Upgrade-Flop bei Mercedes: Darum dauert es so lange
Mercedes verabschiedet sich von dem Upgrade der Hinterradaufhängung seines Formel-1-Autos für die Saison 2025 - Doch warum kam diese Erkenntnis so spät?
(Motorsport-Total.com) - Das Upgrade der Hinterachse des W16 für die Formel-1-Saison 2025 bietet keinen Mehrwert, weshalb Mercedes es letztlich aus seinen Fahrzeugen verbannt hat. Warum hat der Rennstall um Teamchef Toto Wolff so lange gebraucht, um diese Entscheidung zu treffen? Die fehlende Korrelation zwischen den Simulationen und der realen Welt ist nur ein Punkt von vielen.
"Die Hinterachse wird wohl in der Tonne landen", sagte Wolff nach dem Großen Preis von Ungarn. Dabei lief es für Mercedes zuletzt in Kanada richtig gut: George Russell feierte seinen ersten Saisonsieg und Kimi Antonelli wurde der jüngste Fahrer in der Geschichte der Königsklasse, der es auf das Podium schaffte. Doch die Hinterachse wurde mal verbaut und mal nicht.
Das Upgrade wurde in Imola erstmals verwendet, dann wieder ausgebaut und schließlich für Kanada erneut eingebaut - ein ewiges Hin und Her. In Belgien war Mercedes nicht erfolgreich, weshalb in Ungarn wieder die vorherige Version eingesetzt wurde. So viel zur Geschichte der Hinterradaufhängung, die den Erwartungen von Mercedes nicht gerecht wurde.
Das sind die Gründe
Doch warum? Die Daten aus den Simulationen passten nicht zu den Ergebnissen auf der Strecke, es fehlte die Korrelation. Hinzu kamen sehr unterschiedliche Streckentypen und schwankende Wetterbedingungen, was eine klare, schnelle Einordnung erschwerte. Immerhin dachten die Mercedes-Ingenieure, sie hätten eine bessere Lösung gefunden, doch das erwies sich als falsch.
"Upgrades sind dafür da, die Leistung zu steigern", so Wolff in Ungarn. "Es gibt viele Simulationen und Analysen, bevor ein Teil ins Auto kommt - und dann sind diese völlig falsch. Dann müssen wir zurück in die analoge Welt gehen, es einbauen und schauen, wie sich das Auto verhält. Wenn es nicht das tut, was es tun sollte, dann wird es schwierig - für jeden in der Formel 1."
"Wir bringen sagt dir die Korrelation aus der digitalen Welt in der reale Welt? Das ist das neueste Beispiel, das uns einen Stock zwischen die Speichen geworfen hat", so Wolff. Das Upgrade sollte die Fahrzeughöhe hinten konstant halten, da sich das Fahrzeug in der Urversion unter Last angehoben hat. So sollte mehr Abtrieb erzeugt werden, was aber im Ganzen nicht funktionierte.
Weniger Stabilität
Das Auto soll sogar instabiler geworden sein. Es dauerte jedoch, bis Mercedes dies auch verstand, da die Bedingungen und Streckentypen in Kanada, Österreich, Großbritannien und Belgien sehr unterschiedlich waren. In Kanada wird nur am Ende der Geraden stark abgebremst, und da war Mercedes erfolgreich - es wäre jedoch ein Trugschluss, das auf das Upgrade zu schieben.
Nach Mercedes-Sieg: Kippt jetzt die Hackordnung in der Formel 1?
Mercedes-Sieg in Kanada – Wende oder Ausrutscher? Weitere Formel-1-Videos
"Wir haben versucht, das Problem mit dem Imola-Upgrade, einem mechanischen Upgrade, zu lösen", so Wolff. "Es hat vielleicht das Problem gelöst, oder auch nicht, aber irgendetwas anderes könnte das Auto nun beeinflussen, das jetzt instabil ist und den Fahrern das Vertrauen genommen hat. Wir haben ein paar Rennen gebraucht, um das zu verstehen. Montreal hat uns etwas in die Irre geführt. Da denkt man vielleicht, dass es nicht so schlimm ist."
Doch Mercedes hat die Reißleine gezogen und das Upgrade verbannt - wohl für den Rest der Saison. Die vorige Version sei, so Wolff, "solide". Upgrades an einem Formel-1-Auto wirken sich auf verschiedene Bereiche aus und es gibt immer wieder Effekte, die nicht nur das eigentliche Problem, sondern auch andere unerwartete Bereiche des Autos beeinflussen.
Für Mercedes ist die Upgrade-Phase 2025 damit wohl vorbei, denn 2026 treten völlig neue Regeln in Kraft. Darauf werden die Ressourcen bei Mercedes jetzt vollständig gelenkt. "Wir haben jetzt eine stabile Basis und können uns Gutes einbringen", so Wolff, der sein Team voll auf die Suche nach optimalen Set-ups trimmen will. "Wir werden versuchen, so wettbewerbsfähig zu sein, wie es nur möglich ist."