• 28. Juni 2016 · 19:55 Uhr

Force India: Auf Wolke sieben zum Österreich-Grand-Prix

Vijay Mallya spricht vom "besten Lauf" in der Team-Geschichte - Sergio Perez will in Spielberg den nächsten Coup, Nico Hülkenberg den Befreiungsschlag

(Motorsport-Total.com) - Auch eineinhalb Wochen nach dem sensationellen dritten Platz von Sergio Perez beim Grand Prix von Europa in Baku schwebt das Force-India-Team noch immer auf Wolke sieben. Die zweite Podiumsplatzierung innerhalb eines Monats gab der kleinen Truppe aus England enormen Auftrieb. Und so geht man voller Vorfreude in den "Hammer-Monat" Juli, in dem gleich vier Rennen im Formel-1-Kalender 2016 anstehen. Überflieger "Checo" Perez möchte beim Großen Preis von Österreich in Spielberg am kommenden Wochenende seine bestechende Form beibehalten, während Nico Hülkenberg endlich ebenfalls Resultate liefern will.

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Sergio Perez gelang bereits zweimal der Sprung auf das Podium mit dem VJM09 Zoom Download

Für Teamchef Vijay Mallya sind die jüngsten Ergebnisse seiner Mannschaft mehr als nur ein Trostpflaster in schwerer Zeit. Wie berichtet, weilt der Inder noch immer in seinem Exil in Großbritannien und kann derzeit nicht zu den Rennen, weil er von den Behörden in seiner Heimat wegen Schulden in Millionenhöhe zum Straftäter ernannt wurde. Dennoch scheint er nach wie vor in die Team-Geschäfte eingebunden und äußert sich via Pressemeldungen und auf Twitter zu den Geschehnissen: "Derzeit haben wir den besten Lauf in der Geschichte unseres Teams und genießen den Moment", so Mallya.

"Unglaublich stolz" macht den Inder vor allem die Tatsache, dass Perez' dritter Platz von Baku aus eigener Kraft und mit einer perfekten Strategie herausgefahren wurde. Weder die Red-Bull-Piloten noch das Williams-Team hatten in Aserbaidschan eine Chance gegen den Mexikaner, der sogar den Ferrari von Kimi Räikkönen auf der Strecke überholte. "Wir haben gezeigt, dass wir den großen Teams einen harten Wettkampf liefern und das ist eine enorme Motivation für jeden bei Force India", jubelt der Teamboss.

Entwicklungsstopp kein Problem für 2016

Und so erwartet er seine Truppe auch beim kommenden Rennen in Österreich wieder äußerst konkurrenzfähig. "Wir haben gerade eine spezielle Atmosphäre in unserer Fabrik in Silverstone", droht Mallya, der Bedenken zerstreut, dass die Konkurrenzfähigkeit des VJM09 abbauen könnte, weil man sich bei der Entwicklung bereits auf das Jahr 2017 konzentriert. Der stellvertretende Teamchef Robert Fernley hatte kürzlich bestätigt, dem aktuellen Auto keine große Aufmerksamkeit zu widmen - doch dies sei nach Mallyas Meinung auch gar nicht nötig.

"Das bedeutet ja nicht, dass wir 2016 nicht weiter stark sein werden. Da ist noch jede Menge Leistung, die darauf wartet, aus unserem Paket rausgekitzelt zu werden und ich bin zuversichtlich, dass wir auch die kommenden Rennen eine gute Show bieten können", so der 60-Jährige. Voller Optimismus kündigt er an: "Wir sind auf den Geschmack gekommen und wollen noch weitere Pokale dieses Jahr sammeln". In der Tat: Seit dem großen Barcelona-Update funktioniert der Force-India-Renner auf nahezu allen Strecken und liegt in der WM-Wertung nur noch 31 Zähler hinter dem Williams-Team.

Nicht ausgeschlossen, dass die Überraschungsmannschaft auf Silverstone dem Traditionsteam aus Grove sogar noch näher auf die Pelle rückt. Der Zweikampf der beiden mit Mercedes-Power angetriebenen Rennställe dürfte auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg interessant werden. Beiden Teams sollte die Strecke mit langen Geraden, guten Überholmöglichkeiten und nur wenigen Kurven liegen. Über Leistung verfügen beide - aktuell wirkt es aber so, als hätte der Force-India-Aerodynamik-Paket im Vergleich zu Williams leicht die Nase vorn.

Platzt bei Hülkenberg endlich der Knoten?

Die Hoffnungen der Mallya-Truppe liegen dabei auch auf Top-Pilot Perez: Kaum Fehler, enormes Selbstvertrauen und perfektes Umsetzen der Strategie machen den Mexikaner derzeit zum "Mann der Stunde" in der Formel 1. Und so reist Perez entschlossen nach Österreich und plant seinen nächsten Coup: "Das ist eines meiner Lieblingsrennen. Die Strecke ist toll zu fahren und mir gefällt die Atmosphäre mit den vielen campenden Fans rund um den Kurs", so Perez. Der WM-Achte hat seit Baku ein Dauerlächeln auf dem Gesicht und freut sich auf mehr Action in Spielberg: "Die Runde hier ist kurz, deshalb sind die Abstände zwischen den Autos gering und es geht immer eng zur Sache."

Rein sportlich hat der WM-Achte keine Bedenken, nicht konkurrenzfähig zu sein: "Es gibt hier ein paar gute Überholmöglichkeiten. Vor allem in der großen Anbremszone in Kurve 2 - wir sollten hier gute Action bieten können", so der selbstbewusste Mexikaner. "Es gibt auch ein paar Höhenunterschiede und einige anspruchsvolle Kurven, in denen man keine Fehler machen darf, weil man sonst auf den Geraden viel Zeit verliert." Fehler sollte auch tunlichst Teamkollege Nico Hülkenberg vermeiden, der im internen Duell mit "Checo" unter Zugzwang geraten ist.

Während Perez bereits vier Dritte Plätze für Force India holte, wartet der Deutsche noch immer auf sein erstes Podium in der Formel 1. Platzt in Spielberg endlich der Knoten? "Wir scheinen stark zu sein, aber es wird kein Selbstläufer", klingt Hülkenberg entsprechend vorsichtig. "Das Auto funktioniert und wir haben seit dem Saisonstart einen großen Schritt nach vorn gemacht - das Potenzial für ein gutes Resultat ist also da."

Nun muss es 28-Jährige auf der Strecke umsetzen und hofft auf die Unterstützung der deutschen Fans, die traditionell in großer Anzahl nach Österreich reisen. "Es fühlt sich deshalb fast wie ein Heimrennen an. Die Atmosphäre hier ist sehr entspannt und der Ausblick mit dem Alpen-Panorama spektakulär", so Hülkenberg, der in der WM-Wertung aktuell 19 Zähler hinter seinem Teamkollegen liegt. Für den Deutschen steht ein enorm wichtiger Monat für seine weitere Formel-1-Karriere an. Mit einem Top-Resultat in Spielberg könnte die Welt auch für "Hulk" schon wieder viel besser aussehen.

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