
Liebe Formel1.de-Leser,
wenn einer eine Reise tut... dann kann einiges schiefgehen! Verspätungen, Absagen, Umwege, Notlandungen und manchmal auch "Bombenstimmung" gehören zum nicht immer glamourösen Alltag des Formel-1-Reisenden. Doch der Reihe nach.
Eine der schönsten, aber auch längsten Reisen ist jedes Jahr der Trip nach Melbourne in Australien. Der fünfte Kontinent liegt nicht gerade um die Ecke, und deswegen ist diese 26-stündige An- und Abreise aus Deutschland schon etwas Besonderes.
Vor circa zehn Jahren ging unser RTL-Rückflug via Sydney und Singapur zurück in die Heimat. Leichte Schweißperlen auf der Stirn des Kapitäns und hektisches Gewusel der Flugbereiterinnen ließen den reiseerfahrenen Gast schließen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Nachdem die Abflugzeit bereits um 30 Minuten überschritten war, erhielten wir die Information, dass es ein kleines Problem gibt und wir mit leichter Verspätung starten. Ach was?!
Lange Rede, kurzer Sinn: Die nächste Ansage wies uns zum Gepäckband, um unsere Koffer in Empfang zu nehmen, da der hochmoderne Flieger nicht starten konnte. Der Anschlussflieger in Sydney war zu dem Zeitpunkt bereits außer Reichweite.
Dann der Höhepunkt: Alle strömen zum Band und nehmen ihre Koffer in Empfang, um das große Umbuchen zu beginnen. Alle Koffer da, bis auf einen: meinen!
Ich habe bis heute das Rätsel nicht lösen können, dass ein Flugzeug den Boden nicht verlässt, mein Koffer aber schon. Naja, ich bin dann über Hongkong und London auf nicht ganz direktem Wege nach Hause geflogen, das Gepäck kam Tage später aus... Was weiß ich denn?
Eine weitere Überraschung führt mich zu einer Box-Promotionreise mit Axel Schulz nach Las Vegas. Hoch über den Wolken über Montreal erreichte uns die Botschaft, ein technischer Defekt zwänge zur Notlandung bei minus 30 Grad Celsius in Montreal. Als wir die in polizeilich Blau getauchte Landebahn erreichten, atmeten wir auf.
Zumindest bis zur nächsten Durchsage: "Jetzt, wo wir gelandet sind, können wir es ihnen ja sagen. Wir haben gar keinen Defekt, es gibt nur eine Bombendrohung." Puh, was für ein Glück! Zumal wir danach noch geschlagene 45 Minuten im Flieger saßen. Eine Bombe wurde nicht gefunden, aber es ging danach weiter.

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Wie beruhigend ist es dagegen, wenn man als einziger Passagier an Bord ist. Die Angst vor Entführungen oder blinden Passagieren geht gegen null. So bei mir, auf dem Flug von Nizza nach Turin zu einem Interview mit dem damaligen FIAT-Boss Gianni Agnelli. Zwei Stewardessen starteten nur für mich eine Sicherheitsbelehrung - zum ersten Mal war ich aufmerksam.
Damit jetzt nicht alles so nach Luftchaos klingt, am Ende noch eine kleine Episode über den Landweg. Das Rennen in Magny-Cours in Frankreich führt auch nach Landung mit einem Flugzeug, egal wo, unweigerlich über die Nationalstraße 7, eine landschaftlich wirklich reizvolle Tour. Unsere Jungfernfahrt führte uns 1992 vom Flughafen Paris aus südwärts, bis immer mehr gesperrte Straßen den Verdacht nahelegten, dass wir an einer Art unlustigen Schnitzeljagd teilnehmen mussten.

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Grund war allerdings die "Aktion Rambo", ein LKW-Streik, der ganz Frankreich lahmlegte. Nach mehr als acht Stunden und Umwegen durch Felder und über Radwege erreichten wir dann doch das Ziel, um festzustellen, wie erfinderisch die Formel 1 doch sein muss: Einem Krankenwagen mit Blaulicht entstieg ein grinsendes Kamerateam des japanischen Senders Fuji-TV. Die arbeiteten eindeutig schon länger in der Formel 1 als wir...
Seitdem habe ich schon einige Meilen mehr auf dem Buckel, aber auch viele, bei denen ich einfach nur pünktlich angekommen bin.
