Pirelli: Die neuen Reifen funktionieren sehr gut

Nach dem Hitzerennen in Ungarn zieht Pirelli ein positives Fazit der neuen Reifen: Die Performance war gut und es gab keine Probleme

von · 28.07.2013 · 21:26 Uhr

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat in Ungarn seinen ersten Sieg für Mercedes eingefahren. Bei Temperaturen weit über 35 Grad im Schatten ließ er mit einer Dreistoppstrategie die Konkurrenz hinter sich. Lotus-Pilot Kimi Räikkönen fuhr mit einer Zweistoppstrategie auf den zweiten Platz. Dritter wurde Sebastian Vettel (Red Bull), der damit seine Führung in der Weltmeisterschaftswertung vor Fernando Alonso (Ferrari) weiter ausbaute.

Die beiden Reifenmischungen sorgten in Ungarn für keine Probleme

Die beiden McLaren-Piloten Sergio Perez und Jenson Button, Vettels Teamkollege Mark Webber, Adrian Sutil (Force India), Esteban Gutierrez (Sauber) sowie die beiden Marussia starteten auf den Medium-Reifen. Alle anderen Fahrer begannen das Rennen auf den Soft-Reifen Hamilton, der zu diesem Zeitpunkt vor Vettel führte, kam im neunten Umlauf als erster an die Box und holte sich Mediums. Zwei Runden später stoppte auch Red-Bull-Pilot Vettel und reihte sich wieder hinter Hamilton ein.

Ab Runde 14 übernahm Webber, der auf Mediums gestartet war, die Führung. Seinen ersten Boxenstopp absolvierte er in Runde 23, holte sich frische Medium-Reifen ab. Button verfolgte eine andere Strategie und wechselte für den zweiten Stint auf softe Slicks. Webber hingegen war der einzige Fahrer, der für seinen letzten Stint den weichen Reifen nutzte. Mit dieser Taktik konnte er sich vom zehnten Startplatz auf Rang vier vorarbeiten. Button verbesserte sich von Platz 13 auf sieben.


Fotos: Großer Preis von Ungarn


Hamilton, inzwischen wieder in Führung, stoppte noch in den Runden 31 und 50, ohne seine Position wieder zu verlieren. Sein engster Verfolger war am Ende Räikkönen, der zehn Sekunden nach dem Briten über die Ziellinie fuhr. Außer Räikkönen waren die McLaren-Piloten die einzigen der Top 10, die sich für eine Zweistoppstrategie entschieden hatten.

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton hatte die Reifen perfekt im Griff

"Die extrem hohen Temperaturen waren sowohl für die Autos als auch für die Reifen eine große Herausforderung. Beide Mischungen lieferten dabei eine sehr gute Performance", sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Wir sahen heute recht unterschiedliche Strategien, die das Rennen sehr spannend machten und zu einigen brillanten Überholmanövern führten. Lewis und Mercedes haben ihre Reifen perfekt eingesetzt und am Ende verdient gewonnen."

"Es war wohlüberlegt, sich zu Beginn einen Vorsprung zu erarbeiten und dann vor der Konkurrenz zu stoppen. Damit kontrollierte Hamilton das Rennen. Gratulation auch an Kimi und Lotus, die unter Beweis stellten, das bei optimalen Reifenmanagement eine Zweistoppstrategie möglich war." Speziell Mercedes sorgte für eine Überraschung, denn der Silberpfeil ging bei den heißen Temperaturen sehr gut mit den Reifen um.

Wolff: Es ist ein komplexes Thema

"Was man generell sagen kann: Ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist. Im Qualifying haben viele Autos Probleme damit gehabt, ihre Reifen auf Temperatur zu bringen. Zum Beispiel hat man das bei Kimi gesehen, wie er brutal in die Schikane einlenkte, um die Vorderreifen aufzuwärmen", sagt Toto Wolff, der Geschäftsführende Direktor des Mercedes-Teams. "Das ist jetzt ein Thema dieses Reifens. Wie triffst du dieses Temperaturfenster?"

"Es geht, einfach gesagt, um die Temperatur. Und darum, den 'Sweet Spot', das optimale Temperaturfenster zu finden."Toto Wolff
"Was wir jetzt gesehen haben: Die Temperaturen waren bei beiden Autos ähnlich. Da gab es keine großen Unterschiede. Die Wahrnehmung der beiden war nur ein klein wenig anders. Und vermutlich hat der Straßenverkehr dabei eine Rolle gespielt." Trotzdem kann sich auch der Österreicher nicht erklären, warum der Mercedes plötzlich so gut mit den Reifen harmoniert. "Es ein unheimlich komplexes Gebilde."

"Es geht um den Aufbau des Reifens, um die Konstruktion des Reifens, um die Mischung des Reifens. Das alles hängt wiederum mit den Temperaturen, die der Reifen generiert, zusammen. Um es ganz schwierig zu machen: Es geht um die Temperaturen im Inneren, die Core-Temperaturen, die ein Reifen generiert. Dann haben wir die Temperaturen, die der Reifen auf der Oberfläche generiert. Und dann noch die Temperaturen auf den Flanken."

Teams wollten weichere Mischungen

"Wir haben jetzt den dritten neuen Reifen in Folge. Und dieser Reifen verhält sich wieder anders als der Reifen davor. Es geht, einfach gesagt, um die Temperatur. Und darum, den 'Sweet Spot', das optimale Temperaturfenster zu finden. Alle Teams arbeiten daran, dieses Fenster zu finden und richtig zu treffen. Das ist das Kernthema", streicht Wolff hervor.

"Die Balance war richtig. Wir haben bei extremen Temperaturen zwei bis drei Boxenstopps gesehen."Paul Hembery
Insgesamt gesehen ist Hembery mit der Performance der neuen Reifen zufrieden. "Bei der Rundenzeit haben wir rund eine Sekunde verloren. Die diesjährigen Mischungen sind dennoch sehr aggressiv. Wenn so heiße Temperaturen wie heute herrschen, dann ist das Reifenmanagement sehr wichtig. Die Balance war richtig. Wir haben bei extremen Temperaturen zwei bis drei Boxenstopps gesehen."

"Wäre es etwas kühler gewesen, dann hätten die meisten Fahrer nur zwei Stopps gemacht. Wir müssen sagen, dass wir es richtig gemacht haben. Auch in Deutschland war es von der Strategie interessant bei Kimi und Mark. Beide Rennen haben für zwei gute Strategierennern gesorgt." Im Vorfeld konnte sich Pirelli gegen die Teams durchsetzen, wie Hembery bestätigt: "Einige Teams wollten, dass wir hier soft und super-soft fahren."

"Es waren eigentlich recht viele Teams. Wir dachten aber, dass das viel zu aggressiv ist. Wir dachten, dass wir maximal eine Streckentemperatur von 40 Grad sehen würden. Man muss für alle Eventualitäten planen." Wären die Mischungen soft und super-soft zum Einsatz gekommen, wären vier bis fünf Boxenstopps gut möglich gewesen und die Diskussionen hätten erneut begonnen.