
Liebe Formel1.de-Leser,
es gibt Menschen im Fahrerlager, von denen weiß jeder genau, was sie dort tun. Es gibt Menschen im Fahrerlager, von denen weiß keiner genau, was sie eigentlich dort tun. Schließlich gibt es auch Menschen im Fahrerlager, von denen weiß keiner, wie viele verschiedene Jobs sie eigentlich ausüben.
Der meistbeschäftigte Mann des Paddocks heißt wohl David Coulthard. Der Ex-Formel-1-Fahrer, in der gesamten Rennserie immer noch einer der beliebtesten Piloten, ist im permanenten Laufschritt unterwegs, wenn er nicht gerade vor einer Kamera steht. Würde er Kilometergeld bekommen, es wäre lohnenswert.
Fit wie ein aktueller Superlizenz-Inhaber geht der Schotte gleich mehreren Aufgaben nach: Moderator beim englischen Fernsehsender BBC, außerdem steht er bei der Schweizer Bank UBS, den Teams Mercedes und Red Bull unter Vertrag.
Wer jetzt sagt, der Mann kann doch nicht für zwei Konkurrenten arbeiten, dem sei gesagt: Doch, er kann! Schließlich hat seine Arbeit nichts mit dem aktuellen Rennteam zu tun, er kennt keine tagesaktuellen Geheimnisse.

© Red Bull
Bei dem Pensum kommt Coulthard eigentlich komplett ohne lohnende Pause durch den Alltag am Rennwochenende. Warum also ein so großer Aufwand? Der ehemalige Williams-, McLaren- und Red-Bull-Pilot hat einfach keine Lust, wenn er schon von Heim und Familie weg ist, "einfach nur rumzusitzen".
Großen Druck verspürt er dabei eher nicht, da der Druck als Repräsentant, Berater oder auch Moderator nicht dem entspricht, was auf einen Formel-1-Fahrer während seiner Karriere einprasselt.

© Lukas Gorys
Die Koordination des Mammutprogramms übernimmt der "Lowlander" allein, unterstützt nur durch eine Sekretärin. Während seiner Rennfahrerkarriere hatte er noch zehn Angestellte.
Die Mannschaft ist also kleiner geworden, die Disziplin ist geblieben. Nach 15 Jahren in der Königsklasse hat er das Motto seines Vaters immer im Kopf behalten: Mehr Geld einsammeln als ausgeben! Ja, das klingt sehr schottisch...
Sein sicherer Hafen bei all den verschiedenen Aufgaben ist der Job des Moderators bei der altehrwürdigen BBC, auch wenn es anfangs sicher ein komisches Gefühl war, die Seiten zu wechseln. Anstatt Rad an Rad gegen Michael Schumacher zu fahren, hielt David dem Siebenmaligen bei seinem Comeback das Mikro unter die Nase.

© LAT
Für Coulthard als Fan des Sports, der auch ihn groß gemacht hatte, nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein Vergnügen, eine Begegnung mit Respekt auf Augenhöhe. Trotzdem muss ich bei meinem Gang durch die Startaufstellung weiterhin zweimal hingucken, wenn David nicht in Helm und Overall, sondern in Hemd und mit Mikro in der Hand vor mir auftaucht.
Augenzeugen zufolge aber ist er auch bereits vor Sekunden noch in einer Box, VIP-Lounge oder in einem TV-Studio gesehen worden. Vielleicht sind wir auch schon alle Augenzeugen einer Zellteilung geworden, die es einfacher macht, sämtliche Aufgaben simultan zu bewältigen.
Achten sie mal drauf, wenn DC das nächste Mal in Ihr Wohnzimmer kommt, wie oft Sie ihn selbst noch einmal im Hintergrund sehen. Vielleicht sind so auch die schottischen Clans entstanden?
Die Zahl der Ex-Formel-1-Piloten im Fahrerlager steigt stetig, aber die Anzahl derer, die regelmäßig seit Jahren gleich mehreren Aufgaben nachgehen, ist eher überschaubar. Und da sind wir am Ende wieder bei David Coulthard...
Euer,