"Generalprobe" in Zandvoort: Wird Jack Doohan 2025 Alpine-Stammfahrer?
Alpine-Ersatzfahrer Jack Doohan schildert nach einem Zweitagestest in Zandvoort seine Aussichten für die Formel-1-Saison 2025 und erklärt, warum er "bereit" ist
(Motorsport-Total.com) - Steigt Jack Doohan in der Formel-1-Saison 2025 zum Stammfahrer bei Alpine auf? Das erscheint möglich, denn aktuell wird der australische Rennfahrer gewissenhaft auf höhere Aufgaben vorbereitet, zuletzt mit einem zweitägigen Test in Zandvoort mit dem A522 aus der Saison 2022.
Und das Testprogramm lässt keine Zweifel zu, wohin die Reise bei Alpine gehen könnte: Doohan hat bei seinen Probefahrten ein komplettes Rennwochenende inklusive Qualifying und Grand-Prix-Simulation mit zwei Boxenstopps absolviert, war mit harten und weichen Reifen unterwegs. Oder wie er es selbst formuliert: Es war das "echte Formel-1-Szenario".
Wie es gelaufen ist? "Reibungslos", sagt Doohan. Es habe "wie üblich" ein paar kleinere Schwierigkeiten gegeben, "aber die haben wir alle gemeistert und in den Griff gekriegt", meint er. Insgesamt seien die beiden Testtage aus seiner Sicht "großartig" verlaufen.
Dem 21-Jährigen hat das nochmals mehr Selbstvertrauen verliehen, schließlich gilt Zandvoort als eine Rennstrecke, "auf der es keinen Spielraum gibt für Fehler", so Doohan selbst. "Machst du einen Fehler, landest du erst im Kiesbett und dann in der Mauer. Das hast du so nicht überall. Deshalb war es klasse für mich, diese Grundlage zu kriegen, wo das Limit liegt."
Noch mehr Formel-1-Tests für Doohan angesetzt
Und Doohan wird bald wieder die Gelegenheit erhalten, im A522 von 2022 zu sitzen: Er bekommt im weiteren Saisonverlauf noch neun zusätzliche Testtage im ersten Alpine-Auto unter dem aktuellen Technischen Reglement, das nächste Mal in Silverstone.
Obendrein ist Doohan designierter Freitagsfahrer von Alpine für die beiden verpflichtenden Freitagseinsätze von Nachwuchsfahrern in diesem Jahr und wird wohl auch den Young-Driver-Test im Anschluss an das Saisonfinale 2024 in Abu Dhabi bestreiten.
Die Perspektive von Doohan bei Alpine
Der große Aufwand, den Alpine für Doohan betreibt, wirft natürlich eine Frage auf: Wie realistisch ist es, dass der Nachwuchsmann 2025 seine große Chance in der Formel 1 bekommt? Wo er doch schon jetzt als Test- und Ersatzfahrer intensiv in das Geschehen eingebunden ist und mit etlichen Stunden im Simulator die Stammfahrer Pierre Gasly und Esteban Ocon bei der Abstimmungsarbeit unterstützt.
Doohan selbst meint: "Ich stelle einfach nur sicher, dass ich alles abhake, was ich tun kann. Und mehr kann ich nicht tun." (Übersicht: Fahrer und Teams für die Formel-1-Saison 2025!)
Sein Ziel sei natürlich, "nächstes Jahr im Auto zu sitzen und für Alpine zu fahren", sagt Doohan. Das wäre aus seiner Sicht die Krönung für die ganze Aufbauarbeit, die er bei Alpine in den vergangenen Jahren geleistet habe.
Alpine gibt Doohans Programm vor
Und auch Alpine vermittle ihm den Eindruck, einen Plan zu haben für ihn: "Ich hatte für dieses Jahr Optionen in der Formel E, der Super Formula, bei den IndyCars und in der Langstrecken-WM, also praktisch in jeder großen Meisterschaft abseits der Formel 1. Aber Alpine hat entschieden, dass ich mich voll auf die Formel 1 konzentrieren soll." Deshalb ist Doohan 2024 "nur" Testfahrer, aber kein Rennfahrer.
Der nächste logische Schritt aus seiner Sicht wäre die Beförderung zum Stammfahrer für 2025. Doohan selbst hat "das Gefühl, ich habe Potenzial im Auto. Und ich denke, es gibt keinen Grund, warum ich im nächsten Jahr keine Chance bekommen sollte. Ich glaube, ich bin schnell und ich kann Großartiges leisten im Formel-1-Auto. Ich würde das Vertrauen wirklich gern zurückzahlen und weiter aufsteigen."
Und ein bisschen stichelt Doohan gegen Gasly und Ocon, wenn er weiter sagt: "Es wäre doch großartig, einen jungen Mann wie mich zu haben, der erfolgshungrig, entschlossen und engagiert ist und eine andere Sichtweise einbringen kann ins Team. Ich habe den Eindruck, ich weiß, wo das Team steht und wohin es sich entwickeln kann", so der Alpine-Testfahrer. Er wolle deshalb sein "größtes Ziel" wahrmachen.
Wie der Vater, so der Sohn - aber anders!
Seinem Vater eifert Jack Doohan bei der Karrierewahl übrigens nur teilweise nach: Schon Mick Doohan war im Motorsport aktiv, allerdings auf zwei Rädern, das aber sehr erfolgreich. Denn von 1994 bis 1998 sicherte sich Doohan sen. fünfmal in Folge den Titel in der 500er-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft.
Warum Jack Doohan dann nicht ebenfalls Motorrad fährt? Weil Michael Schumacher interveniert hat! Die Rennfahrer-Familien wohnten vor Jahren in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Die Weltmeister-Väter sind gut befreundet, die Namenswahl für Schumacher-Sohn Mick ist kein Zufall. Und "Schumi" schenkte dem Doohan-Sohn einst ein Kart. Damit war der Funke entzündet und Doohan auf vier Räder gepolt.
Warum lieber Alpine statt Red Bull?
Sein Weg führte 2018 erstmals in den Formelsport, zunächst im Red-Bull-Kader. Nach zweiten Plätzen in der asiatischen Formel-3-Meisterschaft 2019 und 2020 folgten 2021 der zweite Platz in der Formel 3 sowie 2023 der dritte Platz in der Formel 2.
Zwischendurch, zur Saison 2022, schloss sich Doohan dem Alpine-Nachwuchsprogramm an, obwohl er hätte bei Red Bull bleiben können, so sagt es Doohan selbst: "Es war einfach sinnvoller, zu Alpine zu gehen, um mich auf die Formel 1 vorzubereiten." Er sah dort auch die größeren Chancen, tatsächlich einen Stammplatz in der Formel 1 zu ergattern.
Die jüngsten Probefahrten haben ihn in dem Schritt bestätigt: "Es ist großartig, diese Möglichkeiten zu haben und diese Kilometer zu bekommen", sagt Doohan. "Das ist etwas, das man nicht kaufen kann, oder vielleicht doch, aber ich habe jetzt die Gelegenheit, es mit Alpine umzusetzen."