• 03. Oktober 2014 · 08:29 Uhr

Hamilton-Bestzeit bei Crashorgie in Suzuka

Hamilton/Rosberg dominieren ersten Tag beim Grand Prix von Japan, WM-Verfolger Ricciardo crasht - Experte Surer: "Mercedes scheint unschlagbar zu sein"

(Motorsport-Total.com) - "Mercedes scheint unschlagbar zu sein. Das ist nichts Neues, aber so krass hatte ich es nicht erwartet", lautet das Zwischenfazit von Experte Marc Surer nach dem ersten Trainingstag zum Grand Prix von Japan in Suzuka (Formel 1 live im Ticker). Denn sowohl auf die schnelle Einzelrunde (Lewis Hamilton) als auch bei den Longruns mit viel Benzin und gebrauchten Reifen (Nico Rosberg) waren die Silberpfeile in beiden Sessions am schnellsten unterwegs.

Am wichtigsten sind am Freitag immer die Longruns, und da war die Überlegenheit von Mercedes erdrückend. Denn während kein einziger Konkurrent die 1:40er-Barriere knacken konnte, fuhren Rosberg (1:39.6 Minuten) und Hamilton (1:39.8 Minuten) gleich mehrere Male im 1:39er-Bereich. Die absolute Tagesbestzeit von Hamilton auf Medium-Reifen lag letztendlich bei 1:35.078 Minuten, 0,240 Sekunden vor Rosberg, der bis zu einem Fehler in der letzten Schikane praktisch gleich schnell war.

Auch in der Runde davor hatte Rosberg an der gleichen Stelle einen Schnitzer eingebaut, während Hamilton seine große Schrecksekunde ausgangs Degner-Kurve hatte, als er bei der Unterführung ein massives Pendeln des Autos ausgleichen musste. Trotzdem war der Vorsprung enorm: Erster Verfolger der Silberpfeile war nach drei Stunden Fernando Alonso (Ferrari), dessen FT1-Zeit um 0,959 Sekunden langsamer war als die von Hamilton aufgestellte Tagesbestmarke.

Dabei sei es "ein eher durchschnittlicher Tag" gewesen, stapelt Hamilton tief. "Dennoch ist es natürlich toll zu sehen, dass wir hier ein vergleichsweise fantastisches Tempo auf die Bahn legen können." Rosberg ist trotzdem optimistisch, den Briten ernsthaft herausfordern zu können: "Das war ein guter Tag für uns. Die sieben Tausendstel von Singapur habe ich inzwischen gefunden! Ich habe sie in der Tasche und muss mir hier keine Sorgen machen."

Valtteri Bottas (+1,201) erzielte im zweiten Training die drittbeste Zeit und sicherte sich mit dem aerodynamisch verbesserten Williams Platz vier in der Gesamtwertung. Jenson Button (McLaren/+1,331) wurde Fünfter, Sebastian Vettel (Red Bull/+1,358) Sechster. Der Vorjahressieger kam auf eine Longrun-Bestzeit von 1:40.7 Minuten und klassierte sich in dieser Wertung unter anderem hinter Rosberg, Hamilton und Bottas an fünfter Stelle.

"In den vergangenen Jahren standen wir an den Freitagen etwas besser da. Wir können uns noch ein bisschen steigern", gibt Vettel zu. "Es war ein ganz guter Tag, aber wir haben Zeit verloren. Wir schauen, dass wir über Nacht noch an den richtigen Schrauben drehen. Mercedes sieht hier sehr stark aus. Es wäre schön, es mit ihnen aufzunehmen - vielleicht wenn es regnet. Sonst sind es die üblichen Verdächtigen: Williams, McLaren ist wieder stärker, Ferrari."

Viertschnellster im Renntrimm war heute überraschend Jean-Eric Vergne, der seine guten Zeiten sehr konstant wiederholen konnte - und das unter schwierigsten Voraussetzungen. Denn nachdem sein Toro Rosso in den Händen von Max Verstappen am Vormittag kaputt gegangen war, blieb er nach 15 Minuten des zweiten Trainings wieder stehen. Zwar konnte Vergne noch einmal rausfahren, sein Elektrikdefekt vor 130R bedeutete aber wegen roter Flagge das vorzeitige Ende der Session.

Nachdem das Vormittagstraining reibungslos verlaufen war, kam es am Nachmittag zu drei Unfällen. Das erste Opfer war ausgerechnet Kamui Kobayashi, der im ersten Training auf Kosten von Roberto Merhi zum Zuschauen verdammt war. Schon nach nur zwei Runden vor eigenem Publikum verlor er den Caterham eingangs der S-Kurven außer Kontrolle - konnte darüber aber bei der Rückkehr an die Box schon wieder Witze machen: "Das Tempo hat gepasst, die Kurve war zu eng!"

Ein paar Minuten später musste Daniel Ricciardos Red Bull aus den Reifenstapeln ausgangs der letzten Schikane gezogen werden. Was zunächst nach einem Gebrechen aussah, nimmt der Australier auf seine Kappe: "Nach meiner schnellen Runde legte ich eine langsame ein, um die Reifen abkühlen zu lassen. Weil es eine gelbe Flagge gab, fuhr ich noch langsamer als normal. Als ich wieder Gas gab, waren die Reifen zu stark abgekühlt. Ich konnte das Auto nicht mehr einfangen."

Erst 38 Minuten war die Session alt, als dann auch noch Esteban Gutierrez (Sauber) in der Spoon-Kurve, wo später Kevin Magnussen (8./McLaren/+1,636) den Rasenteppich zerlegte, von der Strecke rutschte. Am Ende daher nur P17 für Adrian Sutil (der wegen Leistungsverlusts früher als geplant an die Box beordert wurde) und P19 für den Mexikaner - selbst Lotus scheint am Wochenende des Grand Prix von Japan etwas besser aufgestellt zu sein.

Nico Hülkenberg (12./+2,426) war heute nach langer Zeit wieder einmal schneller als sein Teamkollege (15./+2,708), doch das hatte auch damit zu tun, dass Sergio Perez extrem lang an der Box stand und in FT2 gerade mal acht Runden drehen konnte - auf noch weniger kamen nur die drei Unfallopfer. Generell wirkte Toro Rosso heute stärker als Force India, was Daniil Kwjat als Neunter mit 1,865 Sekunden Rückstand auch im Zeitenklassement bestätigen konnte.

Am hinteren Ende des Feldes war Caterham trotz des Kobayashi-Unfalls wieder schneller als Marussia, auch wenn Jules Bianchi den Abstand zu Nachzügler-Speerspitze Marcus Ericsson im Vergleich zum Vormittag auf 0,237 Sekunden verkürzen konnte. Und wo landeten die beiden Freitagsfahrer? Verstappen (+3,079) wurde nach insgesamt drei Stunden als 18. gewertet, Caterhams zukünftiger Stammpilot Merhi (+6,394) als 23. und Letzter.

Favorit für den Sieg in Suzuka ist damit eindeutig Mercedes - die Frage ist nur wann! Denn wegen eines drohenden Taifuns, der laut Auskunft des österreichischen Formel-1-Wetterdienstleisters UbiMet am Sonntag vom Pazifik hereinziehen könnte, ist selbst eine Vorverlegung des Rennens auf Samstagnachmittag nicht ausgeschlossen. Das Qualifying würde man dann schon am Samstagmorgen austragen. Am Montag gibt es wegen der Abreise nach Sotschi keinen Spielraum mehr.

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