• 05. Februar 2024 · 23:03 Uhr

Hamiltons Abschied im Guten: Timing "schützt" Mercedes in der Formel 1

Wie Mercedes-Teamchef Toto Wolff die "Kündigung" von Formel-1-Rekordsieger Lewis Hamilton erlebt hat und warum er sogar irgendwie damit gerechnet hatte

(Motorsport-Total.com) - "Wir sind offenen Auges in diesen Vertrag und diese Phase unserer Zusammenarbeit gegangen. Wir wussten, es könnte nur für ein Jahr sein [oder] es könnten zwei Jahre werden", sagt Toto Wolff. Dass sich Lewis Hamilton aber schon nach nur einem halben Jahr anders entschied, das kam überraschend für viele Beobachter, nicht aber für Mercedes-Teamchef Wolff.

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Lewis Hamilton sitzt nur noch in der Saison 2024 in einem Formel-1-Mercedes Zoom Download

Die kurze Vertragslaufzeit von Hamilton mit einer Ausstiegsklausel nach nur einer Saison sei immer ein gewisses Risiko gewesen und er selbst habe die Möglichkeit eines Wechsels "nie ignoriert", sagt Wolff. "Ob es nun Ferrari ist oder ein anderes Team: Die Tatsache hat mich überhaupt nicht überrascht."

Wenn etwas überraschend gewesen sei am Hamilton-Aus bei Mercedes, dann "vielleicht das Timing", meint Wolff. "Das am Anfang der Saison zu machen, vor dem ersten Test, ist neu."

Präzedenzfälle aus der Formel-1-Historie gibt es aber für ein solches Szenario: Fernando Alonso etwa fädelte seinen Wechsel von Renault zu McLaren ein, nachdem er gerade zum ersten Mal Formel-1-Weltmeister geworden war, also Ende 2005. Er hatte damit noch ein ganzes Jahr bei Renault vor sich, ehe er zur Saison 2007 zu McLaren wechselte. Ein ähnliches Szenario wie jetzt bei Hamilton und Mercedes.

Und genau das weiß Wolff an dieser Entscheidung von Hamilton zu schätzen: Dass Mercedes jetzt die Zeit habe, sich "darauf einzustellen, was wir im nächsten Jahr machen", so Wolff. Sprich: Genau zu überlegen, wer Nachfolger von Hamilton im Mercedes-Werksteam werden könnte. Die frühe Bekanntgabe Hamiltons ermögliche es der Sternmarke, "eine klare Strategie" zu haben.

Wolff glaubt: Hamilton wollte Mercedes schützen

Wolff erkennt darin einen Abschied im Guten. "Ich sehe, warum Lewis das so gemacht hat: Um die künftigen Interessen des Teams zu schützen." Und Mercedes wird mit oder ohne Hamilton alles daransetzen, an die Erfolge seit dem Beginn der Turbo-Hybrid-Ära anzuknüpfen, sagt Wolff.

"Wir hatten zusammen unheimlich viel Erfolg. Das wird in die Geschichte eingehen, auch in die Mercedes-Geschichte. Und wir wollen diese Geschichte gut zu Ende bringen. Wir wollen möglichst erfolgreich sein."

"Ist es realistisch, dass wir mit Max [Verstappen] im Red Bull um die WM fahren? Wenn ich in Wahrscheinlichkeiten denken würde, dann stünden unsere Chancen vermutlich nicht so gut. Wir probieren dennoch unser Bestes."

Ab 2025 gehe Mercedes dann "vielleicht mit einem anderen Fahrer" auf Titeljagd in der Formel 1. Das sei "natürlich etwas komplett anderes" als mit Hamilton. "Das schmälert aber nicht die Erfolgsbilanz, denn die bleibt", meint Wolff. "Das ist genauso Geschichte wie es hoffentlich die nächsten Erfolge eines Mercedes-Fahrers ebenfalls werden."

Denn Wolff hat Großes vor mit dem Rennstall der Sternmarke: "Ich kann versprechen, dass wir eine weitere Erfolgsphase aufbauen werden, mit weiteren Siegen und weiteren Titeln in den kommenden Jahren. Und dann werden wir zurückschauen auf die sehr, sehr guten Jahre mit Lewis in einem Mercedes."

Jeder Rennfahrer träumt vom Ferrari-Cockpit

Bald schon aber sitzt Hamilton in einem Ferrari. Und dieses Szenario ist Wolff nicht völlig fremd. Ob er es geahnt habe, wird der Mercedes-Teamchef gefragt. Antwort: "Ich glaube schon, ja." Zumal er einige Tage vor der Bekanntgabe "einige Gerüchte aufgeschnappt" hatte.

Die hätte es aber gar nicht gebraucht, meint Wolff: "Jeder Rennfahrer träumt davon, in einen roten Overall zu schlüpfen und ein rotes Auto zu fahren."

Er habe "oft" mit Hamilton genau darüber gesprochen, "dass das eines Tages spannend sein könnte", so Wolff. "Über die Jahre kamen wir aber zu dem Schluss, es wäre etwas, auf das man stolz sein könnte, weiter bei Mercedes zu bleiben und alles hier zu Ende zu bringen."


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Es kam anders, und das erfuhr Wolff bei sich zuhause in Oxford, als er sich mit Hamilton "auf einen Kaffee" traf. "Da sagte er mir, dass er die Entscheidung getroffen habe, 2025 für Ferrari zu fahren. Im Prinzip war es das. Danach hatten wir ein gutes Gespräch", erklärt Wolff.

Wie sich Wolff den Hamilton-Wechsel erklärt

Woher also kommt der Sinneswandel bei Hamilton? "Das kann ich nicht genau sagen", meint Wolff. "Ich weiß nur: Als wir in die Weihnachtsferien gegangen sind, waren wir alle auf einer Linie. Das hatten wir öffentlich und auch intern so gesagt. Ihr müsst schon Lewis selbst fragen, warum er sich umentschieden hat."

"Wie er es mir gegenüber dargelegt hat, ist vollkommen nachvollziehbar: Er brauchte eine neue Herausforderung und wollte eine andere Umgebung. Und für ihn ist es vielleicht die letzte Gelegenheit, etwas anderes zu machen."

Mercedes und Wolff respektieren diesen Schritt "vollkommen", betont der Teamchef. "Man kann seine Meinung ändern, es gibt andere Umstände. Ich kann die Entscheidung verstehen."

"Vielleicht bestand eine Überlegung darin, jetzt noch einen langfristigen Vertrag mit Ferrari zu machen und zum Ende der Karriere nochmal etwas richtig Großes zu probieren."

Natürlich geht es Hamilton dabei um den möglichen achten Titelgewinn, der Formel-1-Rekord wäre. Aber wie realistisch ist ein weiterer WM-Erfolg von Hamilton? Das, sagt Wolff, habe er beim Kaffee mit Hamilton nicht erörtert: "Wir haben nicht darüber gesprochen, wo die Chancen besser sind, weil das kannst du einfach nicht sagen."

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