Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

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Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von Redaktion » 16.08.2022, 09:28

Ferrari dürfte unter normalen Umständen kaum noch Chancen auf den WM-Titel 2022 haben - Mattia Binotto gesteht, dass ihn die Situation "nicht komplett überrascht"

Carlos Sainz hatte in Spielberg einen spektakulären Motorschaden

Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Sieben Ausfälle in den ersten 13 Saisonrennen 2022 musste Ferrari verkraften - und damit mehr als jedes andere Team. Und gleich mehrfach war der Antrieb für eine Nullnummer der Scuderia verantwortlich.

In Barcelona rollte Charles Leclerc erstmals in Führung liegend aus, zwei Rennen später in Baku erwischte es den Monegassen erneut, während Teamkollege Carlos Sainz in Spielberg einen spektakulären Motorschaden hatte.

Gegenüber der italienischen Ausgabe von 'Motorsport.com' verrät Teamchef Mattia Binotto nun: "Ich bin nicht komplett überrascht von dem, was passiert ist." Denn Ferrari hatte Probleme mit der Zuverlässigkeit ganz bewusst in Kauf genommen.

"Ich denke nicht, dass wir [bei der Entwicklung des Motors] zu hart gepusht haben, denn man kann nie genug Performance haben. Aber wir haben die Performance ganz sicher gegenüber der Zuverlässigkeit priorisiert", verrät Binotto.

Warum Ferrari voll auf Performance setzte

"Wir haben die Limits bei der Performance über das hinaus gepusht, was ein normaler Plan bei der Zuverlässigkeit gewesen wäre", gesteht er und erklärt: "Wir wussten, dass es wichtig sein würde, vor dem 'Freeze' für vier Saisons auf die Konkurrenz aufzuschließen."Hintergrund: Die Entwicklung der Motoren wird in diesem Jahr eingefroren. Anschließend sind Änderungen nur noch erlaubt, um beispielsweise die Zuverlässigkeit zu verbessern. Die Leistung darf dann allerdings nicht mehr erhöht werden.

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Folglich traf man bei Ferrari die Entscheidung, erst einmal auf Performance zu setzen, weil man die Zuverlässigkeit "zu einem späteren Zeitpunkt" noch angehen könne, verrät Binotto, der zudem daran erinnert, dass man ein "Zeitlimit" gehabt habe.Denn die Stunden auf dem Prüfstand sind heutzutage begrenzt. "Als es noch keine Limitierungen gab", erinnert sich Binotto zurück, habe es genug Zeit gegeben, um parallel an "Performance und Zuverlässigkeit" zu arbeiten.Das sei heute so nicht mehr möglich. "Diese Beschränkungen hatten einen Einfluss auf unsere Arbeit", betont er und erklärt: "Heute, wo die Stunden begrenzt sind, ist man gezwungen, Entscheidungen zu treffen."

Kaum noch realistische WM-Chancen

Und deswegen trat die Zuverlässigkeit im Winter zunächst einmal in den Hintergrund. "Das soll nicht heißen, dass wir zum ersten Rennen kamen und dachten, dass wir komplett unzuverlässig sind. So war es nicht", beteuert Binotto.

"Bei den Wintertests gab es keine Probleme. Aber wir wussten, dass unsere Situation nicht ideal war", gesteht er und erklärt, dass man auf der Strecke Probleme bekommen habe, die auf dem Prüfstand zuvor so nicht aufgetreten waren.


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So hatte nicht nur das Werksteam Probleme mit den neuen Power-Units, auch die Kundenrennställe Alfa Romeo und Haas waren betroffen. Die drei Ferrari-Teams bringen es in den ersten 13 Saisonrennen zusammen auf satte 18 offizielle Ausfälle.

Zwar konnte Ferrari in diesem Jahr bereits vier Rennen gewinnen. In der WM liegt man allerdings bereits 97 Punkte hinter Red Bull zurück, bei den Fahrern fehlen Leclerc 80 Zähler und damit umgerechnet mehr als drei Rennsiege auf Max Verstappen.

Selbst wenn man die Zuverlässigkeit für die zweite Saisonhälfte in den Griff bekommen sollte, wird es bei dieser Ausgangslage unter normalen Umständen sehr schwierig werden, noch einmal ernsthaft in den Kampf um die WM einzugreifen.


