Brawn: "Nico hat das fantastisch gemacht"

Ross Brawn ist erleichtert: Mit einer riskanten Zwei-Stopp-Strategie fuhr Nico Rosberg zum ersten Sieg der Neuzeit für Mercedes - "Ein ganz besonderer Tag"

von Markus Lüttgens · 15.04.2012 12:01

(Motorsport-Total.com) - Es ist vollbracht: Nico Rosberg hat dem "neuen" Mercedes-Werksteam in der dritten Saison in der Formel 1 den ersten Sieg beschert. Der Deutsche setzte sich beim Grand Prix von China in Schanghai von der Pole-Position aus an die Spitze und fuhr den Sieg letztlich ungefährdet ins Ziel. Damit sorgte er auch bei Teamchef Ross Brawn für große Erleichterung. "Das erinnert mich daran, warum ich den Motorsport so liebe. Nach diesen harten Jahren ist das ein ganz besonderer Sieg für uns. Ich muss allen im Unternehmen danken, die uns so fantastisch unterstützt haben", so Brawn nach dem Rennen gegenüber 'RTL'.

Ross Brawn ist erleichtert: Endlich der erste Sieg

"Mir hat gerade jemand erzählt, dass ich ein Jahr alt war, als wir den letzten Grand Prix gewonnen haben. Das ist eine nette Statistik", so Brawn anlässlich des ersten Siegs eines Werks-Mercedes in der Formel 1 seit September 1955. "Jeder Rennsieg ist etwas Besonderes, aber nach einer harten Zeit solch ein Rennen zu gewinnen, ist schon sehr speziell. Die Ingenieure und Fahrer wussten, was sie zu tun hatten, und haben es perfekt gemacht."

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"Am Freitag war das Auto noch nicht gut in Form, mit viel Benzin waren wir nicht schnell genug, aber die Ingenieure und Fahrer haben gute Arbeit geleistet. Sie haben von Freitag auf Samstag eine Menge Speed gefunden, am Samstag sahen wir vollgetankt viel besser aus", erklärt Brawn bei 'Sky Sports F1'. "Aber bis zum Start des Rennens weiß man nie, wo man steht. Unsere Autos aus der ersten Reihe starten zu sehen, war schon etwas Besonderes."

Beeindruckend war die Tatsache, dass Rosberg seinen Sieg mit dem bisher als "Reifenfresser" bekannten Mercedes auf einer Zwei-Stopp-Strategie herausfuhr. "Unsere Daten haben uns gezeigt, dass wir mit zwei Stopps durchkommen können, wenn die Fahrer die Reifen schonen. Die Chance, dass zwei Stopps funktionieren würden, war nicht allzu groß, aber Nico hat das fantastisch gemacht", lobt der Brite seinen Fahrer. "Es war beeindruckend. Wir hatten immer noch ein wenig Sorgen um die Reifen, aber er hat sie perfekt behandelt."

Getrübt wurde der Triumph lediglich durch den Ausfall von Michael Schumacher, dessen rechtes Vorderrad nach dem ersten Boxenstopp nicht fest angezogen war. "Es ist tragisch, dass wir ein Problem mit Michael hatten, denn auch er war heute gut in Form", sagt Brawn. "Michael war auf der gleichen Strategie wie Nico. Sie haben beide die Reifen geschont, das war entscheidend."

Dass der Mercedes im Gegensatz zu den ersten beiden Grands Prix an diesem Wochenende auch im Rennen konkurrenzfähig war, liegt für Brawn in den gleichbleibenden Wetterbedingungen begründet. "Dadurch fanden wir eine gute Balance für das Rennen. An den vorherigen Wochenenden hatten wir wechselnde Bedingungen, das waren wir nicht so gut in Form. Aber durch die konstanten Bedingungen von Freitag bis Sonntag haben wir das richtige Betriebsfenster etwas weiter öffnen können."

Der Teamchef ist davon überzeugt, dass Rosberg auch ohne den Fehler von McLaren beim letzten Boxenstopp von Jenson Button das Rennen gewonnen hätte. Gleichwohl habe das Missgeschick der Konkurrenz Mercedes geholfen. "Jenson war so hinter dieser Gruppe und hätte eigentlich davor herausfahren können. So konnten wir im letzten Stint das Tempo kontrollieren", sagt Brawn.

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Der Brite hofft, den positiven Trend in die kommenden Rennen mitnehmen zu können. "Mehr Abtrieb macht uns schneller, darauf arbeiten wir hin. Wir haben für die nächsten Rennen auch noch einige gute Teile in petto", verspricht Brawn. Heute ist aber zunächst einmal feiern angesagt. "Wir haben ein neues Abenteuer begonnen. Ich hatte das Glück, schon viele besondere Tage zu erleben, und der heutige ist sicherlich ein ganz besonderer." Angesprochen auf die Champagner-Attacke auf Norbert Haug, der auf dem Podium ordentlich "eingeseift" wurde, zeigt Brawn wenig Mitleid. "Das hat er sich auch verdient", so der Teamchef mit einem Augenzwinkern.