
Liebe Formel1.de-Leser,
alle Jahre wieder (jedenfalls meistens) beginnt die neue Formel-1-Saison in Melbourne! Melbourne: meine Lieblingsstadt, rund vier Millionen Einwohner, alle sportbegeistert. Ein einzigartiges Völkergemisch mit funktionierenden ethnischen Vierteln und einem sprudelnden Nachtleben.
So vielfältig wie die Nationen, so vielfältig sind die kulinarischen Genüsse. Little Italy, Greektown oder Chinatown verwöhnen auch anspruchsvolle Gaumen auf das Vollste. Wer zum Beispiel einen Tisch beim besten Chinesen Australiens, im Flower Drum, bekommen möchte, sollte jetzt buchen, damit es für 2015 klappt!
Freunde der Steak-Kultur freuen sich auf Vlado's, einen Fleischtempel im Viertel Richmond: Vorspeise Fleisch, Hauptspeise Fleisch und Nachspeise auf Wunsch ebenfalls! Ein echtes Steakhouse ohne Fenster, schließlich soll sich der Gast aufs Essen und die zahlreichen australischen Spitzenweine konzentrieren. Etliche Promis und fast alle Formel-1-Piloten waren bereits hier.
Ein kleiner Tipp, für diejenigen, die mit dem Taxi ins Restaurant wollen: Nehmt vom Concierge des Hotels eine Wegbeschreibung mit, denn eine der häufigsten Redewendungen der aus meiner Sicht vielleicht unbegabtesten Droschkenkutscher der Saison lautet: "Do you know where it is?" Jaja, im Zeitalter der Navigationssysteme... Aber auch eine Lieblingsstadt hat Schwächen.
Natürlich hat auch Melbourne ein Nobu oder ein Jamie-Oliver-Restaurant, aber ich empfehle eher etwas, was der europäische Magen nicht kennt. Die Vegetarier hören jetzt bitte mal weg! Emu-Salat, Black-Pepper-Krokodil oder Känguru schmecken ausgezeichnet. Beim Känguru höre ich schon wieder einige rebellieren, aber denen sei gesagt: Fragt doch mal die Australier! Schließlich hat der fünfte Kontinent mehr Kängurus als Einwohner.
So, jetzt haben wir genug über das Essen geredet, aber bleiben wir noch ein bisschen bei den Tieren und wechseln in das Strandviertel St. Kilda. Vom Stadtkern ist der Badeort eine Viertelstunde Straßenbahnfahrt entfernt und wirkt wie ein kalifornisches Surfer-Städtchen. Jeder Melbourne-Tourist hat St. Kilda oben auf der Liste.
In all den Jahren war ich schon einige Male dort, und fast jedes Mal gab es Hai-Alarm. Vor drei Jahren habe ich dann endlich auch selbst mal einen 1,50 Meter großen Knorpelfisch in Strandnähe gesehen. Da ist es bei aller Tierliebe ein besseres Gefühl, wenn man abends in den Parks der Stadt die eher trägen Wombats (eine Art Beutelratte) sieht und teilweise auch streicheln kann.
Der lauteste Park (allerdings während des Rennwochenendes eher ohne Wombats) ist der Albert Park mit den dröhnenden Motoren. Jedes Jahr freue ich mich auf ein Wiedersehen mit dem Stammgast Leo Sayer, der in Sydney lebt. Für die jüngeren User: Der Mann war in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Superstar ("You make me feel like dancing", "Orchard Road").
© Lukas Gorys
Als ich einmal in Melbourne ein Interview mit Lenny Kravitz verabredet hatte, lachte der mich kurz an und sagte: "Bevor ich etwas sage, frag bitte Leo Sayer. Er ist mein Held, ein Superstar und absoluter Motorsport-Fachmann!" Kein Kommentar, aber so fand Leo noch den Weg in unser Programm, nachdem einige skeptisch waren, ob der RTL-Zuschauer den Popstar der Vergangenheit noch einordnen könne...
Melbourne ist am Rennwochenende trotz der immensen Größe an jeder Ecke anzumerken, dass die Formel 1 fährt. Begeisterung und Fachwissen sind gleichermaßen hoch. Hier sind bereits am Donnerstag beim Üben der Boxenstopps mehr Menschen an der Strecke als bei so manchem Exoten-Grand-Prix am gesamten Rennwochenende. Also, freuen wir uns auf das erste "G'day" der fröhlichen Australier, das jedem Gast auch nach über 20 Stunden Flug ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
Euer,