• 26. Oktober 2022 · 13:22 Uhr

Hamilton & Vettel: "Wir brauchen mehr Leute, die ihre Plattform nutzen"

Dass sich Fahrer wie Hamilton und Vettel politisch äußern und dabei auch die Formel 1 kritisieren, passt nicht jedem - Trotzdem ermutigen sie mehr Fahrer, das zu tun

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton und Sebastian Vettel zählen zu den meinungsstärksten Formel-1-Fahrern, wenn es darum geht, ihren Standpunkt zu Themen wie Rassismus, Diversität und Klimaschutz auch öffentlich zu vertreten. Dafür ernten die beiden nicht immer nur Lob, sondern den einen oder anderen kritischen Kommentar.

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Sebastian Vettel und Lewis Hamilton wollen sich auch weiter klar positionieren Zoom Download

Selbst FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem machte im Laufe dieser Formel-1-Saison deutlich, dass er nicht viel davon hält, wenn sich Fahrer politisch äußern. "Jeder hat das Recht zu denken. Ich glaube aber, wir müssen entscheiden, ob wir unsere Haltung ständig über den Sport stellen sollten", sagt er damals.

Anschließend relativierte er seine Aussagen auf Twitter wieder und betonte, dass die "die Förderung von Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion eine der wichtigsten Prioritäten meines Amts" sei und er das Engagement der Fahrer für eine bessere Zukunft sehr schätze.

Hamilton stolz auf Mercedes' Regenbogen-Stern

Genau davon will sich Hamilton trotz aller Kritik und Einwände auch nicht abhalten lassen. "Das hindert uns nicht daran, das zu tun, was wir tun", betont der 37-Jährige. "Der Sport wächst ständig. Wir haben ein größeres Publikum als je zuvor. Ich glaube, es ist dieses Jahr um etwa neun Prozent gestiegen oder so."

"Es ist weiterhin eine wichtige Plattform, um unsere Stimmen zu nutzen, jeder einzelne von uns hier in der Branche, in unseren Unternehmen, um mehr zu tun, um mehr Dinge zu sagen, um mehr Gespräche zu entfachen", appelliert der siebenfache Formel-1-Champion und nennt Initiativen seines Teams als Beispiel.

"Ich bin wirklich stolz auf das, was wir bei Mercedes tun - mit unserem 'Pride Month', unserem Regenbogen-Stern auf dem Auto. Es ist das erste Mal, dass ich das in meiner Zeit bei Mercedes gesehen habe, was erstaunlich ist. Es ist ein wichtiges Zeichen."

Dem schließt sich auch Teamchef Toto Wolff an: "Der Mercedes-Stern ist das Wichtigste, was wir haben. Und ich glaube, wir haben in der Vergangenheit schon gezeigt, dass wir uns comitten zu mehr Diversity. Und das haben wir gezeigt, indem wir dieses wichtigste Asset, das wir haben, in den Farben zeigen."

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Im Juni, dem "Pride Month", fuhr Mercedes mit seinem Logo in Regenbogenfarben Zoom Download

Die Idee sei vom gesamten Team gekommen. "Alle gemeinsam stecken die Köpfe zusammen und fragen, was können wir tun", erklärt Wolff. Er hält es für "extrem wichtig", Haltung zu zeigen. Ich glaube, gerade in einer Zeit, wo wir einen globalen Sport haben, müssen wir uns auch zu unseren Meinungen äußern können."

Doch noch immer passiere das zu selten, findet Hamilton. "Es geht nur sehr langsam voran. Wir brauchen mehr Leute, die ihre Plattform nutzen. Deshalb ermutige ich alle Fahrer, sich in Zukunft mehr zu äußern und über Dinge zu sprechen, die ihnen am Herzen liegen."

Vettel: "Diese Themen sind größer als der Sport"

In dem Zusammenhang lobt er auch seinen Fahrerkollegen und guten Freund Vettel: "Ich bin stolz darauf, zu sehen, was Seb tut, und ein Verbündeter von ihm zu sein." Der Deutsche positioniert sich durch kleine und große Gesten immer wieder gesellschaftskritisch.

Vettel seinerseits betont: "Die Themen, die Lewis weiterhin anspricht, die Themen, über die Lando (Norris; Anm. d. R.) gesprochen hat (mentale Gesundheit), und die Dinge, die ich erwähnt habe, all das sind Themen, die sehr wichtig sind und angesprochen werden müssen. Und sie sind größer als wir, größer als der Sport."

"Es ist wichtig, sie zu erwähnen, sie zum Ausdruck zu bringen und das Bewusstsein zu schärfen. Die Leute müssen darauf aufmerksam gemacht werden, dass es immer noch eine Menge Dinge gibt, die wir verbessern können", mahnt der viermalige Weltmeister.

Er ist deshalb froh, dass sich Politik und Sport heute nicht mehr so klar trennen lassen, wie das vielleicht früher noch der Fall war. "Es ist normal, dass Dinge sich entwickeln. Und früher gab es in der Hinsicht eine eindeutige Trennung", blickt Vettel zurück.

"Aber ich glaube, dass gewisse Themen einfach heute so groß sind, dass man sich auch nicht mehr leisten kann, sich dem zu entziehen. Und das, finde ich, kann ja nur sehr positiv sein, wenn man sich dazu äußert und auf Dinge aufmerksam macht, die größer sind als der Sport oder größer als wir alle", meint Vettel.

TV-Experte Ralf Schumacher warnt jedoch davor, dabei gegen die Interessen der Formel 1 zu arbeiten. Er weiß das Engagement der Fahrer zwar zu schätzen, sagt aber auch: "Ich bin froh, dass sich die Messages der Fahrer sich ein bisschen reduziert haben."

Ralf Schumacher sieht es als eine Gratwanderung

"Auf der einen Seite finde ich gut, dass Sebastian Vettel, Lewis Hamilton allen voran für irgendwas stehen. Trotzdem muss man halt aufpassen, wenn das dann konträr zu den Interessen der Formel 1 ist, wird es irgendwann schwierig, weil die Formel 1 ist die Plattform, die sie zu dem gemacht haben, was sie sind."

"Und wenn man die dann auch noch nutzt, dann finde ich, sollte man auch fair sein mit seinem Partner und das ein oder andere vielleicht überlegen", meint Schumacher. Andererseits wünscht er sich zuweilen mehr Offenheit von der Formel 1 selbst, wenn es etwa um die Auswahl der Austragungsorte geht.

"Die Formel 1 braucht Geld, um zu existieren, um Teams zu finanzieren und so weiter", weiß der ehemalige Rennfahrer. "Man könnte das ein oder andere Mal noch offener mit den Rahmenbedingungen und den Entscheidungen umgehen. Wo ist das Problem?"

"Letztendlich spielen wir jetzt auch Fußball in Katar. Unser Umweltminister Habeck ist nach unten gefahren und hat nach Gas gefragt", nennt er Beispiele. "Also heutzutage, in einer sich schnell verändernden Welt ist alles möglich, man sollte nichts ausklammern."

"Und man sollte auch nicht den Oberlehrer spielen für andere Kulturen und andere Länder. Das, glaube ich, muss einem nicht zustehen", sagt Schumacher weiter. "Trotzdem gibt es gewisse Rahmenbedingungen, die eingehalten werden können und sollten."

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