Red Bulls 2014er-Slicks-Test verwirrt die Konkurrenz
Nur Sebastian Vettel fuhr im Freien Training von Brasilien mit den Experimentalreifen von Pirelli, aber welche Erkenntnisse hat er mit Slicks im Nassen gewonnen?
(Motorsport-Total.com) - Mit Trockenreifen im Nassen fahren. Das klingt nicht unbedingt nach der besten Idee in der Formel 1. Dennoch hat es Red Bull mit Sebastian Vettel gemacht. Und zwar im Freien Training zum Großen Preis von Brasilien - mit den Experimentalreifen von Pirelli, die zum Test für die Teams eine neue 2014er-Slicks-Variante nach Südamerika geschafft hatten. Doch nur Vettel probierte diese Pneus aus.
Es war ein kleiner Versuch auf nasser Strecke, denn schon nach bloß einer Runde kehrte Vettel in die Boxengasse zurück. Was also steckt hinter dieser Testfahrt? Welchen Sinn hat eine solche langsame Runde im Regen? Das fragt sich auch die Konkurrenz um Mercedes-Teamchef Ross Brawn. "Es ist schwierig, zu sehen, wie das von Nutzen sein kann", meint der Formel-1-Routinier aus Großbritannien.
Sein italienischer Amtskollege Stefano Domenicali meint zumindest erkannt zu haben, weshalb Red Bull so mutig war, Vettel mit den eigentlich "falschen" Reifen für die Bedingungen hinauszuschicken: "Wenn sie heute einen Unfall gehabt hätten, hätte sich für sie ja nichts verändert." Die Fahrer-WM ist ja bekanntlich seit geraumer Zeit zugunsten von Vettel entschieden. Er muss 2013 nichts mehr beweisen.
Fotostrecke: Formcheck: GP Brasilien
Giedo van der Garde (Chancen: *): Nein, wir sind nicht von allen guten Geistern verlassen, und nein, natürlich sehen wir den Niederländer aus eigener Kraft nie und nimmer in den Top 10. Aber für Caterham geht's gegen Marussia noch um den zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM, und dafür muss in Brasilien mindestens ein 13., wenn nicht sogar ein zwölfter Platz her. Und dass ein Saisonfinale in Brasilien völlig verrückt und unvorhersehbar verlaufen kann, das wissen wir nicht erst seit 2008 (Massa Sekunden-Weltmeister) oder 2012 (Caterham dank Petrow in letzter Minute noch an Marussia vorbei). So gesehen ist van der Garde, dessen Form seit Wochen ansteigend ist, einen Tipp wert. Schließlich haben wir seine Galavorstellung im Regen-Qualifying in Spa-Francorchamps (Platz 14) noch nicht vergessen. Fotostrecke
"Sie sind also kein Risiko eingegangen", erklärt Domenicali. "Wobei: Risiko ist vielleicht nicht das richtige Wort. Sie wollten einfach Messungen in diesen Bedingungen vornehmen. Ich sehe aber nicht, dass sie dadurch einen Schritt voraus wären. Es geht einfach nur darum, in welcher speziellen Lage sie sich an diesem Wochenende befinden", so der Ferrari-Teamchef. Brawn scheint ähnlich zu denken.
Auch für den Mercedes-Teamchef stand ein solches Vorgehen, genau wie bei Ferrari, nie zur Debatte. "Wir arbeiten zwar nach dem Prinzip, dass schlechte Daten besser sind als gar keine Daten, aber bei allem Respekt: Red Bull könnte natürlich etwas herausgefunden haben, was wir so nicht erwarten. Wir verstehen aber nicht, was man bei diesen Bedingungen lernen konnte. Und erschien das nicht sinnvoll zu sein."