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Dümmer hätte es für Lewis Hamilton kaum laufen können: Souverän in Führung liegend ereilte den Mercedes-Star beim Malaysia-Grand-Prix in Sepang ein Motorschaden. Doch der Brite ist nicht der erste Formel-1-Pilot, dem das Schicksal so übel mitspielt. In unserer Fotostrecke erinnern wir an die dramatischen Beispiele der Geschichte...
Deutschland-Grand-Prix 1996: Gerhard Berger ist im Benetton die Saison über nicht vom Glück verfolgt, als in Hockenheim ein kleines Wunder greifbar ist. Der Österreicher führt knapp vor Damon Hill. Es sind noch drei Runden zu fahren, doch sein Renault-Motor verabschiedet sich in einer riesigen Rauchwolke.
Kanada-Grand-Prix 1991: Nigel Mansell fährt in Montreal einem sicheren Sieg entgegen. Er winkt in der letzten Runde schon den Fans, als am Ausgang der Haarnadelkurve ein Elektronikausfall und ein Hydraulikproblem das Getriebe blockieren. Der Brite klappt das Visier hoch und schlägt wütend auf sein Lenkrad...
...doch Platz eins ist futsch, als er auf einer Grünfläche zum Stehen kommt. Im Paddock macht die Geschichte die Runde, dass nicht ein Defekt für die Panne verantwortlich gewesen sei. Vielmehr hätte Nigel Mansell schon so viel Gas weggenommen, dass er Renault-Motor bei extrem niedriger Drehzahl abgestorben sei.
Deutschland-Grand-Prix 2005: Kimi Räikkönen ist im Qualifying eine halbe Sekunde schneller als die Konkurrenz und macht im Rennen auf dem Hockenheimring in gleicher Facon weiter. Kaum ein Gegner erkennt ihn noch mit dem Fernglas - doch die Hydraulik des McLaren streikt und er muss abstellen.
US-Grand-Prix 1959: Jack Brabham führt im Saisonfinale von Sebring auf dem Weg zum Titel haushoch, als ihn Probleme zum Verlangsamen zwingen. Wenige Meter vor dem Ziel rollt sein Cooper aus. Der Sieg ist weg, doch er schiebt den Wagen als Vierter über die Ziellinie und rettet die Krone. Vor Erschöpfung bricht er zusammen.
Ungarn-Grand-Prix 1997: Nach dem Aus bei Williams steht der zu überraschend zu Hinterbänkler Arrows gewechselte Damon Hill vor der Sensation. Er liegt in Front, als in der letzten Runde die Hydraulikpumpe versagt und das Auto im dritten Gang steckenbleibt. Jacques Villeneuve überholt auf dem Grünstreifen, für Hill bleibt Rang zwei.
US-Grand-Prix 2000: Mika Häkkinen fährt acht schnellste Runden binnen zehn Umläufen und scheint den führenden Michael Schumacher im Kampf um den Sieg kurz vor Rennhalbzeit aufzuschnupfen. Als er den Ferrari vor sich sieht, versagt ein Pneumatikventil und der McLaren rollt aus. Später wird klar: ein Produktionsmangel.
Japan-Grand-Prix 2006: Michael Schumacher will nach seiner Rücktrittserklärung nochmals die Formel-1-Krone. Von Fernando Alonso gejagt scheint sich der Ferrari-Star in Suzuka vor dem Finale per Sieg die WM-Führung zu sichern, doch der Motor im roten Renner geht hoch - der erste Defekt seit über sechs Jahren.
Frankreich-Grand-Prix 1977: John Watson wehrt sich mit Haut und Haaren gegen die Angriffe des Mario Andretti, als ihn sein Alfa-Romeo-Motor im Stich lässt. Ein kurzer Aussetzer reicht, um den Nordiren zurückzuwerfen.
Spanien-Grand-Prix 2001: Nochmal Mika Häkkinen. Der mit riesigem Vorsprung ausgestattete Finne ist in der letzten Runde nicht mehr zu stoppen, als die Kupplung im McLaren den Geist aufgibt und Platz eins unter Barcelonas Sonne dahinschmilzt. Schwacher Trost: Teamkollege David Coulthard spendiert eine Taxifahrt zurück an die Box.
Monaco-Grand-Prix 1982: Dreifaches Pech in der letzten Runde. Im Regen geht Didier Pironi auf Platz eins im Ferrari der Sprit aus. Andrea de Cesaris im Alfa Romeo rückt auf, doch dann ist auch sein Tank leer und er bleibt stehen...
