• 11. Juli 2020 · 15:42 Uhr

Alexander Wurz erklärt: Darum wird bei zu starkem Regen nicht gefahren

Weshalb die Formel 1 bei Starkregen nicht fährt, warum es früher besser war und wie eine Regeländerung für mehr Fahrbetrieb bei Regen sorgen könnte

(Motorsport-Total.com) - "Wir wären früher bei so einem Wetter ganz sicher gefahren", sagt Gerhard Berger. Doch mehr als 20 Jahre nach dem Ende seiner aktiven Zeit muss der Österreicher zusehen, wie die Formel 1 bei stärkerem Regen einfach in der Boxengasse bleibt. Nichts geht mehr, so auch im dritten Freien Training zum Steiermark-Grand-Prix 2020 (hier im Liveticker verfolgen!) in Spielberg.

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Kein Fahrbetrieb bei Starkregen: Die aktuelle Formel 1 bleibt dann in der Box Zoom Download

Aber warum ist das so, dass in der Formel 1 die Räder stillstehen, sobald es etwas heftiger regnet? Das erklärt der frühere Grand-Prix-Fahrer Alexander Wurz im 'ORF' - und er begründet es mit der immer weiter fortschreitenden Fahrzeugentwicklung in der Formel 1.

In der Vergangenheit, so sagt Wurz, hätten die Autos "weniger Abtrieb" gehabt und wesentlich einfachere Unterböden. "Da entstand Aquaplaning wirklich nur durch die Reifen. Und das kannst du vielleicht ein bisschen einfacher kontrollieren als Aquaplaning vom Unterboden", so der TV-Experte.

Die Formel 1 stolpert über ihre Technik

Was er damit sagen will: Moderne Formel-1-Autos schwimmen mit dem Unterboden auf, werden dadurch schwieriger zu kontrollieren, aber - theoretisch - nicht unmöglich zu fahren. Wurz: "Natürlich kann der Fahrer herumgurken mit einem Hunderter auf der Geraden, aber es ist kein Fahren, das ein Auto schafft von der Kühlung her, oder Überhitzung."

Die technische Limitierung sei allerdings nicht der einzige Grund, weshalb die Formel 1 bei Starkregen lieber in der Garage bleibe. "Wenn alle 20 Autos auf der Strecke sind, dann ist die Sicht einfach so schlecht, dass es zu gefährlich ist", meint Wurz

"Und im Reglement steht: Man muss von Streckenposten zu Streckenposten sehen können. Ist die Gischt so stark, dann kann das nicht mehr gewährleistet werden."

Noch ein Faktor: Der Rettungshubschrauber

Außerdem muss der Rettungshubschrauber dazu in der Lage sein, jederzeit abzuheben und sein Ziel anzusteuern, im Fall von Spielberg ein Krankenhaus in Graz. Sind die Bedingungen dafür zu schlecht, dreht sich ebenfalls kein Rad. Deshalb muss die Formel 1 "heutzutage ganz strikt vorgehen", sagt Wurz.


Fotostrecke: Top 10: Die besten Regenfahrer der Formel 1

Berger bedauert diese Umstände in der modernen Formel 1, vor allem mit Blick auf die Fahrer im Feld, die unter normalen Bedingungen nicht so sehr im Rampenlicht stehen.

Regenwetter sei für einen "jungen Könner, der vielleicht ein Auto hat, mit dem er im Trockenen nicht ganz nach vorne fahren kann, die Chance", auf sich aufmerksam zu machen.

Berger: Früher war man mutiger

Generell habe er den Eindruck, die Formel 1 werde bei Regenwetter immer vorsichtiger, man schicke schneller das Safety-Car auf die Strecke als früher. "Unter normalen Regenbedingungen hinauszufahren, das gehört aber zum Sport dazu", sagt Berger im 'ORF'. "Das ist die Formel 1."

"Insgesamt wünsche ich mir schon, dass wir im Regen weiterhin auf der Strecke sind. Wir haben einen extrem hohen Sicherheitsstandard, was die Rennstrecken anbelangt, wir haben sehr sichere Autos."

Wurz stimmt zu und meint, es brauche vielleicht eine Änderung im Formel-1-Reglement, um Fahrbetrieb auch unter Starkregen möglich zu machen. Er überlege daher, "ob wir der FIA und den Formel-1-Machern nicht vorschlagen sollen, in dieser Situation auf ein Single-Lap-Qualifying umzustellen oder nur ein Fahrzeug auf der Strecke [zu haben]."

Vorschlag löst Gischtproblem, aber ...

Das Gischtproblem wäre damit behoben, "weil wenn ich alleine fahre, dann habe ich kein Sichtproblem", meint Wurz. "Da kann ich auch mit einem Hunderter rumfahren, wenn ich Angst habe vor Aquaplaning. Dann bin ich alleine."


Fotos: Grand Prix der Steiermark


Eine solche Lösung hätte womöglich ebenfalls ihre Nachteile, zum Beispiel bei nachlassendem Regen. "Dann könnte man sagen: Das ist unfair", sagt Wurz. "Aber: Wir fahren. Das muss man sich einfach mal grundsätzlich überlegen, dass man solche Situationen wie jetzt vermeiden."

Neu seien solche Überlegungen allerdings nicht, betont Wurz. "Die Diskussionen haben wir immer, wenn es regnet, weil das Sicherheitsdenken in der Welt grundsätzlich Überhand nimmt, vielleicht irgendwann auch ein bisschen zu weit geht."

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