8k-Fernsehübertragung: Formel 1 treibt Umstellung voran
Ein genauer Blick auf die Pläne der Formel 1, die Rennen zukünftig in 8k-Auflösung zu übertragen und warum diese Pläne in Europa zu scheitern drohen
(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 war schon immer ein technikgetriebener Sport, auf der Strecke und auch in Sachen TV-Übertragung. Nachdem 2017 die 4k-Bildauflösung eingeführt worden ist, bereitet die Formel 1 nun mit ihrem Übertragungs-Partner, Tata Communications, den Einstieg auf die 8k-Auflösung vor.
Damit soll ein viermal schärferes Bild als in der aktuellen, bereits ultra-realistischen Übertragung möglich sein.
Für Dhaval Ponda, Vizepräsident und Medienchef von Tata Communications, ist die 8k-Auflösung die entscheidende Zukunftstechnologie in der Fernsehübertragung, wie er in einem Gespräch mit der globalen Edition von Motorsport.com verraten hat: "In den letzten Jahren hat sich das Publikum überall in der Welt an die 4k-Auflösung gewöhnt. Für die jüngere Generation ist das sogar der Standard."
"Doch der Wechsel auf die 8k-Technologie findet in der Branche gerade statt und er verläuft gut. Für die junge Generation, die sich an 4k gewöhnt haben, wird die 8k-Auflösung ein noch schöneres Bild mit viel mehr Details bieten", so Ponda.
EU-Verordnung macht Probleme
Allerdings trat im Jahr 2023 eine EU-Verordnung in Kraft, die die Grenzwerte im Energieverbrauch für Elektrogeräte in der Heimnutzung deutlich verschärfte. Der Beschluss gilt als faktisches Verbot der Nutzung von 8k-Fernsehern oder Monitoren, weswegen diese schon seit einiger Zeit vom freien Markt verschwunden sind.
Dennoch hält die Formel 1 an der Umstellung fest und Ponda erklärt, wie dieser im Hintergrund anhand eines Drei-Stufen-Plans vorbereitet wird:
"Im ersten Schritt geht es darum, die dafür nötige digitale Infrastruktur aufzubauen. Dafür bedarf es sehr viel Geld für die Entwicklung neuer zukunftsfähiger Technologien. Momentan ist es wirklich noch eine reine Investition in die Zukunft, denn mittelfristig wird sich dieses Geld nicht in Umsatz umwandeln lassen."
8k-Ökosystem wird vorbereitet
Der zweite Schritt umfasst die Einbindung andere Technologiepartner, um ein Ökosystem zu entwickeln, das auf der 8k-Auflösung basiert.
"Alleine kann man nichts verändern", erklärt Ponda. "Es gibt nie ein Unternehmen, das bei Veränderungen vorangeht. Es sind immer mehrere Unternehmen, die sich zusammenschließen, um diese Veränderungen für alle Menschen weltweit spürbar zu machen."
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Die letzte Stufe des Plans ist die Durchdringung des Marktes mit 8k-Technologie, sodass die Mehrzahl der Haushalte einen 8k-Fernseher oder Monitor zuhause stehen hat. Wie das aufgrund der Gesetzeslage in Europa möglich sein soll, ist offen, doch Ponda ist sich sicher, dass 8k-Screens in naher Zukunft für jeden erhältlich und bezahlbar werden.
Geringere Zeitverzögerung erwartet
Allerdings soll die Fernsehübertragung der Zukunft nicht nur hübscher werden, auch die Zeitverzögerung soll sich verringern. Momentan brauchen die Bilder im Schnitt sieben Sekunden, bis sie den Weg von der Kamera an der Strecke zu den Fernsehern im heimischen Wohnzimmer absolviert haben.
"Wir haben uns immer gefragt, wie wir eine Sekunde, eine halbe Sekunde, oder vielleicht ein paar Zehntelsekunden in der weltweiten Liveberichterstattung einsparen können" erklärt Ponda. "Um die Zeitverzögerung weiter zu verkleinern, bedarf es neuer Technologien und einer schnelleren Verarbeitung von Daten. Dafür investieren wir weiterhin in unserer Infrastruktur."
Doch wie viel kleiner kann das Zeitfenster noch werden? "Wir erwarten in naher Zukunft ein Szenario, in der die Zeitverzögerung so gering ist, dass man, wenn man zuhause das Rennen verfolgt und das Auto über die Ziellinie fahren sieht, zeitgleich an der Strecke erst der Jubel der Fans entbrannt ist."
Keine unfreiwilligen Spoiler mehr
Damit möchte man auch dem Ärger begegnen, den viele Fans verspüren, die neben dem Rennen noch eine Zeiten- oder Datenanalyse auf einem zusätzlichen Monitor laufen haben. Oftmals erfuhren sie darüber von einem Überholmanöver, noch bevor dieses in der Übertragung zu sehen war.
"Momentan sind sämtliche Inhalte abseits von der Rennübertragung nicht miteinander synchronisiert?, weiß Ponda. "Das liegt daran, dass die alle Angebote auf unterschiedlichen technischen Grundlagen laufen."
"Aus diesem Grund arbeiten wir mit führenden Technikunternehmen zusammen, um diese Inhalte zukünftig miteinander zu synchronisieren. Die Technologie dafür existiert bereits heute."