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© Fernando Alonso (Twitter)
Zwei WM-Titel und 30 Grand-Prix-Siege hat Alonso errungen, dazu in der Formel 1 geschätzte 150 Millionen Euro verdient - aber angefangen hat alles im Go-Kart, hier im Alter von zarten neun Jahren.
Paul Stoddart und Gian Carlo Minardi holen Alonso 2001 in die Formel 1, in der Hoffnung, ein neues Supertalent entdeckt zu haben. Der damals noch schüchterne Spanier beendet die Saison in der Fahrerwertung hinter Tarso Marques - bei jeweils null Punkten nur wegen des schlechteren Einzelergebnisses.
Ein Test, den viele längst vergessen haben: Alonso sitzt 2002 unter Teamchef Niki Lauda im grünen Jaguar, dabei steht wegen seiner Verbindung zu Flavio Briatore insgeheim längst fest, dass er nach einem Lehrjahr als Testfahrer zu Renault wechseln wird.
Eine Erfolgsallianz: Briatore ist bei Renault nicht nur Alonsos Teamchef, sondern auch sein persönlicher Manager. Logisch also, dass die Hierarchien klar verteilt sind und Jarno Trulli als Stallgefährte einen schweren Stand hat.
Sternstunde: Mit gerade mal 22 Jahren gewinnt Fernando Alonso den Großen Preis von Ungarn und macht sich so zum (bis dahin) jüngsten Sieger der Formel-1-Geschichte. Zuvor hatte er bereits im Alter von 21 Jahren in Malaysia als jüngster Fahrer aller Zeiten eine Pole-Position geholt.
Sein erster wirklich schwerer Unfall: Beim Großen Preis von Brasilien 2003 kracht Alonso vehement in die Streckenbegrenzung. Er bleibt aber unverletzt und wird sogar als Dritter gewertet. Am Ende der Saison wird er WM-Sechster. In seiner Karriere sollte er noch weitere Horror-Unfälle überstehen: Den Startcrash in Spa 2012, den noch immer mysteriösen Testunfall 2015 und den Melbourne-Abflug 2016.
2004 gelingt Alonso kein Sieg, aber er verbessert sich auf WM-Platz vier. 2005 schließlich legt er sich nach den bärenstarken Wintertests erstmals mit Michael Schumacher an. Wie er den Ferrari-Megastar ausgerechnet beim Ferrari-Heimspiel in Imola hinter sich hält: Weltklasse!
Alonso-Mania in Barcelona: Jahrelang interessiert sich neben der Motorrad-WM in Spanien kein Mensch für die Formel 1, aber plötzlich platzt der Circuit de Catalunya aus allen Nähten! Aus dem erhofften Heimsieg wird 2005 noch nichts: Nach drei Siegen en suite muss sich der Mann aus Oviedo Kimi Räikkönen geschlagen geben. Sein erster Heimsieg sollte erst 2012 in Valencia erfolgen, der erste Triumph beim Großen Preis von Spanien gar erst 2013.
Campeon del Mundo! Zwei Rennen vor Schluss gewinnt Alonso überlegen die Weltmeisterschaft 2005 - als jüngster Champion aller Zeiten. Zumindest bis Vettel kommt...
2006 folgt der Doppelpack: Diesmal besiegt er Michael Schumacher im direkten WM-Duell. Der größte Triumph seiner Karriere.
Neuanfang im Jahr 2007: Alonso wechselt von Playboy Flavio Briatore zum militärisch disziplinierten McLaren-Teamchef Ron Dennis, lässt sich die Haare kurz schneiden und wird im Rahmen eines millionenschweren Launches in Valencia (die Rechnung dafür bezahlt der neue Teamsponsor Vodafone) spektakulär präsentiert.
Aber der Frieden im Hause McLaren währt nur kurz: Alonso gewinnt in Monte Carlo auch dank eines teaminternen Nichtangriffspakts vor Rookie-Teamkollege Lewis Hamilton. Der debütiert in der Formel 1 stärker als erwartet und lässt sich nicht in die Rolle der Nummer 2 drängen.
Die Fronten verhärten sich, es kommt zum "Krieg der Sterne": Die Pole-Position in Ungarn holt Alonso, weil er Hamilton an der Box lange aufhält, sodass dieser keine schnelle Runde mehr fahren kann. Ron Dennis ist stinksauer, auch auf Alonsos Physiotherapeuten Fabrizio Borra, der die Aktion von der Boxenmauer aus orchestriert. Der Siedepunkt ist erreicht.
