• 10. Juli 2016 · 21:11 Uhr

Wieder Start hinter Safety-Car: War es wirklich notwendig?

Den Start hinter dem Safety-Car befürworten viele Fahrer, doch es war zu lange auf der Strecke - Sebastian Vettel sieht vor allem die Pirelli-Regenreifen als Problem

(Motorsport-Total.com) - Rund 20 Minuten vor dem Start zum Grand Prix von Großbritannien ging über Silverstone ein Regenschauer nieder. Das berühmte britische Wetter machte seinem Ruf wieder einmal alle Ehre. Da es bis zum Rennstart zu Regnen aufgehört hatte, war die Verwunderung bei vielen groß, dass hinter dem Safety-Car gestartet wurde. In den sozialen Medien gingen die Wogen hoch. Von "Formel-Lächerlich" war zu lesen und es stand die Frage im Raum, warum die besten Fahrer der Welt, von denen viele Millionen verdienen, nicht frei fahren durften.

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Hätte Charlie Whiting das Rennen ohne Safety-Car starten sollen? Zoom Download

Die Meinungen im Formel-1-Fahrerlager sind geteilt. Viele finden, dass der Start hinter dem Safety-Car richtig war, doch Rennleiter Charlie Whiting hätte Bernd Mayländer früher an die Box rufen sollen. "Ja, ganz sicher", befürwortet Nico Rosberg den Start hinter dem Safety-Car. Seiner Meinung nach stand stellenweise viel Wasser auf der Strecke: "Deshalb ist es wichtig, dass wir uns das ansehen können, bevor wir losfahren."

Sein Teamkollege Lewis Hamilton fuhr direkt hinter dem Safety-Car. Der Brite beschwerte sich über Funk, dass Mayländer zu langsam fährt und er keine Temperatur in die Reifen bekommt. Außerdem forderte er Whiting auf, das Safety-Car endlich an die Box zu holen und das Rennen freizugeben. "Wir können fahren, Charlie", funkte der Brite den Rennleiter an. Erst nach fünf langsamen Runden war es dann so weit und der Grand Prix begann.

"Ich denke, wir hätten normal starten können", meint Hamilton. "Es gab zwar überall nasse Stellen, aber das ist Teil des Rennsports. Wir blieben viel zu lange hinter dem Safety-Car. Als sie das Rennen freigaben, war es schon Zeit für den Wechsel auf Intermediates. Als wir 2008 normal gestartet sind, war viel mehr Wasser auf der Strecke", erinnert der Weltmeister an seinen ersten Heimsieg zurück.

Kritik an den Regenreifen

Als das Safety-Car in die Boxengasse abbog, folgten gleich mehrere Fahrer und holten sich Intermediates ab. Drei Runden später hatten schließlich alle Fahrer auf die profilierten Reifen mit der grünen Markierung gewechselt. Dadurch ging es in der engen Boxengasse turbulent zu. Nicht auszudenken, wenn Mechaniker in der Hektik verletzt worden wären. Auf der einen Seite minimierte die Rennleitung mit dem Safety-Car die Unfallgefahr auf der Rennstrecke und sorgte damit ungewollt für brenzlige Situationen in der Boxengasse.

Das bestärkt vor allem die kritischen Stimmen, denn wofür gibt es Regenreifen, wenn damit nicht richtig gefahren wird? "Ich finde, man sollte den Start hinter dem Safety-Car nicht kritisieren", meint Vettel und spricht einen anderen Punkt an: "Stattdessen sollte man kritisieren, dass niemand Vertrauen in die Regenreifen hat. Man hätte auf der einen Seite also viel Risiko mit Intermediates eingehen können, denn zu Beginn gab es starkes Aquaplaning. Wir haben schon mehrmals gesagt, dass der Regenreifen nur gut genug ist, um hinter dem Safety-Car zu fahren. Diesbezüglich hat sich nichts geändert."

Geht FIA wegen Bianchi-Klage kein Risiko ein?

Der Regenreifen von Pirelli wird schon lange von den Fahrern kritisiert. Auch wegen der kaum vorhandenen Testfahrten ist es für den Reifenpartner schwierig, diesbezüglich deutliche Fortschritte zu schaffen. Auf der anderen Seite steht für die FIA die Sicherheit an oberster Stelle. Vor allem seit dem Bianchi-Unfall regiert die Vorsicht. Außerdem schwebt derzeit noch ein Verfahren gegen die FIA, die Formula One Group (Bernie Ecclestone) und den Marussia-Rennstall. Die Bianchi-Familie hat Ende Mai Klage eingereicht.


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Wohl auch deshalb geht die FIA kein unnötiges Risiko ein. Schon in Monte Carlo wurde hinter dem Safety-Car gestartet und für den Geschmack vieler wurde es zu spät an die Box gerufen. Die Situation ähnelte Silverstone. Renndirektor Whiting wartete zu, bis die Aquaplaning-Gefahr minimiert war. "Es liegt nicht in unserer Hand, das zu entscheiden", sagt Toro-Rosso-Pilot Daniil Kwjat und fügt hinzu: "Aber ich habe auch schon früher gefragt, weil die Strecke an einigen Stellen schon trocken war. Die Sichtverhältnisse waren dann okay. Keine Ahnung, warum es einige Runden länger gedauert hat."

Auch nach Safety-Car: Es blieb rutschig

Aufgrund aller Umstände sahen die meisten im Fahrerlager den Start hinter dem Safety-Car als nachvollziehbar an. Whiting hätte Mayländer aber schon früher an die Box rufen müssen. Red-Bull-Pilot Max Verstappen nimmt die FIA in Schutz: "Ich denke, die FIA möchte ein sicheres Rennen über die Bühne bringen. Okay, vielleicht war das Safety-Car etwas zu lang draußen, aber es ist alles gut gelaufen. Mehr kann ich dazu nicht sagen."

Zahlreiche Ausrutscher und Abflüge belegten anschließend, dass auch die besten Formel-1-Fahrer mit den rutschigen Verhältnissen Mühe hatten. Regenrennen sind eben ein elementarer Teil der Königsklasse. Abschließend noch einmal Verstappen: "Ich mag knifflige Bedingungen und vor allem Regen. In Holland regnet es oft und ich konnte im Kart viel trainieren. Wenn man auch ein tolles Auto hat, kann man den Unterschied machen. Ich denke, das habe ich heute geschafft."

Verstappen setzte sich in der 16. Runde mit einem tollen Manöver gegen Rosberg in Szene, als er den Mercedes außen in Maggots ohne DRS überholte. "Ich habe es heute genossen. Selbst nach dem Wechsel auf Slicks hatte ich heute Spaß. Meine Pace war gut. In der ersten Kurve war es natürlich schwierig. Aber das gehört einfach dazu. Es hat viel Spaß gemacht", sagt der Youngster nach seinem Podestplatz.

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