Pastor Maldonado gilt als klassisches Beispiel eines Paydrivers in der Formel 1
Einer der klassischen Paydriver der 90er: Pedro Diniz
"Das bedeutet, dass ein Fahrer nur in die Formel 1 kommen kann, wenn er in der Formel 3 erfolgreich ist oder die Meisterschaft in der Formel 2 gewinnt, um die Punkte zu bekommen, die er für die Superlizenz braucht", sagt Tost. Ein reines Einkaufen ohne Talent ist somit nicht mehr möglich.
Steiner: Einschleusen ohne gut sein, funktioniert nicht
Doch auch die Zeit von etwas besseren Paydrivern wie Nikita Masepin oder Nicholas Latifi scheint mittlerweile vorbei zu sein. Diese waren immerhin gut genug, um in den Nachwuchsserien die notwendigen Punkte für die Superlizenz zu sammeln, konnten sich aber in der Formel 1 nicht durchsetzen und wurden wieder aussortiert.
"Sich einfach einzuschleusen, ohne gut zu sein, funktioniert nicht", sagt Haas-Teamchef Günther Steiner, der noch 2020 auf die Dienste von Nikita Masepin gesetzt hatte, weil dieser mit Uralkali einen Sponsor mitbrachte, der das Team zu einem Großteil finanzierte.
Musste bei Haas wieder gehen: Nikita Masepin
Der Russe und dessen Sponsor, der rein zufällig das Unternehmen von Masepins Vater war, wurden nach dem Beginn des Ukraine-Krieges auf die Straße gesetzt, doch auch sportlich hatte Masepin das Team nicht nach vorne gebracht.
Das war auch der Grund, warum man sich am Ende der Saison 2022 von Mick Schumacher trennte, der zwar einen großen Namen und einige Sponsoren mitgebracht hatte, aber sportlich nicht zu überzeugen wusste und dem Team einige teure Reparaturrechnungen bescherte. Stattdessen setzt Steiner 2023 auf Nico Hülkenberg und dessen Erfahrung.
Teams nicht mehr auf Finanzspritzen angewiesen
Der Südtiroler erklärt den Wandel in der Formel 1: "Früher hatten wir Teams, die finanziell nicht stabil waren." Vor allem in der Zeit vor 2000 gab es in der Königsklasse viele Teams, die am Existenzminimum gekämpft haben und ihre Cockpits im Grunde meistbietend verkauft haben. Das konnte auch auf Basis einzelner Rennen sein.
Mittlerweile ist die finanzielle Situation in der Formel 1 aber so gut und die Teams sind so gesund, dass niemand mehr auf einen kurzfristigen Finanzschub angewiesen ist. "Niemand muss sich jetzt auf einen bezahlten Fahrer verlassen, weil die Formel 1 mit zehn Teams, die alle stabil sind, so gut dasteht", sagt Steiner.
Fotostrecke: Die 10 schlechtesten Formel-1-Teams der 90er-Jahre
#10 Forti: Zwei Jahre lang ist Forti Teil der Formel-1-Geschichte, einen Eintrag in die Punkteliste gelingt dem Team aber nie. 1995 kann sich der Rennstall zwar für alle Grands Prix qualifizieren, das ist aber bereits der größte Erfolg der italienischen Mannschaft, die bis dahin in Nachwuchsserien unterwegs ist.
Das heißt aber nicht, dass sich die Teams nicht doch gerne noch das Engagement mit der ein oder anderen Million versüßen lassen: "Die ideale Situation ist, dass man einen Fahrer hat, der die Superlizenzpunkte hat, weil er gut ist, und der einen Sponsor hinter sich hat", sagt Steiner. "Aber wenn du nicht gut genug bist, wirst du hier nicht mehr reinkommen."
Denn im Zweifel überwiegen für die Teams die sportlichen Argumente, nicht die finanziellen. Denn die Teams wollen beides - und die finanziellen Argumente wollen sie sich am besten durch die sportlichen holen.
Performance wertvoller als Geld
Das ist auch eine Konsequenz der aktuellen Formel 1, die hinter Red Bull extrem eng ist, und in der sich das Kräfteverhältnis bei jedem Rennen ändert. Lagen früher zwischen einzelnen Teams mehrere Zehntelsekunden bis sogar Sekunden, kann eine Zehntelsekunde heute im Qualifying häufig fünf oder sechs Positionen ausmachen. Ein schneller Fahrer wird also wichtiger.Es geht in der Formel 1 bekanntlich um eine Menge Geld. Ein einzelner Platz in der Konstrukteurswertung ist Millionen wert und noch einmal wichtiger als früher, als die hinteren Teams im Grunde nur Krümel abbekommen haben."Dieses Konzept, ein paar Millionen zu nehmen, um jemanden ins Auto zu setzen, ist nicht die Art und Weise, wie wir heutzutage auftreten können, denn sonst fällt man zurück", weiß Williams-Teamchef James Vowles.2024: Zumindest ein Deutscher fix in der Formel 1!