Crash beim Regenchaos in Fuji: Alonso macht in Japan den wohl WM-entscheidenden Fehler und beendet die Saison an dritter Stelle - einen Zähler hinter Weltmeister Räikkönen, punktgleich mit Hamilton. Erst zum zweiten Mal nach Tarso Marques 2001 landet er in der Gesamtwertung hinter dem Teamkollegen, zumindest was die Platzierung betrifft.
Nach Bekanntwerden der Spionageaffäre kommt es zwischen Alonso und McLaren endgültig zum Bruch. Weil bei Ferrari noch kein Cockpit frei ist, kehrt er interimistisch zu seinem alten Freund Flavio Briatore zurück.
An frühere Erfolge kann Renault nicht anknüpfen - und es bedarf einer Rennmanipulation durch Nelson Piquet jun., um in Singapur endlich wieder einen Grand Prix zu gewinnen. Alonso nutzt die Safety-Car-Phase perfekt und landet auf dem obersten Treppchen - angeblich ohne Mitwisserschaft an "Crashgate". Ein ehrlicher Sieg folgt zwei Wochen später in Fuji, doch 2008 und auch 2009 war Renault schlicht nicht konkurrenzfähig genug.
Endlich bei Ferrari angekommen: Nach jahrelangen Verhandlungen und Vorverträgen wechselt Alonso zur Scuderia und gewinnt in Bahrain gleich den ersten gemeinsamen Grand Prix.
Wer die Nummer 1 spielt, wird spätestens in Hockenheim klar, als Felipe Massa nicht gewinnen darf, obwohl Teamorder verboten ist. Wenn der zweite Ferrari vor ihm fährt, sieht Alonso nur noch rot... Die Worte "Fernando is faster than you" brennen sich tief ins kollektive Gedächtnis der Formel 1 ein.
Auch beim alles entscheidenden WM-Finale 2010 sieht Alonso rot, obwohl das Auto vor ihm gelb ist: Wegen eines Fehlers der Ferrari-Strategen hat er das ganze Rennen hindurch Witali Petrow vor sich - und Sebastian Vettel kann in aller Seelenruhe doch noch Weltmeister werden. 2011 ist Alonso gegen den übermächtigen Vettel machtlos.
"This is one of the most, most beautiful!" Gänsehaut nach dem Sieg vor Sergio Perez in Malaysia 2012: Alonso gewinnt mit dem unterlegenen Ferrari und führt plötzlich, in der Form seines Lebens, völlig unerwartet die Fahrer-WM an.
Doch er wird wieder nur Zweiter: Nach Abschüssen von Konkurrenten in Spa und Suzuka zieht ihm Sebastian Vettel davon. Alonso hat gelernt, sich auch zu freuen, wenn er nicht gewinnt. Aber die Experten sind sich einig: Was er 2012 abgeliefert hat, war eine der besten Leistungen in der Geschichte der Königsklasse.
Doch Fernando Alonso hat genug davon, immer nur Zweiter zu werden. auch 2013 und dem desaströsen Jahr 2014 klappt es mit dem erhofften Titel in Rot wieder nicht, und er verlässt die Scuderia nach fünf Jahren. Die Hoffnung heißt McLaren-Honda.
Doch es geht vom Regen in die Traufe: Angekündigte Siege von Honda wurden nicht wahr. Stattdessen war die Saison 2015 ein einziges Desaster. Alonso beschimpft den Motor beim Honda-Heimspiel in Japan öffentlich als "GP2-Engine". 2016 geht es dann endlich etwas bergauf und er sammelt 54 Punkte. Honda scheint auf dem richtigen Weg.
Aber 2017 wird alles noch schlimmer: Eigentlich sollte unter neuer Führung der Anschluss an die Spitze gelingen. Doch Honda verzettelte sich völlig mit einem neuen Motorenkonzept. Statt einen Schritt vorwärts geht es drei zurück. McLaren fährt im Nirgendwo. Alonso fängt an, so gegen Honda zu stänkern, dass die Zusammenarbeit vor dem Ende steht.
Im Mai 2017 startet Alonso sensationell beim Indy 500 in den USA. Trotz Skepsis zeigt er eine starke Leistung, führt 27 Runden und wird zum Rookie des Rennens gewählt. 21 Runden vor Rennende scheidet er mit Honda-Motorschaden aus. Das scheint bei ihm Lust auf mehr geweckt zu haben.
Angesichts der sportlichen Misere in der Formel 1 und fehlender Alternativen schaut sich Fernando Alonso anderweitig um. Er möchte jetzt der kompletteste Rennfahrer aller Zeiten werden und in allen möglichen Kategorien gewinnen. 2018 stößt er deshalb zum Toyota-Team in der WEC. Und gewinnt auf Anhieb mit Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima die 24 Stunden von Le Mans. Endlich wieder Sieger-Schampus!
