Podest

Daniel Ricciardo konnte mit Rang drei das erste Podium für Renault holen und die Tattoo-Wette gewinnen - Im Schock vergisst der Australier sogar den "Shoey"

(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo hat es endlich geschafft. Zum ersten Mal seit seinem Wechsel von Red Bull zu Renault konnte der Australier beim Großen Preis der Eifel (Formel 1 2020 live im Ticker) wieder auf das Podest fahren - fast zweieinhalb Jahre nach seinem letzten Podestplatz in Monaco 2018. "Um ehrlich zu sein, fühlt es sich noch einmal wie das allererste Podium an", lacht er nach dem ersten Podest für Renault.

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Den Schluck aus dem Schuh hat Daniel Ricciardo einfach vergessen Zoom Download

"Das Gefühl ist wie ein glücklicher Schock", sagt er weiter. Und wie "geschockt" Ricciardo war, konnte man allein daran erkennen, dass er seinen berühmten "Shoey" auf dem Treppchen im wahrsten Sinne des Wortes vergessen hatte.

Erst als er nach der Zeremonie von Journalisten auf sein Ritual angesprochen wurde, kam es ihm in den Sinn: "Oh", sagt er sichtlich erstaunt. "Das ist jetzt echt schlecht. Ich habe es einfach komplett vergessen", gibt er zu.

Doch der Renault-Pilot hat auch eine Erklärung dafür: Ex-Teamkollege Max Verstappen hatte ihn sofort vollgesprüht - und der Champagner war am Nürburgring so kalt wie seine Umgebungstemperatur. "Zum allerersten Mal haben sie die Flaschen gekühlt. Normalerweise ist der Champagner recht warm, aber hier war er eisig", sagt Ricciardo.

Tattoo mit deutschem Touch

"Vielleicht liegt das einfach daran, dass es hier so kalt ist", lacht er weiter. "Ich war einfach von der Kälte geschockt. Jetzt bin ich wirklich traurig." Doch Ricciardo holte den "Shoey" kurzerhand in seiner Fahrerkabine nach und postete das Beweisvideo seines Drinks aus dem Schuh auf Instagram.

Was Ricciardo jedoch garantiert nicht vergisst, ist seine Wette mit Teamchef Cyril Abiteboul. Denn der Franzose ist nach dem Podestplatz endgültig fällig: Er muss sich nun ein Tattoo stechen lassen, das sich Ricciardo aussuchen darf. "Das wird passieren", kündigt der Australier an.

Welches Motiv es sein wird, dass muss Ricciardo jedoch erst noch überlegen. "Vermutlich wird es aber mit mir zu tun haben, aber ich denke, mit einem deutschen Touch. Denn hier haben wir es geschafft", lacht er. Vermutlich wird das demnächst in London passieren, wo Ricciardo laut eigener Aussage "ein paar Künstler" kennt. "Ich muss mal jemanden anrufen", grinst er.

Auch Teamchef Abiteboul wird nach dem Rennen natürlich an seinen Wetteinsatz erinnert, doch er winkt ab: "Das ist nicht die große Story des Tages."

Renault: Erster Podestplatz seit Wiedereinstieg

Für den Hersteller war wichtig, dass man endlich den ersten Podestplatz seit dem Wiedereinstieg zur Saison 2016 feiern konnte - und damit den ersten Podestplatz seit 2011. Und das passenderweise auch noch vor den Augen des neuen Geschäftsführers Luca de Meo, der am Nürburgring vor Ort war.

"Das Timing ist gut", sagt Teamchef Abiteboul. "Aber das Timing ist nur ein Fakt, dass das Team Fortschritte gemacht hat. Das kann man seit einigen Rennen sehr gut sehen. Wir verstehen das Auto besser, und das Set-up funktioniert auf jeder Strecke besser", lobt der Franzose. Seit dem Großen Preis von Belgien konnte man in jedem Rennen mindestens zwölf Punkte holen.

