Glück gehabt! Lewis Hamilton steigt unverletzt aus dem Mercedes-Wrack aus ...
Wie sich Meinungen ändern können: "Bitte nicht!", schrieb Lewis Hamilton 2016 auf Instagram, als die Formel 1 beschlossen hat, mit der Saison 2018 den Sicherheitsbügel Halo einzuführen. Der Cockpitschutz sei "die hässlichste Modifikation in der Formel-1-Geschichte", kritisierte er damals und warnte davor, die Königsklasse mit ihren offenen Cockpits zu kastrieren: "So, wie es ist, ist es völlig in Ordnung."
Fünf Jahre später klingt das ganz anders. "Halo", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff, "hat Lewis definitiv das Leben gerettet. Es wäre ein ganz fürchterlicher Unfall gewesen, wenn wir Halo heute nicht gehabt hätten. Ich will gar nicht dran denken."
Es war an und für sich kein gefährlicher Crash, als Hamilton und Max Verstappen in Runde 26 des Grand Prix von Italien in der Variante del Rettifilo aneinandergerieten. Aber die beiden Autos verkeilten sich so unglücklich, dass Verstappens Red Bull ausgehebelt wurde und auf Hamiltons Mercedes landete. Zuerst hätte Verstappens Unterboden Hamiltons Kopf getroffen, dann das rechte Hinterrad.
Ein Foto, das FIA-Präsident Jean Todt ein paar Stunden nach dem Unfall auf Twitter postete, zeigt das ganze Ausmaß der brenzligen Situation. Wie Verstappens Hinterrad Hamiltons Kopf nach unten drückt, und wie Halo verhindert, dass es bei mehr als einem (ziemlich harten) Klaps bleibt. Nicht auszudenken, wie Hamiltons Wirbelsäule ohne den rettenden Bügel gequetscht worden wäre.
Verstappen-Hamilton-Crash: Dankbar, dass ich lebe!
Was meint Wolff mit "taktischem Foul"? Wie geht's Hamilton nach dem Horrorcrash, bei dem ihm Halo das Leben gerettet hat? Und wie sieht's Verstappen? Weitere Formel-1-Videos
Fotostrecke: Bild für Bild: Der Unfall von Verstappen und Hamilton in Monza
Runde 26 im Italien-Grand-Prix 2021 in Monza: Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton kommt aus der Box, Red-Bull-Fahrer Max Verstappen von hinten an - und beide fahren Seite an Seite in Kurve 1. Was dann passiert, zeigen wir hier, Bild für Bild!
Hamilton, von einem Journalisten konkret auf die Situation angesprochen, meint, dass er darüber erst nachdenken müsse: "Ich erinnere mich nicht ans letzte Mal ... Ich erinnere mich nicht daran, je von einem anderen Auto am Kopf getroffen worden zu sein. Das ist ein ziemlicher Schock für mich, denn wenn man die Bilder sieht, dann wurde mein Kopf ziemlich weit nach vorn gedrückt."
Verstappens Verhalten bezeichnet er als "ein bisschen überraschend", ohne dabei im Tonfall aggressiv zu werden: "Wenn wir solche Unfälle haben, dann ist doch das Erste, dass ich mich danach erkundige, ob es dem anderen gut geht, ob er okay ist. Das Gute ist, dass ich selbst aus dem Auto aussteigen konnte und ich auf dem langen Fußmarsch ein bisschen Zeit zum Nachdenken hatte."
"Ich fahre schon lange Rennen. Ich bin dankbar, dass ich noch hier bin, und ich fühle mich gesegnet, dass heute offensichtlich jemand auf mich aufgepasst hat. Aber das wird solange weitergehen, bis wir aus den Szenarios, die auf der Rennstrecke passieren, lernen. Ich glaube nicht, dass ich eine Vorgeschichte mit solchen Situationen habe. Aber wenn nie was passiert, dann ist es leicht, einfach so weiterzumachen."
Was Hamilton damit andeutet, aber nicht ausspricht: Verstappen ist aus seiner Sicht dabei, den Bogen zu weit zu überspannen. Der Mercedes-Fahrer hat offenbar das Gefühl, dass er öfter zurücksteckt als sein jüngerer Herausforderer. Und immer dann, wenn er sich dazu entscheidet, doch mal dagegenzuhalten, wird's gefährlich. Siehe Silverstone, siehe Monza.
Wie gefährlich, das wurde Hamilton am Sonntagabend erst klar, als er Foto- und Videomaterial von seinem eigenen Crash gesehen hat: "Das ist schon ein Schock. Ich fahre so lange schon Rennen, und wir gehen die ganze Zeit Risiken ein. Aber erst wenn du so etwas erlebst, wird dir bewusst, wie zerbrechlich das Leben eigentlich ist", sagt der 36-Jährige.
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