• 04. Juli 2020 · 16:05 Uhr

F1-Qualifying Österreich 2020: Spielberg bleibt Bottas-Land!

Valtteri Bottas sichert sich seine dritte Pole auf dem Red-Bull-Ring - Max Verstappen pokert auf Hitzerennen - Ferrari nach bitterer Schlappe ratlos

(Motorsport-Total.com) - Zum dritten Mal nach 2017 und 2018 hat Valtteri Bottas im Qualifying zum Grand Prix von Österreich (Formel 1 2020 live im Ticker!) seinen Teamkollegen Lewis Hamilton geschlagen und die Pole-Position erobert. In einem trotz Geisterkulisse hochspannenden ersten Zeitfahren der Formel-1-Saison 2020 in Spielberg reichten dem Finnen letztendlich gerade mal 0,012 Sekunden Vorsprung für den ersten Startplatz auf dem Red-Bull-Ring.

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Valtteri Bottas hat sich die erste Pole der Formel-1-Saison 2020 gesichert Zoom Download

Die Entscheidung fiel im letzten Moment: Bottas fuhr schon im ersten Q2-Run Bestzeit und lag vor dem finalen Showdown eine Zehntelsekunde vor dem Schnellsten aller drei bis dahin absolvierten Trainings. Doch nach zehn von 20 Minisektoren lag Hamilton ein paar Tausendstelsekunden vor Bottas und schien drauf und dran, die Pole zu holen.

In der Rauch-Kurve dann die Schrecksekunde: Bottas will offenbar zu viel und schlittert ins Kiesbett - und weil die Streckenposten darauf mit gelben Flaggen reagieren, sieht er zunächst aus wie der sichere Polesetter! Aber: Zu dem Zeitpunkt, als die Flaggen gezeigt wurden, war Hamilton schon vorbei.

Gereicht hat's für den Titelverteidiger trotzdem nicht. Und er zeigt sich als fairer Verlierer: "Ich hatte eine riesige Rauchwolke vor mir. Die hat mich aber nicht abgelenkt", sucht Hamilton nicht nach Ausreden und gratuliert dem Teamkollegen - auch wenn man an seiner Miene ablesen kann, dass es ihm nicht ganz schmeckt, erster Verlierer zu sein.

Bottas: Mercedes "in einer eigenen Liga"

Bottas hingegen strahlt mit der Sonne über Spielberg um die Wette: "Ich habe dieses Gefühl nach dem Qualifying vermisst! Es ist etwas Besonderes, so ein Auto am Limit zu bewegen", sagt er. Und: "Wir scheinen in einer eigenen Liga zu sein. Es ist nur das erste Qualifying. Aber der Vorsprung ist beeindruckend. Das Auto fährt sich unglaublich."

Mehr als eine halbe Sekunde Vorsprung hatten die schwarzen Mercedes-Boliden auf ihren ersten Verfolger; auf den schnellsten Ferrari sogar eine ganze! Eine Machtdemonstration, die selbst Hamilton ein Grinsen ins Gesicht treibt: "Wir zeigen Jahr für Jahr aufs Neue, dass wir das beste Team sind", hält er fest.

Ganz anders Ferrari: Nach dem Aus von Sebastian Vettel in Q2 und dem siebten Platz von Charles Leclerc herrscht in Maranello Katerstimmung. "Die italienischen Medien werden bald einen Kopf fordern", vermutet 'ORF'-Experte Alexander Wurz, und sein 'Sky'-Kollege Ralf Schumacher macht direkt einen Vorschlag: "Im Fußball würde man jetzt über einen Trainerwechsel reden ..."

Leclerc konnte den großen Rückstand nicht fassen ("That's crazy"), und auch Vettel hatte sich, bei allem Realismus, den Ferrari mit nach Spielberg gebracht hat, mehr erwartet: "Wir dachten, wir hätten noch was in petto. Es scheint aber, als hätten die anderen im Training etwas mehr Benzin an Bord gehabt."

Ferrari: Es gibt nicht nur eine Schwachstelle

Übersteuern am Kurveneingang, fehlender Topspeed auf den Geraden: Es ist nicht nur eine Schwäche, die Ferrari ausmerzen muss. Die seit Freitag gestiegenen Temperaturen, vermutet Vettel, seien auch nicht hilfreich gewesen. Trotzdem bleibt er optimistisch: "Im Renntrimm sind wir besser unterwegs. Morgen sieht es vielleicht ganz anders aus."

Bei Leclerc ist das Ergebnis besser, aber die Laune schlechter. Als er nach Q2 1,6 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit hatte, fragte er beim Team nach, ob am Auto etwas gebrochen war. War es nicht. Und es könnte sogar noch dicker kommen: Ausgerechnet Kevin Magnussen (16.) vom Kundenteam Haas beschwerte sich darüber, von ihm aufgehalten worden zu sein. Nachspiel nicht ausgeschlossen.