In der Formel 1 geht unterdessen nichts vorwärts: Von den ungeliebten Honda-Motoren auf Renault gewechselt, erlebt McLaren ein Debakel. Es zeigt sich nun unverblümt, dass der Honda-Motor wohl nicht das einzige Problem war. Vom Red-Bull-Team, das dieselben Motoren einsetzt, wird McLaren regelmäßig überrundet. Grund genug für Alonso, mit der Formel 1 abzuschließen, nachdem sich keine Alternativen aufdrängten.
Am 25. November ist es in Abu Dhabi dann soweit: Beim Saisonfinale der Formel-1-Saison 2018 bestreitet der Spanier sein vorerst letztes Formel-1-Rennen. Trotz einer beherzten Fahrt schrammt er auf Platz 11 denkbar knapp an WM-Punkt 1900 vorbei.
Im Anschluss an das Rennen geben die früheren Kontrahenten Sebastian Vettel und Lewis Hamilton dem scheidenden Großmeister das Geleit: Zusammen fahren die drei Piloten, die gemeinsam die vergangenen zehn Jahre geprägt haben, auf die Start- und Zielgerade.
Dort zelebrieren sie das Ende der Formel-1-Saison 2018 und das (vorläufige) Karriereende Fernando Alonsos in der Formel 1. Neben der WEC-Supersaison mit Toyota wird der Spanier 2019 auch wieder das Indy 500 bestreiten. Sein Ziel ist klar: Die Triple-Crown des Motorsports, die zuvor nur Graham Hill erringen konnte!
Fernando Alonso hinterlässt ein großes Erbe in der Formel 1:
314 Rennen, 22 Pole-Positions, 32 Siege und am wichtigsten: Zwei Weltmeisterschaften, die der Spanier 2005 und 2006 Michael Schumacher abringen konnte.
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso fährt nicht mehr Formel 1, versteht es aber immer noch, den Zirkus aus der Ferne aufzumischen. So geschehen am Dienstagnachmittag beim Kurznachrichtendienst Twitter. Denn dort hat der zweimalige Weltmeister, der diese Woche in Südafrika einen Toyota Hilux für die Rallye Dakar testet, einen kontroversen Tweet abgesetzt.
Angefangen hat alles mit einem Interview des ehemaligen Ferrari-Präsidenten Luca di Montezmolo mit dem Formel-1-Podcast 'Beyond the Grid', aus dem die offizielle Formel-1-Website vorab zitiert hat. "Alonso war Alonso, nicht Alonso-Ferrari", kritisiert Montezemolo darin. "Wenn er gewinnt, ist er glücklich. Wenn er nicht gewinnt, ist das Team daran schuld und er ist unglücklich."
Daher, so der Italiener, halte Alonso dem Vergleich mit anderen Ferrari-Legenden wie Michael Schumacher oder Niki Lauda nicht stand: "Er war weniger nahe am Team als Michael und Niki, besonders in den schwierigen Zeiten. Denn in guten Zeiten nahe am Team zu sein, ist leicht."
'Formula1.com' hat die Story zu den Zitaten auf Twitter gepostet - und sich so Alonsos Zorn eingefangen. "Es hatte schon einen Grund, dass ich diesem Account bis heute nicht gefolgt bin. Das erinnert mich wieder daran warum!", twittert der McLaren-Botschafter. Montezemolo - der "Präsident", wie ihn Alonso immer noch nennt - habe die kritischen Zitate gegenüber seiner Person "nie gesagt", behauptet er.
Ob 'Formula1.com' wirklich Zitate frei erfunden hat, wie der Alonso-Tweet suggeriert, oder Alonso die offizielle Website der Formel 1 zu Unrecht der Lüge beschuldigt, wird sich schon heute klären, wenn die nächste Ausgabe von 'Beyond the Grid' mit Luca di Montezemolo in voller Länge veröffentlicht wird.
Der Vollständigkeit halber sei ergänzt, dass Montezemolo im Podcast auch sehr positiv über seinen ehemaligen Fahrer spricht. Was die Performance betrifft, sei Alonso "sehr gut" gewesen - auf einer Stufe mit Lewis Hamilton und Sebastian Vettel, und "im Rennen sehr nahe am Level von Michael. Im Rennen war Alonso ein fantastischer Fahrer."
Die Weltmeisterschaften 2010 und 2012 habe er "nicht aufgrund seiner Fehler" verloren. Und: "Wenn er einen Titel gewonnen hätte, würden wir uns heute ganz anders über ihn unterhalten. Dann würden wir sagen, dass Alonso dazu in der Lage war, Weltmeister zu werden, obwohl er über viele Jahre nicht das beste Auto hatte. Alonso ist sehr stark."