Darek Daly scheint den Sieg zu erben. Im nach Unfällen stark havarierten Williams ohne Front- und Heckflügel kollabiert aber das Getriebe. Ricardo Patrese siegt - nachdem er seinen Brabham schon in der Portier-Kurve gedreht und abgewürgt, aber mit Mühe und Not wieder zum Laufen gebracht hat.
Ungarn-Grand-Prix 2008: Felipe Massa diktiert das Rennen in Budapest und scheint einen Schritt in Richtung WM-Titel zu gehen. Ohne Vorwarnung ist auf der Start- und Zielgerade zwei Runden vor dem Ende die Power weg: Motorschaden!
Europa-Grand-Prix 2005: Wieder Pech für Kimi Räikkönen, wieder profitiert Fernando Alonso. Auf dem Nürburgring geht der Finne als Führender in die letzte Runde, doch beim Anbremsen der ersten Kurve geht an seinem McLaren die Aufhängung zu Bruch. Ein Bremsplatter hat zuvor Vibrationen und eine Zitterpartie ausgelöst.
Italien-Grand-Prix 1995: Ferrari ist mit Berger und Jean Alesi auf dem Weg zum Doppelsieg in Monza, doch beim Heimspiel kommt es zum Drama. Erst fällt vom Auto des Franzosen eine TV-Kamera ab und zerschlägt die Aufhängung des Teamkollegen. Sieben Runde führt Alesi noch - bis ein nicht richtig festgezogenes Rad die Tragödie perfekt macht.
(Motorsport-Total.com) - Das Mercedes-Team hat vor dem Grand Prix von Japan in Suzuka (Formel 1 2016 live im Ticker) geklärt, warum Lewis Hamiltons Motor beim Grand Prix von Malaysia in Runde 41 in Führung liegend kaputt gegangen ist. Der Grund war, dass sich eines der Kurbelwellenendlager festgerieben hatte. Das löste den kapitalen Motorschaden aus.
Vorherige Warnsignale dafür gab es nicht. Als Hamilton durch die Haarnadel vor Start und Ziel fuhr, begann zwar der Öldruck zu sinken, aber schon ein paar Sekunden später spuckte sein Mercedes Feuer und Qualm. Der Motor wurde noch am Sonntagabend in Sepang auf die Reise nach Brixworth geschickt, wo er am Dienstag eintraf. Anschließend begann die genaue Untersuchung, die mit der Identifikation des defekten Kurbelwellenlagers endete.
Hamilton hatte den kaputten Motor in Spa-Francorchamps in seinen Pool für diese Saison gezogen. Die Laufleistung lag erst bei 618 Kilometern. In Suzuka wird der Vorjahressieger mit jenem Motor fahren, den er schon in Singapur eingebaut hatte. Bei Teamkollege Nico Rosberg bleibt der Malaysia-Motor drin. Beide haben für die letzten fünf Grands Prix im WM-Kampf praktisch gleiche Motorenressourcen zur Verfügung.
Der einzige Unterschied: Weil er in Spa-Francorchamps neue Motoren in seinen Pool gezogen hat, stehen Hamilton zwei Antriebseinheiten der dritten Token-Ausbaustufe zur Verfügung und eine der zweiten. Bei Rosberg sind alle Aggregate Modell Stufe zwei. Sechs Token könnte Mercedes theoretisch noch ziehen und eine vierte Stufe entwickeln. Da die Konstrukteurs-WM aber schon so gut wie gewonnen ist, kann man sich das eigentlich sparen.
Vor dem Grand Prix von Japan geht Mercedes kein Risiko ein. Die für die drei Kundenteams geplante Einführung der dritten Ausbaustufe wird verschoben. Außerdem gelten sowohl für das Werksteam als auch für die Kundenteams neue Parameter, was den Betrieb der Motoren angeht. So könnte jener Motorenmodus aus Sicherheitsgründen außen vor gelassen werden, der am meisten Performance bietet - zum Beispiel im Qualifying.
Warum sich das Kurbelwellenlager festgerieben hat, das haben die Mercedes-Ingenieure übrigens noch nicht herausgefunden. Die Ölversorgung war bis zum plötzlichen Druckabfall in Kurve 15 in Ordnung. Außerdem trat der Schaden nur in einem der sechs Zylinder auf. Alle anderen wären tadellos weitergelaufen. Eine noch tiefergehende Ursachenforschung ist aber schwierig - weil der Schaden am Motor dafür zu groß ist.