Ricciardo über McLaren-Probleme: "Zu sehr analysiert und verrannt"

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Ricciardo über McLaren-Probleme: "Zu sehr analysiert und verrannt"

Beitrag von Redaktion » 30.11.2022, 17:09

Daniel Ricciardo sagt, dass er seine Probleme bei McLaren manchmal überanalysiert habe und beim Fahren deshalb nicht mehr seinem Instinkt gefolgt sei

Daniel Ricciardo konnte im McLaren sein eigentliches Potenzial nicht abrufen

"Ich habe das Gefühl, dass ich es jetzt, wo die Saison zu Ende ist, schon langsam losgelassen habe", sagt Daniel Ricciardo über die vergangenen zwei Saisons in der Formel 1 und seine Probleme bei McLaren. Weil die erhofften Ergebnisse ausblieben, verließ er das Team Ende 2022 ein Jahr früher als geplant.

Zwar gab es einen gemeinsamen Höhepunkt, nämlich Ricciardos Sieg in Monza 2021. Doch der Australier unterlag in den meisten Fällen seinem Teamkollegen Lando Norris. Das führte dazu, dass der eigentlich auf drei Jahre angelegte Vertrag vorzeitig aufgelöst wurde und McLaren Oscar Piastri verpflichtete.

In der jüngsten Ausgabe des Podcasts 'In the Fast Lane' der Australian Grand Prix Corporation spricht Ricciardo über seine Schwierigkeiten bei McLaren und gibt zu, dass das Überanalysieren seiner mangelnden Pace zu einem Problem wurde und ihn schließlich von seinem natürlichen Fahrstil ablenkte.

Probleme im McLaren "ein Mysterium"

"Das ist etwas, worüber ich sicherlich nachgedacht habe", sagt der 33-Jährige. Zwar habe er mittlerweile etwas Abstand gewinnen können. "Aber ich bin mir sicher, dass ich im Laufe der Zeit noch darüber nachdenken werde." Denn noch immer könne er nicht recht verstehen, warum er solche Probleme hatte.

"Ich will nicht sagen, dass es ein Mysterium ist, aber die Art der ständigen Kämpfe, die ich hatte, waren zumindest für mich sehr fremd", grübelt er. "Wir haben alle unsere schlechten Rennen, aber so viele wie ich hatte, und auf so einem Niveau, dass ich manchmal eine Sekunde pro Runde hinter der Pace zurücklag ..."

Das habe ihm Kopfzerbrechen bereitet, was sich schließlich auch im Cockpit niederschlug: "Ich glaube, schon vergangenes Jahr, in der Sommerpause, ist mir aufgefallen, dass ich sehr bewusst gefahren bin. Es war nicht mehr natürlich. Ich lag einen Schritt zurück."

"Das war der Punkt, an dem ich dachte: 'Ich glaube, wir versuchen, zu viel zu tun'", erinnert sich Ricciardo und zieht den Vergleich zu seinem allerersten Qualifying mit McLaren.

Überanalyse statt natürlicher Instinkt

"Ich war schneller als Lando. Ich kannte das Auto noch nicht wirklich. Ich weiß nicht, wie oft ich im Laufe der zwei Jahre besser war als er, aber nicht oft. Ich habe es geschafft, als ich wahrscheinlich mehr nach Gefühl und Instinkt gefahren bin und das Auto noch nicht kannte. Damit war ich womöglich besser dran."

Wer hat Schuld an Ricciardos Abgang?

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"Das soll kein Vorwurf an irgendjemanden sein oder so", stellt der ehemalige McLaren-Pilot klar. "Es geht eher darum, ob wir unsere schlechten Wochenenden zu sehr analysiert und uns dann in einer Art und Weise verfangen haben, dass wir sagen: 'Wir müssen anfangen, so zu fahren oder das Auto so abzustimmen.'""Sicherlich haben wir uns an einem bestimmten Punkt ein wenig zu sehr verrannt." Doch seinen mangelnden Erfolg will Ricciardo nicht allein auf die Analyse schieben.

Auto hat eigene Schwächen aufgedeckt

Er gibt auch offen zu, dass das Auto einige seiner eigenen Schwächen offenbart habe. "Wenn wir nicht so tief gegraben hätte, hätte ich es dann geschafft? Ich glaube immer noch nicht, dass ich es in diesem Auto geschafft hätte", sagt er. "Es hat sicherlich einige meiner Schwächen aufgedeckt. Das muss ich akzeptieren."

"Aber ich habe das Gefühl, dass wir wahrscheinlich deshalb so unterdurchschnittlich performt haben, weil wir uns manchmal zu tief in die Sache vergraben haben. Und das ist ein echtes Problem, besonders heutzutage", glaubt Ricciardo und erklärt: "Die Rennwochenenden sind so geschäftig, es passiert so viel."

"Man hat nur eine bestimmte Menge an Energie - mental, körperlich, was auch immer. Wenn du ein bisschen mehr mentale Energie verbrauchst und versuchst, zu viel zu analysieren, bist du vielleicht schon ein bisschen ausgebrannt, wenn du ins Auto steigst."


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Re: Ricciardo über McLaren-Probleme: "Zu sehr analysiert und verrannt"

Beitrag von Tomek333 » 30.11.2022, 20:57

Ja Ricciardo ist einfach ausgebrannt
Er hätte nach 21 schon die Reisleine ziehen müssen und wechseln müssen zu Alpine, Aston Martin oder wo auch immer
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Re: Ricciardo über McLaren-Probleme: "Zu sehr analysiert und verrannt"

Beitrag von dersven » 30.11.2022, 22:29

Sehr, sehr mysteriös, dass er seine Probleme mit dem Auto nicht konkret benennen kann oder will. Er reagiert immer sehr ausweichend.

