• 22. Juni 2014 · 23:09 Uhr

Legenden bringen Spielberg zum Beben

Nicht nur wegen Gerhard Bergers Spruch des Wochenendes war die stürmisch umjubelte Legendenparade das Highlight des Grand Prix von Österreich

(Motorsport-Total.com) - Es war das eigentliche Highlight des Grand-Prix-Wochenendes in Österreich: nicht etwa das Formel-1-Rennen am Sonntag, sondern die beiden Legendenparaden am Samstagabend und am Sonntag vor dem Start. Vor vollen Rängen (70.000 und 95.000 Zuschauer) brachten Niki Lauda, Gerhard Berger & Co. den Red-Bull-Ring zum Beben, indem sie noch einmal in ihre Boliden von früher stiegen und deren (laute) Motoren zumindest für ein paar Runden aufheulen ließen.

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Niki Lauda war mit seinem Ferrari von 1976 eine der Hauptattraktionen in Spielberg Zoom Download

Lauda saß dabei in seinem "Rush"-Ferrari von 1976, Berger in jenem Turbo-Ferrari, mit dem es ihm 1988 gelungen war, eine "perfekte Saison" von McLaren zu verhindern - mit seinem legendären Sieg in Monza. Heute allerdings musste Berger auf einen 1968er-Lotus ausweichen: "Wir hatten leider ein Motorenproblem. Aber so fahre ich Ferrari und Lotus an einem Wochenende, wer kann das schon von sich behaupten?" Die Fans quittierten es mit Beifall - keine andere der österreichischen Formel-1-Legenden ist so beliebt wie der einstige "Lausbub" aus Tirol.

Motorenprobleme hatte auch Christian Klien, dessen Red Bull aus der Saison 2005 am Samstagabend den Geist aufgab. Aber der Cosworth-Motor konnte rechtzeitig für Sonntag repariert werden. "Ich bin seit 2005 nicht mehr in dem Auto gesessen", grinst er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Aber wenn du dich reinsetzt, ist sofort alles wieder da." Lauda nickt zustimmend: "Ich bin ins Auto gestiegen, habe kurz einen Blick drauf geworfen und fand sofort alle Knöpfe. Ich war erstaunt, wie lange man sich dran erinnert, das kommt mit einem Schlag zurück. Schwieriger als Radfahren, aber es war sofort wieder da!"

Pech für Karl Wendlinger im Sauber

Nur Karl Wendlinger konnte das nicht von sich behaupten: Obwohl er nicht mit seiner March-Gurke, sondern mit einem Sauber auf die Strecke ging (hätte gehen sollen), kam er nicht weit - ein technischer Defekt verdarb ihm die Spielberg-Party. "Viele Knöpfe", sagt er etwas entnervt, "hatte man damals ja noch nicht." Genauer gesagt nur einen für den Funk und einen weiteren für das Speed-Limit in der Boxengasse. Bitter für Wendlinger: Von der Stimmung bekam er so nur wenig mit.

Und die war gewaltig: Ein Meer aus 25.000 rot-weiß-roten Fahnen wurde geschwenkt, als die Legenden zwei Stunden vor dem Formel-1-Start durch die Castrol-Kurve fuhren, und jedes Mal stand die ganze Tribüne auf, um den Helden von einst Tribut zu zollen. So gut war die Stimmung am Ring nicht einmal während der Zieldurchfahrt von Sieger Nico Rosberg. "Ich glaube, es war ganz Österreich da", ist Gerhard Berger beeindruckt.


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"Die Gelegenheit zu haben, wieder in die alten Autos einzusteigen, ist fantastisch", so der 54-Jährige, der das Bad in der Menge sichtlich genossen hat. "Ich konnte gestern schon mit meinem Ferrari ein paar Runden drehen. Heute hatten wir leider ein Motorenproblem. Also musste ich mein Reserveauto nehmen, den Lotus. Ich bin total überrascht, wie toll diese Autos schon gegangen sind, wie stark der Motor ist. Das ist ein 1968er-Lotus, und das Ding geht richtig gut. Es hat so Spaß gemacht."

"Das Schönste überhaupt ist, alle Tribünen voll zu sehen. Ich glaube, es ist ganz Österreich da", freut sich Berger. "Ich habe gehofft, dass so etwas noch einmal passiert, aber es ist schwierig genug, noch einmal einen Grand Prix hierher zu bringen. Dass Red Bull das irgendwann gelingen würde, war vielleicht vorherzusehen, aber dass so ein Spektakel dabei rauskommt und dass vor allem die österreichischen Fans so mitspielen, das ist natürlich wunderschön."

Gerhard Berger voll des Lobes für Dietrich Mateschitz

"Die meisten Länder versuchen, einen Grand Prix zu bekommen. Dann bekommen sie ihn - und dann wird der Grand Prix sich selbst überlassen. Das ist die Show. Didi Mateschitz und Red Bull haben zu der Show noch viele andere Shows geboten. Alle zehn Minuten war irgendetwas anderes los. Es war für die Fans ein riesiges Wochenende. Dass die alle so mitgespielt und so eine Atmosphäre in dieses Stadion gebracht haben, das ist super für uns alle Motorsportler", schwärmt er.

Berger immer noch der Publikumsliebling, Lauda sieht noch genauso aus wie früher, Klien glücklos im Red Bull und Probleme bei Alexander Wurz (kein Sitzschale vorhanden) im 1998er-Benetton - irgendwie war alles ein bisschen wie früher. Nur dass Patrick Friesacher mit dem Minardi allen um die Ohren fährt, das war anno 2014 neu. Und die leuchtenden Augen aller Fahrer im Fan-Village sind der Beweis: Spaß gemacht hat's nicht nur den Fans, sondern auch den Legenden selbst.

Den Spruch des Wochenendes lieferte übrigens Gerhard Berger. Von jemandem auf seinen beim Skifahren lädierten Arm angesprochen, entgegnete er trocken: "Na und? Der Niki hat ein Ohr zu wenig, der Helmut nur noch ein Auge." Und allesamt ein paar Kilo mehr auf der Waage als damals. Aber mit dem Gasfuß, das haben sie heute Mittag bewiesen, können sie noch umgehen. "90 Prozent hast du ganz schnell wieder", sagt Karl Wendlinger. "Aber die restlichen zehn findest du nicht mehr."

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