• 21. Oktober 2017 · 03:04 Uhr

Toro Rosso: Hartley beeindruckt, Kwjat muss sich strecken

Formel-1-Debütant Brendon Hartley schwärmt nach Trainingsauftakt in Austin, muss aber von weit hinten in sein erstes Rennen gehen - Daniil Kwjat mit Comeback, aber...

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix der USA auf dem Circuit of The Americas (COTA) in Austin markiert für Brendon Hartley das Renndebüt im Grand-Prix-Sport. Der Neuseeländer, der gerade die letzte Saison für Porsche in der LMP1-Klasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) zu Ende fährt, sitzt in Austin anstelle von Pierre Gasly im Toro Rosso. Aller Voraussicht nach wird Hartley die Saison sogar beenden. Teamkollege Daniil Kwjat darf sich diesbezüglich nicht so sicher sein.

Foto zur News: Toro Rosso: Hartley beeindruckt, Kwjat muss sich strecken

Brendon Hartley ist nach seiner Premiere im 2017 Formel-1-Auto begeistert Zoom Download

Am Freitag, seinem ersten Einsatztag im Toro Rosso STR12, hinterließ Hartley einen grundsoliden Eindruck. Im ersten Freien Training reihte sich der Neuseeländer auf Platz 14 ein und war schneller als Freitagsfahrer Sean Gelael, der im Auto von Kwjat das Auftakttraining fuhr. Am Nachmittag hatte Kwjat seinen ersten Einsatz seit dem Singapur-Wochenende, nachdem er zuletzt zweimal (Sepang und Suzuka) vollumfänglich von Gasly vertreten worden war. Kwjat hatte auf Platz 13 am Freitag in Austin schließlich einen Vorsprung von 1,3 Sekunden auf Hartley.

Hartley zufrieden: "Habe Auto auf der Strecke gehalten"

Doch Hartley ist mit Platz 17 der Tageswertung zufrieden. "Für den ersten Tag war es recht positiv. Ich habe versucht, das Ganze nicht zu stark zu überdenken, sondern bin einfach rausgefahren und wollte herausfinden, wie es sich anfühlt", so der WEC-Pilot, dessen Formel-1-Erfahrungen sich vor dem Austin-Wochenende auf vereinzelte Testfahrten für Red Bull beziehungsweise Toro Rosso sowie für Mercedes beschränkten. Diese Testfahrten liegen aber allesamt fünf Jahre und länger zurück.

"Auf dem Shortrun habe ich aber ehrlich gesagt noch reichlich Raum für Verbesserungen."Brendon Hartley
"Ich habe das Auto auf der Strecke gehalten und bin im Laufe des Tages gut vorangekommen", bilanziert Hartley zufrieden und bezieht sich bei seinen Fortschritten nicht nur auf das Fahren selbst, sondern auch auf Übungsstarts, Boxenstopp-Übungen und so weiter. "Alles in allem gab es für mich in kurzer Zeit viel zu lernen, aber es lief gut. Mit dem Longrun war ich auch zufrieden, weil ich mir die Reifen gut einteilen konnte."

"Auf dem Shortrun habe ich aber ehrlich gesagt noch reichlich Raum für Verbesserungen", sagt Hartley und erklärt, warum: "Ich war nicht darauf vorbereitet, wie viel mehr Grip die Reifen plötzlich bieten. Ich muss die Pirellis erst noch richtig verstehen lernen. Der Longrun lief aber wie gesagt gut. Insgesamt gibt es noch reichlich Raum für Verbesserungen, aber alles in allem bin ich mit dem Tag zufrieden. Ich werde heute gut schlafen und freue mich schon auf morgen."

Hartley vergleicht Formel 1 mit LMP1 und schwärmt

Foto zur News: Toro Rosso: Hartley beeindruckt, Kwjat muss sich strecken

Mit dem LMP1-Porsche fuhr Hartley erst vor wenigen Wochen ebenfalls in Austin Zoom Download

Damit nicht genug. Nach seinem ersten Arbeitstag am Steuer eines 2017er Formel-1-Boliden kommt Hartley aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. "In den schnellen Kurven war die Performance des Autos unglaublich. Das sind auch die Bereiche, in denen ich noch am meisten zulegen kann. Ich kenne einfach das volle Potenzial des Autos noch nicht, insbesondere im ersten Sektor der Strecke. Bei hohen Geschwindigkeiten ist so ein Auto schneller als jedes andere, das ich jemals gefahren habe."

Auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' erklärt Hartley: "Im LMP1-Auto haben wir zwar 1.000 PS. Die nutzen wir aber nie für eine gesamte Gerade. An nutzbarer Energie haben wir viel weniger zur Verfügung. Deshalb ist der Top-Speed in einem Formel-1-Auto viel höher. Auch die Performance beim Bremsen ist viel besser, weil das Auto leichter ist, die Reifen größer sind und einfach mehr Abtrieb zur Verfügung steht. Auf den Longruns bauen die Reifen aber sehr stark ab."

