• 08. Mai 2014 · 19:17 Uhr

Trotz misslungenem Saisonstart: Vettel glaubt weiter an Titel

Red-Bull-Ass Sebastian Vettel erklärt, was er sich von seinem neuen alten Chassis erhofft, ob sein Fahrstil ein Problem ist und warum er weiter an die WM glaubt

(Motorsport-Total.com) - Von Krise keine Spur, würde man meinen, wenn man Sebastian Vettel im Vorfeld des Formel-1-Europaauftakts in Barcelona beobachtet. Der vierfache Weltmeister, der diese Saison nicht nur durch die deutlich stärkere Mercedes-Konkurrenz, sondern auch durch seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo unter die Räder gekommen ist, präsentiert sich gut gelaunt den Medienvertretern.

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Gute Laune trotz mäßiger Bilanz: Vettel lässt sich nicht entmutigen Zoom Download

Obwohl er sich im Land von Erzrivalen Fernando Alonso befindet, meint er, dass er die spanischen Fans möge. "Es wäre aber schön, wenn wir ein Rennen auf Mallorca hätten - da würde ich mich noch mehr wie zuhause anfühlen", lacht er und spielt auf die zahlreichen deutschen Urlaubsgäste auf der Ferieninsel an.

Möglicherweise endet Vettels bislang mäßige Saisonbilanz tatsächlich in Spanien. Der Red-Bull-Pilot wird auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ein neues Chassis einsetzen, nachdem er sich im alten Modell nie wirklich wohl gefühlt hat.

Wieso Vettel das Chassis wechselt

Doch was konkret war der Grund für den Wechsel? "Ich habe das Chassis gewechselt, damit ich hier endlich ein paar Journalistenfragen bekomme", grinst der gut aufgelegte Heppenheimer. "Zuletzt war ich etwas gelangweilt."

"Wir wollen einfach alles probieren, was möglich ist."Sebastian Vettel
Mit Aberglauben nach den schwachen Ergebnissen habe die Änderung nichts zu tun: "Das Chassis hat sogar den gleichen Namen wie das bisherige." Es handelt sich dabei um ein Chassis, das Red Bull bei den Wintertests eingesetzt hat - also genau genommen nicht um ein neues, sondern um ein altes Modell.

Das Weltmeisterteam will damit herausfinden, ob mit dem bisher verwendeten Chassis vielleicht etwas nicht stimmte und es einen Zusammenhang mit Vettel mangelndem Wohlbefinden im RB10 gibt. "Wir glauben jetzt nicht, dass irgendwas beim alten Chassis nicht funktioniert hat, haben uns aber trotzdem für diesen Schritt entschieden", erklärt Vettel. "Wenn es nämlich doch so ist, dann werden wir an diesem Wochenende eine Antwort bekommen. Wir wollen einfach alles probieren, was möglich ist, und einen Neustart machen."

Der Schlachtplan für die Mission Titelverteidigung

Die Frage, ob der Titel in Anbetracht der Silberpfeil-Dominanz und des großen Vorsprungs von Nico Rosberg und Lewis Hamilton in der WM noch realistisch sei, bejaht der Dominator der vergangenen Jahre mit verwundertem Gesichtsausdruck. Alles hänge aber davon ab, wie rasch sein Team bei den kommenden Rennen aufschließen kann.

"Derzeit ist der Rückstand auf Mercedes sehr groß", gibt er sich keinerlei Illusionen hin. "Wenn wir größere Schritte machen, dann werden wir aufschließen. Die Frage ist: Wie früh? Und wird es früh genug sein? Wir haben aber noch viele Rennen vor uns und werden auch auf diese Fragen bald eine Antwort erhalten."

Red-Bull-Entwicklungstempo gibt Vettel Hoffnung

Ihm ist laut eigenen Angaben bewusst, dass der Saisonstart die Ausgangslage deutlich verkompliziert hat: "Wenn ich vier wunderbare Rennen gehabt hätte, dann wäre das besser für meine Saison. Aber was passiert ist, ist passiert. Ich war nicht glücklich mit meiner Leistung."

"Das Auto hat bei den Wintertests bei fast jedem Versuch Feuer gefangen."Sebastian Vettel
Es hätte aber noch schlimmer kommen können: "Natürlich haben wir nicht so viele Punkte geholt wie erhofft, aber andererseits waren wir nach den Wintertests in einer sehr schlechten Lage. Das Auto hat bei fast jedem Versuch Feuer gefangen. Beim Motor waren wir nicht dort, wo wir uns erwartet hatten - sowohl bei der Zuverlässigkeit als auch bei der Leistung. Im Vergleich dazu haben wir uns sehr stark zurückgemeldet, mit dem Podestplatz von Daniel in Australien, der ihm weggenommen wurde. Der Podestplatz in Malaysia hat dann aber gezeigt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Natürlich geht uns diese Entwicklungszeit aber nach wie vor ab."

Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Spanien


Die Problemlösung ist dieses Jahr deutlich aufwändiger als in der Vergangenheit, was mit dem hochkomplexen Antriebseinheiten zusammenhängt. "Es wäre schön, nur ein Problem und eine Lösung zu haben. Es gibt aber dieses Jahr viel mehr Faktoren als das Setup des Autos. Wir haben bereits große Verbesserungen gemacht, aber wir lernen immer noch viel. Es steht noch viel Arbeit vor uns."

