• 16. März 2013 · 16:40 Uhr

Rutschpartie in Melbourne: Formel 1 an der Grenze

Fehlstart zum Saisonauftakt: Der Regen spülte im Qualifying einige Piloten von der Bahn, aber war die Verschiebung wirklich notwendig?

(Motorsport-Total.com) - Das erste Qualifying der Formel-1-Saison 2013 wurde wegen des Regens in Melbourne heute zu einer Geduldsprobe: Sowohl für die TV-Zuschauer in Europa, die am frühen Samstagmorgen lange Zeit nur den Streckenposten dabei zu sehen durften, wie sie mit ihren Besen das Wasser von der Bahn schoben, als auch für die Fahrer, die aufgrund der Verzögerungen in der Box abwarten mussten. Vor allem für die Neulinge im Fahrerfeld war das eine zusätzliche Belastung, wie Marussia-Pilot Max Chilton erklärt.

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Alles Fegen der Streckenposten half nichts: Das Qualifying musste verschoben werden Zoom Download

"Ich hatte nun wirklich nicht erwartet, eine halbe Stunde lang in der Garage zu sitzen und zu beobachten, wie sich auf der Strecke ein Bach bildet. Und das in meiner ersten Formel-1-Qualifikation", stöhnt der junge Brite. Auch sein Teamkollege Jules Bianchi hatte sich seinen Einstand etwas anders vorgestellt: "Es waren sehr schwierige Bedingungen bei meinem Qualifikations-Debüt. Vor allem, wo ich doch bei meinen begrenzten Wintertests mit dem Team nur sehr wenig im Nassen gefahren war", so der Franzose.

Nachdem die Streckenposten die Besen eingepackt und Medical-Car-Pilot Alan van der Merwe seine Inspektionsrunden beendet hatten, wurde die Ampel mit 30 Minuten Verspätung auf Grün geschaltet. Doch die Bedingungen waren immer noch sehr schwierig, sodass der erste Abflug nicht lange auf sich warten ließ. Giedo van der Garde war der erste, aber bei Weitem nicht der einzige Pilot, der sein Auto beschädigte. Mit unter dem Unterboden verkeiltem Frontflügel fuhr der Niederländer seinen Caterham an die Box zurück.

Rookies und Grand-Prix-Sieger fliegen ab

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Auch Lewis Hamilton kam im Regen von der Fahrbahn ab Zoom Download

"Es war sehr, sehr rutschig. Alle flogen von der Strecke, auch ich", sagte van der Garde im Anschluss bei 'Sky Sports F1. "Das ist hart, gehört allerdings zur Lernphase dazu." Auch Sauber-Rookie Esteban Gutierrez musste kurz vor Trainingsende diese Erfahrung machen und stellte sein Auto nach einem Unfall ab. Doch den Mexikaner erwartete bei der Rückkehr in die Box keine Standpauke: "Wir nehmen ihm das natürlich nicht übel. Es waren schwierige Bedingungen", lässt Teamchefin Monisha Kaltenborn bei 'Sky' Milde walten.

Doch nicht nur die Formel-1-Neulinge, sondern auch einige Routiniers verloren im Q1 die Kontrolle über ihr Fahrzeug. So schlug Lewis Hamilton nach einem halben Dreher in Kurve zwei leicht mit dem Heck seines Mercedes ein. "Es war unglaublich knifflig, denn das hier ist eine der rutschigsten Strecken, besonders im Regen - einfach weil es überall weiße Linien gibt, die wir schwarz streichen sollten. Sobald man sie berührt, rutscht, aquaplant und übersteuert das Auto. Deswegen sind so viele abgeflogen."

"Das hier ist eine der rutschigsten Strecken, besonders im Regen."Lewis Hamilton
Auch Felipe Massa machte die Straßenmarkierungen für seinen Abflug verantwortlich. Aus Sicht des Brasilianers war der Abbruch des Qualifyings daher auch gerechtfertigt: "Bei sicherheitsrelevanten Dingen ist es immer die richtige Entscheidung, wenn man sieht, wie viele Leute auf den weißen Linien das Auto verloren haben. Das war zu viel, es war gefährlich. Ich habe das Auto verloren, nur weil ich sie berührt habe, ohne irgendetwas getan zu haben", so der Ferrari-Pilot.

