• 17. Mai 2016 · 10:04 Uhr

Ferrari-Analyse: In Monaco wird's ganz, ganz schwierig...

Der kurvenreiche dritte Sektor und die Reifen haben Ferrari in Barcelona den Sieg gekostet - Aussichten für Monte Carlo deswegen vermutlich bescheiden

(Motorsport-Total.com) - Während Mercedes für den Europa-Auftakt in Spanien eine ganze Reihe technischer Updates an den F1 W07 Hybrid schraubte, war am Ferrari zumindest auf den ersten Blick wenig neu. Ein modifizierter Heckflügel, da und dort veränderte Mini-Details, angeblich weniger Gewicht - aber die große Revolution des SF16-H, die im Vorfeld einige erwartet hatten, blieb aus.

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Ferrari verlor in den langsamen Kurven in Barcelona am meisten Zeit auf Red Bull Zoom Download

Erstes Fazit: "Das Auto an sich funktioniert gut, denke ich, und die neuen Teile, die wir gebracht haben, bringen etwas", sagt Sebastian Vettel nach dem Rennen. Ferraris größte Schwäche in Barcelona: der dritte Sektor. Lewis Hamilton benötigte dafür auf seiner Pole-Runde 28,763 Sekunden, Vettel 29,284 Sekunden. Kimi Räikkönen (29,335 Sekunden) war sogar noch langsamer. Zum Vergleich: Daniel Ricciardo wurde dort in 28,931 Sekunden gestoppt.

"Im letzten Sektor waren wir langsamer als die vor uns", analysiert Räikkönen, und Teamchef Maurizio Arrivabene weiß: "Sonst hätte Kimi gewinnen können." Obwohl er mehr als 20 Runden lang schneller war als Max Verstappen, hatte der "Iceman" nicht eine einzige konkrete Chance, ein Überholmanöver zu riskieren. Als hingegen Daniel Ricciardo zu Vettel aufschloss (zugegeben mit um sechs Runden frischeren Reifen), attackierte der sofort.

Schlechtes Omen für Monaco

"In den letzten paar Kurven waren wir nicht konkurrenzfähig. Da ist der Red Bull viel stärker", erklärt Arrivabene. "Wir waren im letzten Sektor einfach viel zu langsam, genau wie im Qualifying." Das ist für den bevorstehenden Grand Prix von Monaco kein gutes Omen. Denn seit am Circuit de Barcelona-Catalunya im Jahr 2007 eine Schikane im letzten Sektor eingezogen wurde, gilt dieser als guter Gradmesser für den kurvenreichen Kurs in Monte Carlo.


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Ein weiteres Thema: Ferrari kommt nicht mit allen Reifenmischungen gleich gut zurecht. "Auf dem Soft waren wir sehr schnell, eine halbe Sekunde schneller als die Red Bulls. Auf dem Medium waren wir nicht schnell genug, um sie unter Druck zu setzen, sondern nur etwa gleich schnell", stellt Vettel fest. "Das müssen wir verstehen. Ich hatte ein bisschen mehr Übersteuern, musste das Heck kontrollieren, konnte nicht zu früh aufs Gas gehen."

Räikkönen: Mehr Grip würde Probleme lösen

Die Lösung? "Du wünschst dir natürlich immer mehr Grip, besonders wenn es so heiß ist wie hier", erklärt Räikkönen. "Da ist es schwierig, den Reifen eine ganze Runde lang im optimalen Fenster zu halten. Grip würde nicht nur helfen, weil die Bodenhaftung besser ist, sondern die Reifen würden auch länger halten." Weil die Laufflächen der Pirellis schneller verschleißen, wenn sie über den Asphalt rutschen, als wenn sie solide mit der Fahrbahn verzahnt sind.

