
Liebe Formel1.de-Leser,
es war einmal... So beginnen alle Märchen und Geschichten, die in der Vergangenheit ihren Abschluss gefunden haben. Immer noch aktuell dagegen ist die Geschichte von hungrigen VIPs, Journalisten und Teammitgliedern, die Steven Allan Grimm im Rennrhythmus erzählen kann.
Was für eine märchenhafte Geschichte denn? Ich könnte sachlich aufklären: "Der Hospitality-Service-Coordinator organisiert logistisch das Catering in der Energy-Station!" Stimmt zwar exakt, klingt aber ein bisschen nach Science-Fiction - und wir wollen doch bei aller Fortschrittlichkeit der Formel 1 bei Essen und Trinken in der Gegenwart bleiben.
Zur Erklärung für alle Hobby-Gourmets, die mit dem Begriff Energy-Station nichts anfangen können: Dies ist die Heimat der Formel-1-Teams Red Bull und Toro Rosso und im Prinzip beliebtester Anlaufpunkt der Mehrheit der Fahrerlagergäste, die über einen gesunden Hunger verfügen. Wer möchte, genießt hier sogar Vollpension - der Tisch ist morgens, mittags und abends reichlich gedeckt.
In Europa sorgen 30 bis 100 Mitarbeiter aus acht bis zehn Nationen dafür, dass auch anspruchsvolle Gaumen auf das Vollste verwöhnt werden. Schließlich begann die kulinarische Reise einst wie im Salzburgischen Hangar-7 mit wechselnden Sterneköchen. Mittlerweile tischt die Mannschaft hinter Küchenchef Sandro Gamsjäger Gutbürgerliches in landestypischer Manier auf und erntet dabei regelmäßiges Lob von VIPs, Sponsoren, Journalisten, aber auch von Sebastian Vettel, Christian Horner oder Dr. Helmut Marko. Ja, wer hier isst, ist in.
Kommen wir also zum Menü, für das pro Rennwochenende ein Budget von cirka 30.000 Euro bereitsteht. Vier Sorten Fleisch, Fisch, Pasta, Reis, Kartoffeln, Gemüse, aber auch Suppen, ein kaltes Buffet und Dessert sowie Kuchen bieten in großem Ausmaß die Chance, das Rennwochenende übergewichtig zu verlassen.
Ach ja, zu trinken gibt es nicht nur Red Bull, sondern auch andere Softdrinks, Bier, Wein und zum Feiern auch mal den einen oder anderen Edelbrand! So wird ein einfaches Motorhome zum gemütlichen Gourmet-Tempel. Nicht zu vergessen ein charmanter Service, der allein genug Anlass bietet, mal vorbeizuschauen.

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Wenn das Team vor allen anderen zum Frühstück kommt, ist das die große Herausforderung für Küchenchef Sandro: Da die Mehrheit der Mitarbeiter aus England stammt, wird gerne auf den dortigen Frühstücksstandard zurückgegriffen - also Bohnen, Speck sowie Fish & Chips!
Im Vorfeld eines jeden Rennens ist Steven Grimm dann gerngesehener Gast in den verschiedenen Feinkostläden an der Basis Salzburg. Der Einkauf steht an und dabei reden wir nicht von: "Ich hätte gerne drei Brötchen, ein Schwarzbrot und vier Hörnchen!" Ein großer LKW mit Lebensmitteln muss sich schließlich auf den Weg zum Bestimmungsort machen, ergänzt durch die lokalen Spezialitäten, die vor Ort die Speisekarte abrunden.
Eine Woche vor dem Rennen muss bereits alles stehen! Wenn Fisch auf der Karte steht, sollte halt genügend Material aus Meeren, Flüssen und Seen vorhanden sein, damit Steven Grimm nicht zwischen zwei Trainingssitzungen mit der Angel losziehen muss.
Etwas einfacher als in Europa ist die Organisation in Übersee. Schließlich muss sich hier kein vollgepackter LKW auf den Weg machen, der Tisch wird überwiegend vor Ort gedeckt und die Anzahl der Mitarbeiter ist geringer. Ein paar Hürden hat der Reisegott aber auch in Form von Einfuhrverboten in den Weg gestellt. Bei den wenigen Lebensmitteln, die mit auf die Flugreise gehen, sollte nichts von der Verbotsliste mit an Bord sein. Wer möchte schon wegen ein paar grünen Äpfeln bei der Einreise in die USA verhaftet werden? Und das im Land der Geschmacksverstärker...

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Mit auf die Reise gehen in fünf Sätzen Containern übrigens auch Tische, Stühle, Sonnenschirme (da staunen diejenigen, die nur die Rennen in Spa oder Silverstone kennen) und Besteck bis hin zum Dessertlöffel. Schließlich gibt es immer noch genügend Gäste, die sich bei asiatischen Rennen beim Gebrauch der filigranen Ess-Stäbchen selbst verstümmeln.
Auf den Transport gehen selbstverständlich nur Lebensmittel, die nicht verderben. Frische und Qualität sind oberstes Gebot. Denn krank werden darf während eines Rennwochenendes eigentlich keiner - das gilt auch für den indischen Grand Prix, bei dem als einzigem Austragungsort neben Salz und Pfeffer auch die Desinfektionsflasche auf jedem einzelnen Tisch steht.
Euer,