• 01. November 2015 · 22:44 Uhr

Taktikärger bei Mercedes: Hamilton hinterfragt Reifenspiel

Lewis Hamilton verstand in Mexiko die Welt nicht mehr: Obwohl seine Reifen noch gut waren, orderte ihn seine Crew an die Box und lieferte eine seltsame Begründung

(Motorsport-Total.com) - Wer gedacht hätte, dass nach dem gewonnenen WM-Titel von Lewis Hamilton etwas Ruhe bei Mercedes einkehrt, der sah sich getäuscht. Der Brite hatte beim Großen Preis von Mexiko eigentlich stets das Nachsehen gegenüber Teamkollege Nico Rosberg und war viele Runden lang mit Respektsabstand unterwegs. Bei einer voraussichtlichen Einstoppstrategie sah alles nach einem vorprogrammierten Rosberg-Sieg aus.

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Lewis Hamilton hätte Rosberg über die Taktik knacken können, durfte aber nicht Zoom Download

Doch Hamilton witterte seine Chance, als Rosberg in Runde 47 ein zweites Mal stoppte. Mercedes hatte entschieden, seine Piloten ein weiteres Mal zum Reifenwechsel zu beordern, weil man genügend Vorsprung vor der Konkurrenz hatte. Aus Chancengleichheit wollte man eine Runde später auch den Weltmeister zum Service holen, doch das konnte dieser gar nicht verstehen. "Wir wechseln auf Plan B", funkte seine Crew an ihn. Auf die Frage nach dem Warum bekam Hamilton die Antwort, dass man es aus Sicherheitsgründen machen müsse - seine weichen Reifen zuvor seien vollkommen am Ende gewesen.

"Checkt die Reifen. Das kann nicht sein", raunzte Hamilton in den Funk. Seiner Meinung nach seien die Reifen nach 21 Runden noch in Ordnung gewesen. Womöglich hat man Hamilton damit um den Sieg gebracht, denn das Argument von Mercedes erscheint ziemlich seltsam, wenn die Konkurrenz von Williams oder Force India mehr als doppelt so viele Runden drehen konnte - Sergio Perez war gar 52 Umläufe mit dem Medium unterwegs. Auch Experte Marc Surer ist sich bei 'Sky' sicher: "Das ist nach 19 Runden lächerlich." Für ihn ist das nur eine Ausrede gewesen, denn: "Sie wollten fair bleiben."

Mercedes pocht auf Fairness

Fairness ist auch das Argument, das die Silberpfeile in den Ring werfen: "Wir hatten 25 oder 27 Sekunden Vorsprung - genug für einen Sicherheitsstop. So haben wir immer gearbeitet", erklärt Motorsportchef Toto Wolff gegenüber 'Sky' das Vorgehen. Aus Teamsicht ist die Entscheidung damit wohl nachzuvollziehen, doch aus Sicht von Hamilton dürfte er sich ziemlich benachteiligt fühlen. "Dass er emotional ist und das hinterfragt, ist ganz normal. Wir wollen keine Roboter im Auto", winkt Wolff aber ab.

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Hamilton musste sich Rosberg am Ende geschlagen geben Zoom Download

Der Österreicher rechnet vor, dass Hamilton bei normalem Rennverlauf keine Chance gehabt hätte, den Grand Prix so zu beenden: "Wir waren mit den weichen Reifen auf null Prozent und wir hatten die Marge für einen weiteren Sicherheitsstop. Lewis' Reifen war auch der schlechtere gewesen, und das hat er nicht verstanden und das ist in Ordnung", schildert Wolff. "Wir haben es dann deutlich gemacht, und es hätte ihm auch keinen Vor- oder Nachteil beschert. Als wir dann die Reifen heruntergenommen hatten, war auch sein Reifen wieder im schlechteren Zustand."

Womit allerdings wohl keiner rechnen konnte, war das Safety-Car, das von Sebastian Vettel heraufbeschworen wurde. Einen exakten Verlauf wiederzugeben, wenn Hamilton draußen geblieben wäre, ist müßig, denn die Varianten sind zu unterschiedlich. Hätte er durchfahren wollen, hätte Hamilton nämlich auf alten Reifen mit dem Feld im Nacken einen riesigen Nachteil gehabt. Doch Mercedes wäre wohl nicht blöd gewesen und hätte Hamilton zum Stopp geordert.

Surer: Ignoranz käme nicht gut an...

Und dann wäre Hamilton wohl wie in Austin doch der Glückliche gewesen, weil Hamilton nicht so viel Zeit auf Rosberg verloren hätte und möglicherweise vor ihm geblieben wäre. Verloren hätte er auf keinen Fall, denn die Konkurrenz hinter ihm war allesamt ebenfalls an der Box. Lewis Hamilton dürfte die Sache im Anschluss an das Rennen jedenfalls genau analysieren, denn aus seiner Sicht wurde ihm die Chance auf den Sieg genommen.


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Doch auch ein Weltmeister muss sich manchmal teamdienlich verhalten, weiß der Aufsichtsratsvorsitzende Niki Lauda: "Das wird nur vom Team entschieden und nicht von den Fahrern. Das Team hat richtig entschieden, und so gehört es vom Team organisiert", meint der Österreicher bei 'RTL' und Marc Surer sagt ebenfalls, dass Hamilton gut daran tat, an die Box zu kommen: "Er hätte sich darüber hinwegsetzen können, aber das wäre intern sicherlich nicht gut angekommen."

Das letzte Wort im Team dürfte über diese Angelegenheit allerdings nicht gesprochen sein, da kann Toto Wolff noch so oft betonen: "Es war überhaupt keine Taktik dabei."

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