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Rockpad
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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von Rockpad » 16.08.2022, 12:04

Nachvollziehbare Entscheidung. Leider zeigt das ein Mal mehr, wie bescheuert Regulierungen dieser Art sind.
Meine Güte, es ist doch so einfach.
Team, Dein Jahresbudget für Motorentwicklung beträgt....
- x Stunden Prüfstand
- y Stunden Simulation
- 15 Millionen Euro
Mach damit, was Du willst. Mach ihn stärker, mach ihn zuverlässiger, mach ihn leichter, mach ihn schmaler oder lackiere rosa Hasen drauf. Völlig egal. Deine Entscheidung.
Piastri came, his spins a joy to see,
Last race's stint, car felt like a spree.
Understanding came, but oh, too late,
Now he's in sync—but on the wrong date!

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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von F1Alonsomaniac » 16.08.2022, 12:44

Fans im Forum: Probleme bei Ferraris Strategie haben uns "nicht komplett überrascht"
"Winning is the most important. Everything is consequence of that" - Ayrton Senna

motörhead

Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von motörhead » 16.08.2022, 12:58

Das wir nicht um den Titel kämpfen, hat uns "nicht komplett überrascht" (nur alle anderen). :rofl:

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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von Oli75 » 16.08.2022, 13:49

Heißt das jetzt alle Zuverlässigkeitfehler werden diese Saison abgestellt und die Strategie bei Ferrari ist es die nächsten 4 Jahre WM zu werden?
:winky:
Q: What's the difference between a Formula One car and Lewis Hamilton?
A: A Formula One car stops whining at the end of the race.

motörhead

Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von motörhead » 16.08.2022, 13:55

Oli75 hat geschrieben: 16.08.2022, 13:49 Heißt das jetzt alle Zuverlässigkeitfehler werden diese Saison abgestellt und die Strategie bei Ferrari ist es die nächsten 4 Jahre WM zu werden?
:winky:
Könnte ein ganz perfider Plan sein. Absichtlich nur Dritter werden, um mehr Testzeit im Windkanal zu bekommen. :ninja:

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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von Feline_predator » 16.08.2022, 14:16

motörhead hat geschrieben: 16.08.2022, 13:55
Oli75 hat geschrieben: 16.08.2022, 13:49 Heißt das jetzt alle Zuverlässigkeitfehler werden diese Saison abgestellt und die Strategie bei Ferrari ist es die nächsten 4 Jahre WM zu werden?
:winky:
Könnte ein ganz perfider Plan sein. Absichtlich nur Dritter werden, um mehr Testzeit im Windkanal zu bekommen. :ninja:
Klingt auf jeden Fall nach einem weiteren Puzzleteil des grossen Ferrari Masterplans 8)
"Ich habe nie versucht den Sport mit der Politik zu vermischen, das habe ich immer bewusst getrennt und ich glaube, das muss man auch. Weil wenn versucht wird den Sport zu benutzen um politisch etwas zu erreichen, dann ist das fehl am Platz." M. Schumacher (2012)

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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von Bananenbaron » 16.08.2022, 14:35

Ich habe schon vor einigen Rennen vermutet, dass Ferrari die Zuverlässigkeitsprobleme wohl damit zusammenhängen, dass man Performance im "Voraus" im Anspruch nimmt, um den Anschluss nicht zu verlieren. Sie pushen dem Motor über dam was er aushält. Kann man machen, muss man aber dann auch nutzen. Die Gridstrafen ist dann nur die Konsequenz aus deren Überstrapazierung.

Mich würde ja mal interessieren wie stark Ferrari wäre, wenn sie ihren Motor im "normalen" Betrieb laufen lassen, wie zu Anfang der Saison...

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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von muh0r86 » 16.08.2022, 15:16

Naja soweit ich das verstanden habe, ist das Reglement so ausgelegt das an der Performance der Powerunit nicht mehr gearbeitet werden darf für die nächsten Jahre.

An der Zuverlässigkeit darf man aber schon noch noch schrauben, von daher ergibt es schon Sinn diesen Weg einzuschlagen.
Jetzt hat man halt einen starken aber noch relativ unzuverlässigen Motor an dem man noch arbeiten kann.