Kwjat muss sich beim Comeback strecken

Foto zur News: Toro Rosso: Hartley beeindruckt, Kwjat muss sich strecken

Daniil Kwjat saß erstmals seit Singapur wieder im Toro-Rosso-Cockpit Zoom Download

Dennoch kam Hartley auf seinem Longrun auf Anhieb sehr gut zurecht - so gut, dass er sich dafür direkt Lob von Helmut Marko eingefangen hat. "Mit viel Sprit war Brendon quasi gleichschnell wie Daniil, aber mit wenig Sprit im Tank hat Daniil eine richtig gut Runde hingelegt", vergleicht der Red-Bull-Motorsportberater den Auftritt von Debütant Hartley mit jenem von Rückkehrer Kwjat. Wie es bei Toro Rosso weitergeht? Noch offen, denn Marko fügt hinzu: "Warten wir mal ab, wie es sich nach diesem Rennen hier darstellt."

Hartley meldet jedenfalls schon mal klare Ansprüche an: "Formel 1 ist das, wovon ich mein ganzes Leben lang geträumt habe. Ja, für Porsche zu fahren, war auch ein Traum, der für mich in Erfüllung gegangen ist, aber so weit ich zurückdenken kann, so lange wollte ich es in dieses Fahrerlager hier schaffen." Bei Marko hat der ehemalige Red-Bull-Junior schon mal Eindruck hinterlassen. Und auch von Red-Bull-Teamchef Christian Horner gab es laut Hartley am Freitag "schon gute Rückmeldungen".

Derweil hält Kwjat, der nach seiner vom Team auferlegten Zwangspause erstmals seit Mitte September wieder im Auto saß, am Tag seiner Rückkehr fest: "Es hat sich nicht allzu viel verändert, seit ich das Auto zum letzten Mal bewegt habe. Das Gefühl war ganz ähnlich wie zuletzt. Wir konnten sofort voll loslegen mit unserem Programm, denn schon nach zwei, drei Runden hatte ich meine Referenzpunkte, um am Set-up zu arbeiten. Es ist ja nicht so, dass ich ein Jahr lang nicht im Auto gesessen hätte."

Kurioser Dreher von Freitagsfahrer Sean Gelael

Bevor Kwjat am Freitag in Austin einsteigen durfte, saß zunächst Freitagsfahrer Sean Gelael für die erste Session des Tages im Cockpit. Der Indonesier, der sich auf Platz 17 einreihte, legte gegen Ende seiner einzigen Session des Tages einen kuriosen Dreher hin, den er wie folgt erklärt: "Ich war gerade auf einem Aero-Test unterwegs und ließ Max (Red-Bull-Pilot Max Verstappen; Anm. d. Red.) vorbei. Dabei kam ich mit den kalten Reifen auf den nassen Teil der Strecke und habe das Auto einfach verloren. Es war ein unglücklicher Zwischenfall."

Lachend fügt Gelael hinzu: "Immer dann, wenn ich ein Training absolviere, regnet es. Es waren wieder einmal tückische Bedingungen, genau wie schon in Singapur und in Malaysia. Mit den Intermediates war ich zu Beginn durchaus konkurrenzfähig. Doch als die Strecke trockener wurde, waren die Reifen schon ziemlich hinüber. Deshalb konnten andere noch schneller fahren", so der Formel-2-Stammfahrer nach seinem dritten Formel-1-Freitagseinsatz.

Startplatzstrafe gegen Hartley beim Renndebüt

Am Nachmittag übernahm Kwjat planmäßig von Gelael. Der Russe lag dabei vier Positionen vor Debütant Hartley. Doch so solide sich Hartley am Freitag verkauft hat, so weit hinten wird er das Rennen am Sonntag starten müssen. Toro Rosso hat sich für den Formel-1-Debütanten nämlich eine Rückversetzung um 25 Startplätze eingefangen.

Am Auto, das zuletzt in Suzuka von Gasly gefahren wurde, hat man vor Beginn des Fahrbetriebs in Austin nämlich gleich mehrere Komponenten des Antriebsstrangs gewechselt. Es kommen aktuell das sechste Exemplar des Verbrennungsmotors, das sechste Exemplar der MGU-H, das fünfte Exemplar des Energiespeichers und das fünfte Exemplar der Steuerungselektronik zum Einsatz. Hintergrund ist ein Update aus dem Hause Renault. Es handelt sich um einen ersten Test der Antriebskomponenten für 2018.

Neben Hartley müssen aus dem gleichen Grund auch Red-Bull-Pilot Max Verstappen und Renault-Werksfahrer Nico Hülkenberg mit einer Rückversetzung in der Startaufstellung leben.

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Samstag
Foto zur News: Formel-1-Qualifying: Modus im Wandel der Zeit
Formel-1-Qualifying: Modus im Wandel der Zeit

Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Freitag

Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Technik

Foto zur News: Als die Formel 1 zuletzt in China fuhr ...
Als die Formel 1 zuletzt in China fuhr ...
Folge Formel1.de
Formel-1-Datenbank
Formel-1-Datenbank: Ergebnisse und Statistiken seit 1950
Formel-1-Datenbank:
Ergebnisse und Statistiken seit 1950

Jetzt unzählige Statistiken entdecken & eigene Abfragen erstellen!

Formel 1 App