"Alle Optionen offen halten": Bottas droht wieder Teamorder

Mercedes möchte Lewis Hamilton in Austin unbedingt vorzeitig zum Weltmeister machen und würde dafür zur Not auch eine Stallorder aussprechen

(Motorsport-Total.com) - Valtteri Bottas wird beim Grand Prix der USA in Austin, Texas, womöglich ein letztes Mal in der Formel-1-Saison 2018 für Lewis Hamilton fahren müssen. Toto Wolff schließt eine Stallorder nicht aus: "Wenn wir in eine Situation geraten, in der wir die Punkte evaluieren müssen, dann werden wir das tun. Aber ich möchte mich jetzt noch nicht festlegen, ob und was wir tun werden", so der Mercedes-Teamchef nach dem Qualifying auf dem Circuit of The Americas.

Valtteri Bottas könnte Lewis Hamilton in Austin zum Weltmeister machen

Bottas steht hinter Hamilton und Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen auf dem dritten Startplatz und kann somit zum Weltmeistermacher werden. Denn sollte Hamilton das Rennen gewinnen, muss Sebastian Vettel (Startplatz fünf) mindestens Zweiter werden, um die WM-Entscheidung hinauszuzögern. Ein Mercedes-Doppelsieg bedeutet also automatisch den Titel für Hamilton - wenn man davon ausgeht, dass im Zweifel eine Stallorder greifen würde.

Doch das will man bei Mercedes dem Rennverlauf überlassen. Angesichts der Trainingsleistungen ist ohnehin nicht davon auszugehen, dass Bottas Hamilton aus eigener Kraft schlagen kann. Wolff legt daher folgende Missionsbeschreibung fest: "Das Ziel für Valtteri muss sein, von Anfang an zu attackieren. Er hat nicht viel zu verlieren. Und er soll ein starkes Rennen zeigen."

Bei der Stallorder in Sotschi tat sich Wolff noch schwer damit, diese zu verhängen, weil die Lage in der WM nicht ganz so klar war, wie sie jetzt ist. Bottas hat auch rechnerisch keine Chance mehr, selbst Weltmeister zu werden. Und trotzdem: "Ich ringe noch immer damit", sagt Wolff über das Stallorder-Thema.

"Seit ein paar Tagen schreiben die Medien, dass wir eine Hand am WM-Pokal haben und die Sache fast durch ist. Aber entweder hast du den Pokal in der Hand oder noch nicht. Haben wir nicht", erklärt der Mercedes-Teamchef. "Ich weiß, dass der Punktestand sehr gut für uns aussieht, aber in diesem Sport kann alles passieren. Ferrari hat sich wie erwartet stark zurückgemeldet. Darum möchte ich mir für das Rennen alle Optionen offen halten."

Bottas geht indes scheinbar ohne eigene Agenda in das Rennen: "Startplatz drei ist nicht schlecht und mein Fokus liegt nun darauf, Kimi zu überholen. Schließlich ist es unser Ziel, die bestmögliche Punktzahl für das Team einzufahren." Denn auch der Finne weiß: Wenn Hamilton in den USA Weltmeister wird, darf er in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi wieder frei fahren und gewinnen.

Im Qualifying fehlten ihm 0,379 Sekunden auf die Pole-Position. Bottas tat sich schon in den Freien Trainings mit dem Supersoft-Reifen leichter als mit dem Ultrasoft, der in der Q3-Entscheidung eingesetzt wurde. Das könnte für ihn in der Startphase - er startet auf Supersoft - ein Vorteil sein. Trotzdem ärgert ihn, dass er in der entscheidenden Phase nicht genug zulegen konnte, um in die erste Reihe zu fahren.

"Alle anderen haben sich auf ihrem zweiten Versuch viel mehr verbessert, aber ich habe nicht mehr Grip gefunden", sagt er. "In diesen letzten Runden im Qualifying möchtest du die Reifendrücke und Temperaturen im optimalen Fenster haben. Der erste Versuch im Q3 fühlte sich etwas besser an. Jetzt müssen wir uns die Daten ansehen und herausfinden, ob es uns auch auf dem zweiten Run gelungen ist, die Reifen in das optimale Fenster zu bringen."