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Das Haas-Team hat bekannt gegeben, dass Nico Hülkenberg auch 2024 weiterfahren wird. Deutschen Formel-1-Fans fällt ein Stein vom Herzen. Weitere Formel-1-Videos
Auch für Rookies wird es immer schwieriger
Doch da kommt das nächste Problem auf die Formel 1 zu: Es gibt zwar viele verfügbare Fahrer, aber keine verfügbaren Cockpits. Weil die Leistung des Fahrers ein so großer Faktor geworden ist, trauen sich kaum noch Teams, einen Rookie ins Auto zu setzen. Das beste Beispiel ist Felipe Drugovich, der 2022 Formel-2-Meister wurde, aber wohl auch 2024 keinen Platz im Feld finden wird.
Ähnliches droht auch dem diesjährigen Jahrgang: Der aktuell Führende Theo Pourchaire wird sich selbst bei einem Titelgewinn in der zweiten Reihe einsortieren müssen, weil Sauber bereits den erfahrenen Valtteri Bottas und Guanyu Zhou für 2024 bestätigt hat, die im dritten gemeinsamen Jahr Stabilität bringen sollen.
Fotostrecke: Top 10: Die Fahrer mit den meisten letzten Plätzen in der Formel 1
So wie es in jedem Formel-1-Rennen einen Ersten gibt, so gibt es auch immer einen Letzten. Doch welcher Fahrer hat in der Geschichte der Formel 1 am öftesten den letzten Platz belegt? Dieser Frage wollen wir in dieser Fotostrecke nachgehen. Dabei zählt die offizielle Wertung - also Fahrer, die 90 Prozent des Rennens geschafft haben.
"Für Rookies wird es viel schwieriger werden, in die Formel 1 zu kommen, als noch vor ein paar Jahren", sagt Franz Tost, dessen Team in diesem Jahr mit Nyck de Vries auf einen Neuling setzte, diesen aber nach nur zehn Rennen wieder zugunsten des routinierten Daniel Ricciardo entließ.
"Ich denke, dass die Richtung dahin gehen wird, dass man versucht, erfahrene Fahrer im Team zu haben, weil man sonst in der Konstrukteursmeisterschaft ganz hinten steht", sagt der Österreicher. Teams können es sich einfach nicht mehr leisten, jungen Fahrern Zeit zu geben, um in der Formel 1 zu lernen.
Lange Verträge und kaum Cockpits
Die Konsequenz zeigt sich 2024, wo alle bislang für die kommende Saison bestätigten Fahrer auch schon in diesem Jahr bei ihren Teams fahren. Drei Cockpits sind noch unbesetzt, doch auch bei den beiden Plätzen bei AlphaTauri kristallisiert sich heraus, dass es nur zwischen Yuki Tsunoda, Daniel Ricciardo und Liam Lawson geht - die alle auch 2023 schon beim Team waren.
Fotostrecke: Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Fahrer
Logan Sargeant (USA) kann bei Williams nur bis Ende 2023 planen: Fahrer und Team haben einen Einjahres-Vertrag vereinbart.
Das heißt, dass es für neue Fahrer im Grunde nur um ein einziges Cockpit geht - auch eine Konsequenz aus der Tatsache, dass es seit 2017 nur zehn Teams und seitens der Formel 1 kein Bestreben gibt, neue Teams aufzunehmen.
Gleichzeitig werden die Verträge tendenziell immer länger, mit Fahrern wie Fernando Alonso, der auch mit 42 Jahren noch fährt, oder Lance Stroll, der aufgrund der Tatsache, dass seinem Vater das Team gehört, dauerhaft einen der nur verfügbaren 20 Plätze blockiert.
Rookies werden ins kalte Wasser geworfen
Das Problem ist, dass das aktuelle Format Rookies nicht entgegenkommt. 2023 gibt es sechs Sprintwochenenden, wo es nur ein Freies Training gibt, hinzu kommen Experimente wie das neue Reifenformat mit weniger verfügbaren Sätzen. Und ausgiebig testen wie früher können die jungen Fahrer auch nicht mehr."Das alles ist ein großer Nachteil für die Rookies", sagt Tost. "Wenn man einen jungen Fahrer holt, muss man ihn bestmöglich vorbereiten - das heißt, mindestens fünf- bis sechstausend Kilometer im Jahr zuvor, mit privaten Tests."24 Rennen 2024: Die Formel 1 entwertet sich selbst
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Wann hat ein Formel-1-Kalender zu viele Rennen? Kann ein Formel-1-Kalender überhaupt zu viele Rennen haben? Weitere Formel-1-Videos
Vowles warnt: Keine neuen Fahrer mehr
James Vowles erkennt das derzeit an seinem eigenen Rookie-Piloten bei Williams, wo Logan Sargeant Gefahr läuft, sein Cockpit nach nur einem Jahr wieder zu verlieren. Dann hätte nur McLarens Oscar Piastri das erste Formel-1-Jahr sportlich überlebt.
Er fordert daher ein Umdenken: "Wir müssen in gewissen Bereichen überlegen, was wir machen können, um den Fahrern in diesen Umständen zu helfen. Ansonsten kommen wir in eine Position, wo wir keine neuen Fahrer mehr in dem Umfang haben, den wir haben wollen", sagt er. "Oder du musst ihnen so lange Zeit im Auto geben, dass du deine Performance dafür opferst."
Rookies und Paydriver: Nie hatten sie es in der Formel 1 so schwer.
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