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Re: Ricciardo über McLaren-Probleme: "Zu sehr analysiert und verrannt"

Beitrag von Plauze » 30.11.2022, 22:50

Tomek333 hat geschrieben: 30.11.2022, 20:57 Ja Ricciardo ist einfach ausgebrannt
Er hätte nach 21 schon die Reisleine ziehen müssen und wechseln müssen zu Alpine, Aston Martin oder wo auch immer
Von Alpine kam er da doch gerade erst.
Ich glaube nicht dass er ausgebrannt ist. Wie er es auch selbst beschreibt: Er hat sich da ein Stück weit verrannt, an sich gezweifelt (der Prozess fing aber schon bei Renault an) und das dann überanalysiert. Die erste Saison bei McLaren mit einem Norris in Topform und ohne vergleichbare Probleme hat Ricciardo trotz des einen Sieges in Monza nicht gut getan. Und jetzt konnte er wieder das Ruder nicht herumreißen - ein bisschen erinnert das an Vettel bei Ferrari, der gefühlt ab einem gewissen Punkt eigentlich hätte machen können, was er wollte, und dennoch nicht zurück in den grünen Bereich gefunden hätte.

Ich gebe nicht viel auf die Darstellung der Fahrer bei "Drive to survive", aber Ricciardo ist da schon in der vorletzten Staffel ganz gut getroffen gewesen. Der ist (logischerweise) hinter den Kulissen viel nachdenklicher als man ihn in der Öffentlichkeit einschätzen würde. Ich glaube, schon der Abschied von Red Bull hat an ihm genagt und du hast gemerkt, dass er sich selbst nicht im Klaren darüber war, ob das damals die richtige Entscheidung war. Seitdem wirkt er rastlos und irgendwie nicht mehr so fokussiert wie vorher. Ich würde ihn nicht als ausgebrannt bezeichnen, aber er hat sich irgendwie etwas verloren in der Diskrepanz zwischen der eigenen Ambition und den tatsächlichen Ergebnissen auf der Strecke.
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Re: Ricciardo über McLaren-Probleme: "Zu sehr analysiert und verrannt"

Beitrag von _alec » 01.12.2022, 00:22

..ich wiederhole mich ..aber erst nach über einem halben Jahr
..er hat sich zu viel Kopf gemacht
..die Autos kannst nicht fein justieren ..du musst aus den Brettern das beste machen.
Reinsetzen und schauen was machbar ist. Ricciardo hat sich verrannt wie er selbst sagt
..er hat sich verrannt in den Gedanken, über die Einstellung die Zeiten zu fahren die er braucht.
Norris hingegen hat es genau anders rum gemacht und der Erfolg gibt ihm recht.

Man muss nicht aus allem eine Raketenwissenschaft machen.
Wenn die neuen Autos langsam ausgereift sind, kann man über die Abstimmung bestimmt viel mehr machen.
Aktuell ist nur Gas geben angesagt. Ricciardo hat es weder verlernt, noch ist ist er ausgebrannt
..er muss seine Vorgehensweise überdenken ..dafür eignet sich 1 Jahr hervorragend.
..die kürzeste Verbindung zwischen 2 Punkten ist ein Tunnel..

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Re: Ricciardo über McLaren-Probleme: "Zu sehr analysiert und verrannt"

Beitrag von FU Racing Team » 01.12.2022, 11:07

Probleme im McLaren ein Mysterium

Ricciardo: "Ich will nicht sagen, dass es ein Mysterium ist, aber die Art der ständigen Kämpfe, die ich hatte, waren zumindest für mich sehr fremd", grübelt er.

:mrgreen: :thumbs_down:
"Okay Lewis, it`s Hammertime!" :domokun:

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Re: Ricciardo über McLaren-Probleme: "Zu sehr analysiert und verrannt"

Beitrag von Curbcuddler » 02.12.2022, 02:27

Da muss ich ich sofort an Gasly denken, der bei Alpha Tauri vor und auch nach seinem RB Intermezzo konstant geglänzt hat, sehr schnell war und einige echte Highlights wie ein Podium und sogar einen Sieg feiern konnte.
Bei RB war er so versessen darauf den Unterschied zu Max in den Daten zu finden und den dann künstlich auf der Strecke zu egalisieren, dass er zu keinem einzigen Podium kam, während sein Teamkollege um Siege fuhr.
Eine gute mentale Verfassung ist in jedem Spitzensport unerlässlich geworden aber in der Formel 1 und dem Motorsport generell noch viel mehr.
Sich dem Rhythmus hinzugeben ohne zu vergessen dass alles eine Grenze hat.
Und auch bei 300Kmh noch entspannt aber aufmerksam genug zu sein, einen Crash zu vermeiden und so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, wenn man diese berühmten Grenzen dann doch mal überschreitet.
Den Kompromiss aus Bauchgefühl und dem Wissen wie weit man gehen kann einzugehen.
Das sind die Gründe, warum mich bei all der Kritik und der ewigen Showmacherei und dem ganzen Nonsens Drumherum dieser Sport nach wie vor begeistert.

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Re: Ricciardo über McLaren-Probleme: "Zu sehr analysiert und verrannt"

Beitrag von Pentar » 02.12.2022, 09:21

Vielleicht sollte RIC mal mit VER sprechen.
Max schafft es, sich den Kopf für die wesentlichen Dinge freizuhalten...

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