Alexander Wurz schwärmt in den höchsten Tönen von Max Verstappens Überholmanöver
"Aus Fahrersicht" bewertet Wurz das, was zwischen Startlinie und Kurve 3 passiert ist, so: "Max ist nicht so gut weggekommen. Dahinter war es George Russell, der eigentlich den besten Start hatte. Der hat Piastri im Getriebe Druck gemacht, und Piastri hat versucht, gegen Russell innen abzudecken.""Das heißt, du schaust schon mal links im Rückspiegel: 'Wo ist der?' Und er hat sich vermutlich gedacht: 'Den Max, den sehe ich zwar, aber der ist zu weit weg.' Aber dann war er innen und hat dort mit ein bisschen Sicherheit angebremst. Und das hat der Max in dieser Split-Sekunde gerochen - und hat dann exekutiert, wie ich selten ein Überholmanöver gesehen habe."
Für Wurz' war Verstappens herausragende Leistung bei dem Überholmanöver nicht, sich ein Herz zu fassen und voll ins Risiko zu gehen. Sondern dass der Red-Bull-Pilot schon in der allerersten Rennrunde instinktiv richtig einschätzen konnte, "wie viel Grip du dort hast", und "die kurzfristige Schwäche vom Konkurrenten analysieren konnte. Das war richtig bärenstark. Ein Mega-Manöver."
Piastri räumte nach dem Rennen ein, zehn Meter zu früh gebremst zu haben, was Wurz' Theorie mit dem Sicherheitspuffer bestätigt. Der langjährige McLaren-Testfahrer meint augenzwinkernd, Piastri habe sich beim Anbremsen der ersten Kurve "ein Mini-Schläfchen" geleistet. Was übrigens Russell, der deswegen lupfen musste, fürchterlich nervte. Der Mercedes-Fahrer fluchte am Boxenfunk: "Fucking Piastri, was macht der da?"
Imola, analysiert Wurz, habe eine Vorgeschichte gehabt. Denn Piastri sei bereits in Saudi-Arabien "extrem clever" gewesen, als die beiden ebenfalls in der ersten Kurve aneinandergeraten waren. "Dort hat er sich das Reglement zunutze gemacht und hat dem Max gezeigt: 'Hey, ich bin hier!' Und der Max hat ihm heute gezeigt: 'Vergiss mich nicht, ich bin auch hier, und zwar richtig stark!'"
Fotostrecke: Max Verstappens beste Manöver in Kurve 1
Imola 2025: George Russell im Mercedes erwischt von P3 kommend den besten Start und ist schon fast an Max Verstappen vorbei. Doch Verstappen bleibt auf der Außenbahn, hält so Russell auf Distanz und überholt auch noch spektakulär den Pole-Mann Oscar Piastri in Kurve 1. Das ist der Grundstein für den Sieg im Grand Prix.
Für Piastri ging die Sache letztendlich nicht gut aus. Während Verstappen den Grand Prix souverän gewann, zockte der Polesetter bei der letzten Safety-Car-Phase auf Trackposition statt auf frische Reifen. Im Finish konnte er Platz 2 nicht gegen seinen Teamkollegen Lando Norris verteidigen. Der überholte ihn an der gleichen Stelle wie Verstappen, in der Tamburello-Schikane.
Piastri habe aber genauso smart reagiert, findet Wurz, denn der McLaren-Pilot hätte Verstappen instinktiv auch "einen Bodycheck geben können. Laut Reglement hätte er ihn rausboxen können. Er war aber clever genug zu sagen: 'Hey, ich fahre auf die WM, ich nehme lieber die Punkte.' [...] Nach so einer Fehleinschätzung dann doch zu sagen: 'Hey, nein, ich mache das jetzt nicht!", sei "echt clever".
Das ganze Interview mit Alexander Wurz gibt's übrigens auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de zu sehen. Der Österreicher spricht darin über das Thema Teamorder bei McLaren und die Entscheidung, das Safety-Car statt eines weiteren VSCs zu aktivieren. (Kanal jetzt kostenlos abonnieren und kein Formel-1-Video mehr verpassen!)
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