Passt Vettels Fahrstil nicht zum 2014er-Auto?

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich auch das Fahrverhalten der Auto verändert: Bis 2013 klebte das Heck des Boliden durch die Nutzung der Auspuffgase für die Aerodynamik und den mehr Abtrieb bietenden Heckflügel förmlich auf der Straße. Dieses Jahr sieht dies durch die Reglementänderungen anders aus, was laut Red-Bull-Teamchef Christian Horner ausgerechnet Vettel nicht entgegenkommt. Dieser benötige vor allem beim Kurveneingang ein stabiles Heck.

"Wenn das Auto zu viel rutscht, dann muss man mehr korrigieren als man pushen kann."Sebastian Vettel
Vettel relativiert die Aussagen Horners, gibt aber zu, dass dies ein Teil des Problems sei: "Allgemein stört es mich nicht, wenn das Heck rutscht. Mich stört das Übersteuern nicht. Wenn es aber zu viel ist, dann stört es schon. Wenn das Auto zu viel rutscht, dann muss man mehr korrigieren, als man pushen und das Maximum aus dem Auto herausholen kann. Das macht einen dann langsamer. Das war bisher ein Teil des Problems."

Seinen Fahrstil rasch zu ändern, sei keine einfache Angelegenheit: "Generell ändert man die Art, wie man ein Auto gerne fährt, nicht." Und dann wäre da noch der Renault-Antriebsstrang, der noch immer nicht auf Augenhöhe mit der Konkurrenz von Mercedes ist. Doch ausgerechnet die Rivalen von Ferrari, die sich in China im Antriebsbereich verbessert haben, geben Vettel nun Hoffnung.

Ferrari-Fortschritte ermutigen Red Bull

"Sie haben beim vergangenen Rennen einen großen Schritt auf den Geraden gemacht", weiß der aktuelle WM-Fünfte. "Ich denke, sie haben ein besseres Benzin bekommen und damit rund sieben km/h auf der Geraden zugelegt. Wir wissen, dass unser Geschwindigkeitsnachteil gegenüber Mercedes mehr als sieben km/h beträgt, die Situation kann sich aber rasch ändern."

Red Bull hat im Vorfeld des Rennens in Spanien angekündigt, dass man ebenfalls einen neuen Treibstoff ausprobieren wird, um es der Scuderia nachzumachen. "Ich hoffe, dass das mehr bringt als erwartet", ist auch der Champion auf die Auswirkungen gespannt. Trotz der Enttäuschung über den Renault-Entwicklungsnachteil gibt sich Vettel weiterhin als Teamplayer: "Am Ende sind Renault und Red Bull ein Team. Beide Parteien wissen, dass sie sehr hart pushen müssen, um die anderen und vor allem Mercedes schlagen zu können."


Fotostrecke: FIA-Fast-Facts: Spanien

Ob es schon an diesem Wochenende auf einer Strecke, wo der Motor nicht die Hauptrolle spielen wird, soweit sein könnte? Der 26-Jährige hält den Ball flach: "Wir hatten normalerweise hier immer große Reifenprobleme, was mehr oder weniger auch für die anderen gilt. Wenn man das vergangene Jahr als Referenz hernimmt, dann waren Ferrari und Lotus ein ziemliches Stück stärker als wir. Wir haben aber jetzt ein neues Jahr - neue Autos, neue Reifen. Mercedes ist aber mit Sicherheit Favorit."

Vettel hält Spanien-Sieg für möglich

Wichtig sei vor allem, dass sich das traurige Schauspiel der Testtage in Spanien Ende Januar nicht wiederholt, als Red Bull kaum Kilometer sammelte: "Wir hatten bei den Tests viel Freizeit, hoffentlich verbringe ich am Sonntag viel Zeit im Auto." Es scheint also, als wären die Erwartungen bei Vettel angesichts des misslungenen Saisonauftakts gesunken - bei dem Piloten, der 2013 von Sieg zu Sieg eilte und beinahe unschlagbar erschien.

"Wenn der fünfte Platz das Maximum ist, dann muss man sicherstellen, dass man dann Fünfter wird."Sebastian Vettel
Der Weltmeister klärt auf, inwiefern sich seine Ansprüche verschoben haben: "Das Ziel ist es immer, das Maximum aus sich, dem Auto, dem Paket herauszuholen. Das gibt einem eine enorme Befriedigung, wenn man das schafft. Wenn also ein Podestplatz möglich ist oder der fünfte Platz das Maximum ist, dann muss man sicherstellen, dass man dann Fünfter wird. Wenn man dann auf Platz sieben kommt, dann ist das unbefriedigend."

Der Siegeshunger sei noch lange nicht gestillt: "Am Ende sind wir natürlich hier, um zu siegen - das ist das Ziel." Und trotz der klaren Favoritenrolle der Silberpfeile ist ein Sieg laut Vettel auch an diesem Wochenende "nicht unmöglich."

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