• 29. März 2019 · 17:30 Uhr

Formel-1-Training Bahrain: Ist Ferrari wirklich so überlegen?

Toto Wolff und Christian Horner nach Freitagstraining optimistisch - Max Verstappen befürchtet aber: "Ferrari ist vor allen anderen" - Vettel-Bestzeit trotz Fahrfehler

(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat seine starke Form auch im zweiten Freien Training zum Grand Prix von Bahrain (Formel 1 2019 live im Ticker) bestätigt und sich mit Sebastian Vettel die Freitagsbestzeit gesichert. "Das war mehr Barcelona als Melbourne", analysiert Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Doch die Dominanz der Scuderia war nicht mehr so groß wie in der ersten Session und auch nicht so groß, wie es der oberflächliche Blick auf die Zeitentabelle suggeriert.

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Sebastian Vettel sicherte sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Bahrain Zoom Download

Vettel stellte eine Bestzeit von 1:28.846 Minuten auf und distanzierte den schnellsten Mercedes (Lewis Hamilton auf Platz drei) um 0,603 Sekunden. Und das, obwohl er auf seiner Bestzeit-Runde die letzte Kurve nicht sauber erwischte. Während Mercedes auf eine schnelle Runde gleichzeitig so aussah, als hätte man nicht genügend Grip.

Aber: Ferrari packte als einziges der drei Topteams einen zweiten Satz frischer Soft-Reifen aus. Mit dem konnte sich Vettel - trotz eines Fehlers in der letzten Kurve - noch einmal um eine Zehntelsekunde steigern. "Was sie getan haben, ist ungewöhnlich. Vielleicht hat es etwas mit der Reifenstrategie im Rennen zu tun", wundert sich Wolff.

Wie dem auch sei: Bei den abschließenden Longruns fuhr Ferrari zwar gerade zu Beginn der Stints die schnelleren Einzelzeiten, aber Mercedes wirkte konstanter. Der Eindruck, den wir schon bei den Wintertests gewonnen hatten, dass der 2019er-Ferrari die Reifen relativ schnell verschleißt, scheint sich zu bestätigen.

Wolff: Trotz Rückstand im Interview optimistisch

Vielleicht ist das der Grund für Wolffs Optimismus, denn der Österreicher glaubt, dass Ferrari wenn überhaupt, dann nur "minimal" vor Mercedes liegt: "Es war gar nicht so schlecht. Wir sind zufrieden."

"Der Ferrari ist auf den Geraden extrem schnell. Da holen sie alles raus. Das ist ein ganz anderer Ferrari als in Melbourne. Aber das Qualifying ist eine andere Geschichte. Da werden wir unser Auto ausquetschen wie eine Zitrone!"

Teamintern scheint sich der Trend fortzusetzen, dass Valtteri Bottas im Moment eine echte Herausforderung für Hamilton ist. Am Freitag war der Finne nur um eine Zehntelsekunde langsamer - und im Longrun sogar konstanter.

Aber Wolff warnt: "Es ist sehr gefährlich, Lewis Hamilton zu unterschätzen. Aber Valtteri hat genau da weitergemacht, wo er in Melbourne aufgehört hat. Das war ein sehr guter Longrun."

Bei Ferrari setzte sich mit Vettel der Routinier durch. Am Ende hatte er trotz seines Fehlers 35 Tausendstelsekunden Vorsprung auf Charles Leclerc. Der Monegasse setzte dem viermaligen Weltmeister phasenweise ganz schön zu. Aber es reicht noch nicht ganz, um wirklich schneller zu sein.

Red Bull: Kommt da noch was?

Das dritte Topteam der Formel 1 2019, Red Bull, hat indes Analysebedarf. Max Verstappen landete mit 0,879 Sekunden Rückstand auf dem sechsten, Pierre Gasly (+1,583) gar nur auf dem zwölften Platz.

"Wir haben mit den weichen Reifen was ausprobiert. Das hat nicht funktioniert", berichtet Gasly. Teamchef Christian Horner ist dennoch unbesorgt. Man sei einfach nicht zur richtigen Zeit auf der Strecke gewesen, glaubt er.

Und: "Im letzten Sektor ist Max Schnellster. Er hätte drei Zehntel schneller sein können. Es steckt mehr im Auto, als wir heute gesehen haben", ist sich Horner sicher.

Ermutigend auch: Verstappen war der einzige Fahrer im Feld, der mit stark gebrauchten Reifen 1:34er-Zeiten fahren konnte. Wenn der Ferrari beim Reifenverschleiß das eine Extrem ist, ist der Red Bull das andere.

"Best of the Rest" war am Freitag Nico Hülkenberg. Der Renault-Pilot belegte mit nur 0,823 Sekunden Rückstand den fünften Platz. Auf Kevin Magnussen (7./Haas) hatte er drei Zehntelsekunden Vorsprung.

Lando Norris (McLaren), Romain Grosjean (Haas) und Daniil Kwjat (Toro Rosso) komplettierten die Top 10. Letzterer fand einmal Erwähnung im Hamilton-Boxenfunk: "I nearly got torpedoed!"

Renault im Vergleich zu Melbourne verbessert

Hülkenberg fuhr ebenso ermutigende Longrun-Zeiten wie sein Teamkollege Daniel Ricciardo, der erst in Fahrt kam, als es zu den Longrun-Tests überging, und die Session deshalb nur als 15. beendete. Das entspricht nicht dem Leistungsniveau des französischen Werksteams. Tendenziell sieht Renault stärker aus als vor zwei Wochen in Melbourne.

Und sonst? Sergio Perez (14./Racing Point/+1,870) stand zu Beginn wegen Verdacht auf einen Bremsdefekt lange an der Box. Bei den beiden Alfa Romeos (P16/18) gab es Probleme mit der Kühlung.

Und bei Williams läuft weiterhin gar nichts zusammen: George Russell fehlten acht Zehntelsekunden auf die gedachte vorletzte Reihe - und war trotzdem um eine Sekunde schneller als Robert Kubica.

Aus Sicht der Ferrari-Fans riecht es nach dem ersten Trainingstag in Bahrain jedenfalls nach Entwarnung: "Ferrari ist vor allen anderen, würde ich sagen", meint etwa Max Verstappen.

Experte Karun Chandhok erklärt: "Ich bin nicht überrascht. Ferrari hat in Barcelona eine Runde nach der anderen perfekt getroffen, jede einzelne Kurve." Die Überraschung, sagt er, sei Melbourne gewesen ...

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