Bedingungen grenzwertig

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Alan van der Merwe und die Vögel standen zu Beginn im Mittelpunkt Zoom Download

Dem stimmt auch Nico Rosberg zu, obwohl der Deutsche ohne Ausrutscher durchs erste Segment des Qualifyings kam: "Es ist sehr schwierig, denn es gibt viele Flüsse, die über die Bahn laufen", sagt der Mercedes-Pilot bei 'RTL'. "Man durchfährt viele Kurven zudem mit Vollgas. Außerdem handelt es sich bei diesem Kurs ja um einen Stadtkurs, weshalb es auch viele Linien auf dem Asphalt gibt, die im Regen besonders rutschig sind. Wenn an so einer Stelle dann noch Wasser über die Strecke läuft, dann ist das mega-riskant."

Doch nicht jeder im Fahrerlager war der Ansicht, dass die Bedingungen vollkommen unfahrbar waren. "Es regnet, aber die Strecke trocknet relativ schnell wieder ab", erklärt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh bei 'RTL'. Allerdings gibt der Brite zu, dass die Bedingungen grenzwertig waren: "Denn hat man in den schnellen Kurven aber doch noch Wasser stehen. Es ist sehr schwierig für die Fahrer, wenn man vorne ist, sieht man vielleicht noch relativ gut. Aber wenn man weiter hinten in der Gischt ist und noch Verkehr hat, dann sieht man überhaupt nichts - bis es dann vielleicht zu spät ist", so Whitmarsh.

"Es war an der Grenze, aber wir haben teilweise sogar die Intermediates verwendet. Nässe eben."Pastor Maldonado
Ähnlich schätzte sein Kollege Christian Horner die Situation ein: "Die Bedingungen waren speziell zu Beginn der Session sehr knifflig. Dann entwickelte sich die Strecke mehr und mehr dazu, dass Intermediates gefahren werden konnten", so der Red-Bull-Teamchef bei 'Sky Sports F1'. Pastor Maldonado, der mehr mit seinem Auto als mit den Bedingungen kämpfte, meint hingegen: "Es war an der Grenze, aber wir haben teilweise sogar die Intermediates verwendet. Das war gut. Nässe eben."

Verschiebung trifft auf Zustimmung

Nachdem der Start von Q2 wegen Aufräumarbeiten auf der Strecke und einem weiteren heftigen Regenschauer immer weiter verschoben werden musste, entschied sich die Rennleitung um kurz vor 19 Uhr Ortszeit dazu, Q2 und Q3 wegen der einsetzenden Dunkelheit auf den Sonntagmorgen zu verlegen. Für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die richtige Entscheidung: "Man kann die Leute nicht herauslassen. Nicht nur, weil sie nichts sehen, sondern weil sie Aquaplaning haben", sagt der Österreicher bei 'Sky'. "Und da gibt es bekanntlich nur eine Methode, das ist vom Gas zu gehen. Dafür sind wir nicht hier."


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Jenson Button denkt ebenfalls, "dass die FIA keine andere Wahl hatte als die Session abzubrechen. Die Verlegung der beiden Sessions war richtig." Die Teams stellt die Verschiebung auf Sonntag nicht vor große Schwierigkeiten: "Es geht dann normal weiter mit Q2 und Q3. Das bringt alles etwas durcheinander, aber das Rennen startet ja erst um 17 Uhr Ortszeit. Wir hatten das ja mal in Suzuka. Es wird schon funktionieren", meint Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko im Gespräch mit 'RTL'.

"Ich glaube, es ist die bessere Lösung. Unser Wetterbericht sagt: Ab Mittag soll es absolut trocken sein. Am Vormittag könnte es noch leichte Schauer geben", so der Österreicher. "Das bedeutet allerdings, dass ich morgen vor dem Rennen nicht meinen üblichen Kaffee am Strand trinken kann", wirft Button ein. "Normalerweise mache ich das immer vor einem Rennen hier in Melbourne", so der Brite, der dem aber sogar etwas Gutes abgewinnen kann: "Aber vielleicht ist das gar nicht so schlecht, denn dann kann ich das Ritual als Glücksbringer beibehalten, weil ich in der Vergangenheit danach immer gewonnen habe. Morgen werden wir wohl nicht gewinnen."

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