• 18. September 2016 · 17:58 Uhr

Riccardos Singapur-Endspurt: So nah und doch so fern

Daniel Ricciardo machte die Schlussphase des Singapur-Grand-Prix noch einmal spannend, konnte Nico Rosberg am Ende aber nicht mehr einholen

(Motorsport-Total.com) - Für Daniel Ricciardo hieß es in der Endphase des Grand Prix von Singapur: Alles oder nichts. Mit einem späten Boxenstopp machte er noch einmal Jagd auf den Führenden Nico Rosberg und dem Mercedes-Piloten den Sieg streitig. Am Ende kommt der Red-Bull-Fahrer exakt 0,488 Sekunden hinter ihm über die Ziellinie. Max Verstappen erreichte nach einem schlechten Start lediglich Platz sechs.

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Daniel Ricciardo sorgte in Singapur für einen hohen Blutdruck bei Mercedes Zoom Download

"Ich will hier nicht stehen und enttäuscht sein", sagt Ricciardo über seinen zweiten Platz noch auf dem Podium. "Wir hatten eine Chance, haben es versucht und sind rangekommen. Nach unserem Stopp haben wir gedacht, dass Nico auch reinkommt. Deswegen habe ich alles gegeben und die Reifen dabei ziemlich beansprucht. Am Ende waren sie dann ziemlich hin. Aber wir konnten es wenigstens spannend machen."

Es war ein von Strategie geprägtes Rennen in der tropischen Nacht von Singapur. Red Bull hatte sich schon im Qualifying für eine andere Taktik als Mercedes entscheiden und startet auf den Supersoft-Reifen, während Mercedes den weicheren Ultrasoft fuhr. Ein schlechter Start der Silberpfeile blieb diesmal aber aus und so ordnete sich Ricciardo hinter Rosberg ein. Der Australier wechselte in Runde 16 noch einmal auf den Supersoft, bevor er sich in Runde 33 für den härteren Soft-Reifen entschied, der ihn eigentlich bis zum Ende hätte begleiten sollen.

"Unsere Pace auf dem Soft vor dem letzten Stint war recht gut und wir konnten Rosberg schon ein bisschen einholen", erklärt Ricciardo, der vor seinem Überraschungswechsel auf 2,6 Sekunden an Rosberg herangekommen war. "Ich habe deswegen kurz daran gezweifelt, als sie mir sagten, wir machen einen dritten Stopp."


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Es war aber nicht allein Red Bulls Idee, von einer Zwei- auf eine Dreistoppstrategie zu wechseln. Es war Lewis Hamilton, der mit seinem späten Reifenwechsel im Duell mit Kimi Räikkönen die Kettenreaktion auslöste. Um nicht noch von dem amtierenden Weltmeister eingeholt zu werden und zusätzlich das Duell mit Rosberg spannender zu machen, holten sie ihr Singapur-Zugpferd noch einmal für einen Wechsel auf Supersoft-Reifen rein.

"Die Jungs in der Fabrik haben uns ausgerechnet, dass wir in den letzten beiden Runden auf eine Sekunde ran kämen", erklärt Teamchef Christian Horner gegenüber 'RTL'. "Es war also klar, dass es spannend wird. Daniel hat einen unglaublichen Job gemacht. So sollte die Formel 1 auch eigentlich sein - dass die ersten beiden nach zwei Stunden nur noch eine halbe Sekunde trennen."

Auch die Mercedes-Boxencrew stand bereit, um auf Riccardos Ansage zu reagieren. Doch die Weltmeister entschieden sich dafür, Rosberg fahren zu lassen, der 13 Runden vor Schluss somit immerhin einen Vorsprung von 29,3 Sekunden hatte. Was frische Reifen ausmachen können, sah man aber bereits in den letzten beiden Sektoren von Ricciardos Boxenstopp-Runde. Da machte er bereits vier Sekunde auf Rosberg gut. Bis zur finalen Runde knabberte er noch den Rest des Vorsprungs ab.

"Ich wusste, dass meine Pace am Ende einbrechen würde, weil ich die Reifen ziemlich aggressiv rangenommen habe", räumt Ricciardo ein. "Mir war klar, dass es eng werden würde. Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn ich ihn eingeholt habe. Ich habe mich nur darauf konzentriert, ihn zu kriegen und ihn unter Druck zu setzten. Ich dachte mir, dass sein Ingenieur ihm über Funk sagen würde: 'Ricciardo macht zwei Sekunde pro Runde auf dich gut'. Das hört man nicht gerne. Ich habe also alles gegeben und gehofft, ihn in einen Fehler zu zwingen. Es wäre schwierig geworden, ihn zu überholen. Aber wir haben versucht, das Publikum zu unterhalten."

Für den Versuch gab es sogar Lob von der Konkurrenz. "Die Red-Bull-Jungs haben es super gemacht", sagt Rosberg. "Sie haben den Zeitpunkt genau perfekt erwischt, weil wir nicht stoppen konnten." Und Mercedes-Boss Toto Wolff meint: "Wir müssen den Hut vor Red Bull und dem Feuerwerk ziehen, das Ricciardo am Schluss abgebrannt hat. Sie haben uns unter Druck gebracht, weil wir keinen Boxenstopp machen konnten, weil sonst Ricciardo hätte zu Ende fahren können. So war es richtig knapp."

Riccardos verpasste in Singapur zwar den Sieg, den er sich nach seinen verpassten Chancen in Barcelona und Monaco so gewünscht hatte, er funkte aber gleich nach der Zieldurchfahrt: "Das hat wenigstens Spaß gemacht. Wir werden unseren Sieg in diesem Jahr noch bekommen." Und seine 18 Punkte sind wertvoll für die WM-Ambitionen des Teams. Denn Ferrari holte auf den Plätzen vier und fünf nur 22 Zähler.

Red Bull kam mit dem sechsten Platz von Verstappen, der einen schlechten Start erwischte und sich davon kaum erholen konnte, auf 26 Punkte insgesamt. Für die Konstrukteurswertung bedeutet das nun eine Untermauerung des zweiten Platzes und einen Vorsprung von 15 Zählern.

"Es kommen noch Strecken, die uns entgegenkommen", blickt Horner voraus. "Wir werden versuchen, Mercedes das Leben schwer zu machen. Aber hauptsächlich geht es aber darum, Ferrari zu schlagen. Im Rennen waren sie heute sehr stark. Unsere Strategie war aber besser und unsere Reifenwahl hat gut funktioniert. Wir wollen die zweite Position in der WM halten, aber das wird noch eng werden."

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