So war Max Verstappen, Spielberg-Sieger 2018 und 2019, der einzige ernstzunehmende Herausforderer des Mercedes-Duos. In den Kampf um die Pole-Position konnte auch er nicht eingreifen, und ein Rückstand von einer halben Sekunde ist auf einer so kurzen Strecke wie dem Red-Bull-Ring einerseits durchaus besorgniserregend.

Andererseits: "Morgen soll es heiß werden. Da könnten meine Medium-Reifen ein Vorteil sein", glaubt der Niederländer. Denn Verstappen fuhr seine beste Q2-Zeit als einziger Top-10-Fahrer nicht auf Soft, sondern auf dem gelben Medium, auf dem er nun am Sonntag starten darf. Das könnte ihm einen längeren ersten Stint und einen strategischen Vorteil ermöglichen.

Marko wundert sich: Hat Mercedes eine Chance vertan?

Helmut Marko wundert sich: "Ich frage mich, warum Mercedes bei der Überlegenheit nicht zumindest ein Auto auf die gelben Reifen gestellt hat. Aber uns soll's recht sein." Verstappen sieht eine Chance auf den Hattrick: "Im Vorjahr waren wir im Qualifying auch ein Stück hinten", lacht er und kündigt an: "Ich werde versuchen, ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen."

Sein Teamkollege Alexander Albon (+0,929) tat sich mit einem älteren Frontflügel den ganzen Samstag schwer, schien aber auf den Punkt in Form zu kommen. Auf seiner letzten Runde fuhr er dann direkt in die von Bottas ausgelösten gelben Flaggen. "Sonst wäre ich so schnell wie Lando gewesen", seufzt der Thailänder - Platz fünf.

Lando Norris (+0,687) fuhr als Vierter das beste Qualifying-Ergebnis seiner Karriere ein. Live im TV-Interview reichte ihm McLaren-Boss Zak Brown das Handy. Am anderen Ende der Leitung: der Kronprinz von Bahrain, um zu gratulieren. "Ich dachte nicht, dass wir Racing Point schlagen können. Aber mit weniger Sprit wurde das Auto immer besser", strahlt Norris.

Racing Point hat trotzdem Grund zur Freude. Prognosen, wonach der "rosarote Mercedes" sogar aufs Podium fahren könnte, entpuppten sich zumindest im Qualifying als zu optimistisch. Aber sowohl Sergio Perez (6.) als auch Lance Stroll (9.) schafften den Sprung ins Top-10-Finale. Norris befürchtet: "Sie waren in den Longruns definitiv schneller als wir."

Perez: Geht noch mehr für Racing Point?

Perez glaubt, dass in Q3 mehr drin gewesen wäre. Insgeheim hatte er auf die zweite Reihe gehofft. Aber nach einer ermutigenden Vorstellung in Q1 und Q2 "hat mir in Q3 wahrscheinlich ein bisschen Windschatten gefehlt", analysiert der Mexikaner. "Aber wir haben einen guten Renntrimm. Ich hoffe, dass ich gleich in der ersten Runde überholen kann."


Formel 1 bizarr: Der Freitag in Spielberg

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Mercedes, Red Bull, McLaren und Racing Point brachten im ersten Qualifying der Saison beide Autos in die Top 10. Ferrari und Renault nur eins. Daniel Ricciardo hatte seinen Teamkollegen Esteban Ocon (14.) bisher mühelos im Griff. Aber weil er Opfer der gelben Flaggen wurde, war für den Australier auf P10 Endstation.

Und sonst? Nicholas Latifi (Williams) bekleckerte sich auch im Qualifying nicht mit Ruhm, verlor eine halbe Sekunde auf den Vorletzten und startet am Sonntag als 20. in seinen ersten Grand Prix. Vorletzter wurde Kimi Räikkönen, 0,049 Sekunden hinter Teamkollege Antonio Giovinazzi - obwohl der seinen Alfa Romeo ausgerechnet auf der schnellsten Runde ins Kiesbett versetzte.

Die große Frage ist vor dem Rennen (ab 14:45 Uhr im Formel-1-Liveticker): Kann Verstappen Mercedes schlagen? Helmut Marko bestellt dafür 30 Grad beim Wettergott: "Die Tendenz scheint richtig zu sein", sagt er mit Blick in den sonnigen Himmel. Denn je heißer es wird, desto größer Verstappens Reifenvorteil im ersten Stint.

Toto Wolff lässt sich auf das Spielchen ein: "Der Doktor hat gemeint, er will noch einmal um zwei Grad aufdrehen morgen. Er hat einen direkten Draht", grinst er mit Blick gen Himmel. "Das wird dann schwierig für uns, weil natürlich der Soft früher eingehen wird als der Medium. Deswegen war der Schachzug sicher clever."

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