Besser jedenfalls als eine zuverlässige "GP2 engine" mit der man nix reißt und an der man nix mehr machen kann. :shrug:

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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von GenauDer » 16.08.2022, 15:42

motörhead hat geschrieben: 16.08.2022, 13:55
Oli75 hat geschrieben: 16.08.2022, 13:49 Heißt das jetzt alle Zuverlässigkeitfehler werden diese Saison abgestellt und die Strategie bei Ferrari ist es die nächsten 4 Jahre WM zu werden?
:winky:
Könnte ein ganz perfider Plan sein. Absichtlich nur Dritter werden, um mehr Testzeit im Windkanal zu bekommen. :ninja:
Hat man in den vergangenen 2 Jahren schon gut geübt

rot

Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von rot » 16.08.2022, 16:19

Bananenbaron hat geschrieben: 16.08.2022, 14:35 Mich würde ja mal interessieren wie stark Ferrari wäre, wenn sie ihren Motor im "normalen" Betrieb laufen lassen, wie zu Anfang der Saison...
Das IST der normal Betrieb. Nur halten beispielsweise bei höherer Aussentemperatur oder Höhenlagen gewisse Bauteile die Belastung nicht aus. Da wird nun ganz legal nachgebessert bis die Kiste zuverlässig mit der Leistung rennt. Das Vorgehen war unter dem Cap das einzig Richtige mit dem Rückstand den sie hatten. Wäre die PU schwächer, würde man die WM aus noch weiterer Ferne sehen. Mit dem Unterschied, dass sie den Rückstand bis 2026 mitschleppen würden.

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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von Philipp22 » 16.08.2022, 18:57

Redaktion hat geschrieben: 16.08.2022, 09:28 "Wir wussten, dass es wichtig sein würde, vor dem 'Freeze' für vier Saisons auf die Konkurrenz aufzuschließen."Hintergrund: Die Entwicklung der Motoren wird in diesem Jahr eingefroren. Anschließend sind Änderungen nur noch erlaubt, um beispielsweise die Zuverlässigkeit zu verbessern. Die Leistung darf dann allerdings nicht mehr erhöht werden.

Wenn ich die Zuverlässigkeit verbessere steigt damit auch automatisch die Belastbarkeit...dann kann ich auch die Leistung erhöhen ohne den Motor zu "verbessern"...
:checkered: "Sei immer froh und heiter, wie der Spatz am Blitzableiter." :checkered:

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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von mcdaniels » 16.08.2022, 22:00

Ich wüsste nicht was wir ändern sollten.
Ich kenne keinen Grund,weshalb wir nicht alle weiteren Rennen gewinnen.
Die Zuverlässigkeitsprobleme haben mich nicht komplett überrascht.

Der Typ ist der identische Schwätzer wie Otmar S.

bla bla bla...

Zurück zu deinen Motoren, das kannst du. Und mach verdammt nochmal Platz für einen richtigen Teamchef!

Inkompetenz, gepaart mit Realitätsverlust und Selbstüberschätzung. Eine ganz miese Kombi.

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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von Dietmar Schaeffer » 16.08.2022, 22:25

Ich verstehe den spöttischen Ton vieler Kommentare nicht.
Binotto ist kein Sympathieträger und die Leistungen des Teams vor allem im Strategiebereich sind teilweise unterirdisch, ja.

Aber die Einlassungen zu den Motoren sind absolut nachvollziehbar. Ferrari hatte gar keine andere Wahl, als dieses Jahr auf Risiko ein zumindest leistungsfähiges Aggregat hinzustellen, da ab dem Jahresende alles eingefroren ist. Mercedes hat das in etwa genauso schon im letzten Jaar getan. Da gab es auch ungewöhnlich viele Ausfälle der PU. Ferrari mußte da erst einmal den Verlust aus der Bestrafung der Vorsaison wieder wettmachen.

Also alles nachvollziehbar und logisch.

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Re: Binotto: Probleme bei der Zuverlässigkeit haben ihn "nicht komplett überrascht"

Beitrag von Pentar » 16.08.2022, 23:23

Im Gegensatz zu den Fehlern der Strategieabteilung an der Strecke gibt es an der Motoren-Strategie von Ferrari absolut Nichts zu kritisieren. Im Gegenteil - es war richtig & wichtig, sich bei der PU zunächst mal auf die Leistungsmaximierung zu konzentrieren. Anfang September kommen noch die letzten leistungssteigernden Updates für die Elektrokomponenten. Danach wird bis 2026 alles eingefroren & man kann sich ab sofort auf die Haltbarkeit dieser Komponenten konzentrieren...

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