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Sergio Marchionne übt medial immer wieder Druck auf das Team aus Zoom Download

Das ist letztendlich vor allem eine Temperaturfrage. "Das Team muss gründlich an seinen Problemen arbeiten", findet Ferrari-Vorstandschef Sergio Marchionne. "Im Qualifying haben wir die außergewöhnliche Erfahrung gemacht, dass das Auto in einem Temperaturfenster war, in dem es nicht funktionierte. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir einige Dinge anders gemacht, zum Beispiel mit den Reifen. Aber wir lernen daraus und werden besser."

Marchionne leitet aus der fehlenden Performance im Qualifying in Barcelona aber nicht zwangsläufig ab, dass der SF16-H keine Fortschritte macht: "Ich habe mich mit Dieter Zetsche darüber unterhalten. Mercedes hat vergangenes Jahr in Singapur eine ähnliche Erfahrung gemacht. Die Reifen funktionieren nur bei einer bestimmten Temperatur, aber weil es wärmer wurde, waren wir nicht ideal vorbereitet. Das hat uns auf dem falschen Fuß erwischt."

Sainz als Spielverderber im Rennen

Aus der dritten Reihe war der Grand Prix trotz Mercedes-Ausfall nicht zu gewinnen. Zumal Carlos Sainz für seine "großen Brüder" geschickt Puffer spielte und ihnen in den ersten acht Runden sechs Sekunden Vorsprung verschaffte. So waren Ricciardo/Verstappen beim ersten Boxenstopp schon mal abgesichert - und von da an ging es nur noch darum, Ferrari keinen zu großen Undercut zu gewähren. Dass Red Bull darin versagt hat, brachte Vettel zumindest an Ricciardo vorbei.

"Wir haben die Chance auf den Sieg schon mit dem schwachen Qualifying verspielt", meint Arrivabene. Aber das Rennen am Sonntag sei ohnehin kein echter Gradmesser für Ferraris Performance: "Red Bull - bei allem Respekt vor Max, dem ich aufrichtig gratuliere - interessiert mich nicht. Wir müssen den Tatsachen ins Auge blicken: Wenn Mercedes nicht ausgeschieden wäre, hätten wir ein großes Problem gehabt. Daran müssen wir uns orientieren."

Lauda: Marchionnes Druck ist kontraproduktiv

Mercedes wiederum versteht selbst nicht, "warum ihr Abstand auf dieser Strecke jetzt plötzlich so groß ist", rätselt Aufsichtsratschef Niki Lauda und spekuliert: "Ich kann mir nur vorstellen, dass sie mit dem ganzen Druck Fehler gemacht haben - etwa beim Set-up und in der Art und Weise, wie sie gefahren sind. Alle diese Dinge kommen dann so blöd zusammen, dass sie noch weiter hinten sind, als man es erwarten würde."

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Niki Lauda findet, dass sich Sergio Marchionne etwas zurücknehmen sollte Zoom Download

Der Ferrari sei "eindeutig schlecht" gewesen, so Lauda bereits am Samstag, schränkt aber ein: "Das ist nur die Momentaufnahme für hier." Aber gerade in Barcelona sei das kein gutes Zeichen: "Für diesen Kurs ist das natürlich eine große Enttäuschung, wenn du siehst, wo das Limit deines Autos ist." Denn in der Formel 1 gilt immer noch (wenn auch weniger ausgeprägt als früher) der Leitsatz: Bist du in Barcelona gut, bist du auf den meisten Strecken gut.

"Das Problem mit Ferrari ist, wenn die unter Druck sind", glaubt Lauda, dass die Auftritte des Vorstandsvorsitzenden an den Rennstrecken wenig hilfreich sind. "Ihr Chef Sergio Marchionne sagt: 'Wir müssen in Barcelona gewinnen' Und je mehr Druck er auf das Team ausübt, desto mehr dienen sie im wahrsten Sinne des Wortes dem Herrn." Aber Lauda weiß aus eigener Erfahrung: "Wenn du zu viel Druck machst, fangen die Italiener an, Fehler zu machen."

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