Ross Brawn: Verständnis für "die Manors" der Formel 1

Welchen Maßnahmen Ross Brawn mit Liberty Media plant, damit auch die kleinen Teams in Zukunft die Chance haben, bei Piloten nicht auf den Geldkoffer zu schauen

von Sven Haidinger · 04.03.2017 09:02

(Motorsport-Total.com) - Bereits seit jeher ist die Kluft zwischen reichen und armen Teams groß, doch im vergangenen Jahrzehnt ist die Schere noch weiter auseinandergegangen. Der neue Formel-1-Eigentümer Liberty Media will das nun ändern. Zum Wohle des Sports, wie Vertreter Ross Brawn betont. Der Brite wolle sich selbst der Sache annehmen, weil er aus seiner Zeit als Teamchef wisse, wie das Geld ausgegeben werde und wer darunter leide.

Brawns Zukunftspläne könnten für die kleinen Teams gute Nachrichten bedeuten

Sein Ziel: "Wir wollen zu einer ordentlichen Leistungsgesellschaft zurückkehren, in der die besten 20 Fahrer der Welt fahren. Die Realität ist aber, dass am unteren Ende des Starterfelds die wirtschaftlichen Aspekte der Fahrer viel mehr Bedeutung haben als im Vorderfeld", sagt er gegenüber 'Sky Sports'.

Während die Top-Teams ihre Fahrer nach qualitativen Gesichtspunkten auswählen können, spielen ab dem Mittelfeld Sponsorengelder eine überproportionale Rolle. "Wenn wir aber die kleinen Teams auf eine entsprechende Basis stellen, damit sie solche Entscheidungen nicht mehr treffen müssen, dann würde das den gesamten Sport verbessern."

Das soll über eine veränderte Einnahmenverteilung gelingen, was aber erst nach Auslaufen der aktuellen Verträge mit den Teams im Jahr 2020 möglich ist, aber auch über eine generelle Kostensenkung. Brawn könnte sich sogar eine Budgetobergrenze vorstellen. Zudem will er noch mehr Teile des Formel-1-Boliden vereinheitlichen.

"Wir müssen herausfinden, welche Teile den Ausschlag über Sieg oder Niederlage geben sollen, der Rest sollte neutralisiert werden, denn es wird so viel Geld ausgegeben, über das niemand Bescheid weiß", fordert der ehemalige Technikchef. Bei großen Teilen der Technologie, die in der Formel 1 zum Einsatz kommt, müsse man die Frage stellen, ob diese "einen Wert für den Sport darstellt oder nicht."

Als Beispiel nennt er die Radaufhängungssysteme und Fahrwerke, über die derzeit gestritten wird. "Niemand versteht, worum es da geht, niemand weiß irgendwas darüber. Aber wir geben Millionen dafür aus. Bringen diese Radaufhängungen wirklich einen guten Wert, rechnet sich das? Das sind die Fragen, die wir uns gemeinsam mit der FIA und den Teams stellen wollen, um den richtigen Weg zu finden", beschreibt Brawn seine Herangehensweise.

Die Gefahr, dass die Formel 1 so zu einer Rennklasse mit Einheitsboliden verkommen könnte, sieht er allerdings nicht: "Es gibt schon Bereiche, die einen Unterschied bewirken. Nehmen wir die Aerodynamik: Die Leute sehen das Bodywork, sie sehen die unterschiedlichen Flügel, sie sehen Neuentwicklungen. Ich glaube, das finden viele Fans unterhaltsam." Daran will er auch in Zukunft festhalten.