Das bringt Renault auch in der Konstrukteurswertung in Schlagdistanz zu Rang drei. Zwar liegt man immer noch nur auf dem fünften Platz, der Abstand auf Racing Point beträgt aber nur sechs Punkte, der Abstand auf McLaren sogar nur zwei. Zudem besitzt Ricciardo neben den Top-3-Piloten als einziger Fahrer noch rechnerische WM-Chancen - also nur ganz theoretisch.

Platz drei fast gegen Perez verloren

Das Rennen in der Eifel heute lief aus Sicht von Ricciardo fast optimal. Ein Schlüssel für ihn war, dass er am Start Alexander Albon (Red Bull) kassieren konnte. Danach wurde er etwas von Charles Leclerc (Ferrari) aufgehalten, doch auch den Monegassen konnte er schließlich überholen. Als Valtteri Bottas (Mercedes) schließlich ausfiel, schien das Podest greifbar.

Ricciardo stoppte bereits nach 16 Runden, als das Virtuelle Safety-Car draußen war. Pech für ihn: Gerade als er in die Box abbog, gab die Rennleitung wieder freie Fahrt und der Renault-Pilot konnte keine Zeit gutmachen. Die Konkurrenz um Lando Norris (McLaren) und Sergio Perez (Racing Point) blieb noch länger draußen und sorgte für etwas Kopfzerbrechen.

Als jedoch die meisten Piloten während der Safety-Car-Phase in Runde 44 noch einmal zum Reifenwechsel kamen, waren die Voraussetzungen wieder gleich. "Beim Safety-Car-Restart hätte ich beinahe Max bekommen, aber dadurch kam Perez sehr nah. Ich dachte, dass er mich in Kurve 4 überholen würde", beschreibt er. "Es war ziemlich stressig."

"Langes Rennen" für Abiteboul

Vor allem Abiteboul am Kommandostand standen die Schweißperlen auf der Stirn. Denn Renault hatte bereits Esteban Ocon mit einem technischen Defekt verloren, und auch Lando Norris schied mit Problemen an seinem Renault-Antrieb aus. "Das war ein besonders langes Rennen", atmet der Teamchef durch.

Doch Ricciardo konnte den dritten Platz schließlich bis ins Ziel retten. "Es ist jetzt 2,5 Jahre her, seit ich auf dem Podium war. Es ist echt toll", strahlt er. "Als ich den Vertrag mit Renault unterschrieben hatte, wollten wir im zweiten Jahr auf dem Podium stehen. Das haben wir geschafft."

Beim Team freut man sich über das Ergebnis, auch wenn man weiß, dass es ohne den Ausfall von Bottas nicht geklappt hätte. "Unter normalen Umständen ist unser Auto eindeutig nicht schnell genug für ein Podium", muss Abiteboul anmerken, "aber es ist gut, dass wir es holen, wenn sich eine Möglichkeit ergibt."

Ricciardo will auf einem Hoch gehen

Sechs Rennen lang haben Daniel Ricciardo und Renault noch Zeit, um die gemeinsame Erfolgsstory weiterzuschreiben. Dann verabschiedet sich der Australier in Richtung McLaren. "Ich ziehe weiter, aber es ist trotzdem eine coole Story in diesen beiden Jahren", sagt er. "Und das Gute ist: Es ist noch nicht vorbei."

Ricciardo freut sich zwar bereits auf McLaren, möchte die Saison mit Renault aber auf einem Hoch beenden. "Leute denken, dass der Abschied einfacher fällt, wenn man Probleme hat, aber ich möchte keine Probleme haben", stellt er klar. "Ich möchte in jedem Rennen Erfolg haben. Hier mit Erfolg zu gehen, ist cool."

Eines hat Daniel Ricciardo in seinen zwei Jahren bei den Franzosen aber auf jeden Fall geschafft. Er hat sich bei Renault verewigt - und wenn es nur als Tattoo auf der Haut von Teamchef Abiteboul ist.

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