Neuer Vorschlag: Reverse-Grid-Test bei Nicht-WM-Rennen

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Neuer Vorschlag: Reverse-Grid-Test bei Nicht-WM-Rennen

Beitrag von Redaktion » 25.09.2020, 19:51

Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat einen Vorschlag, wie die Formel 1 problemlos ein Rennen mit gestürzter Startaufstellung ausprobieren könnte
Lewis Hamilton, Valtteri Bottas, Charles Leclerc, Alexander Albon, Lance Stroll

Ist Reverse Grid die Lösung für die Formel 1? Der Vorschlag wird kontrovers diskutiert

Mal was ausprobieren, einfach so? Das stößt in der Formel 1 oft auf Widerstand. So auch im Fall von Reverse-Grid-Rennen, also Rennen mit gestürzter Startaufstellung. Für eben diese kann sich zumindest Formel-1-Sportchef Ross Brawn begeistern. Und er erwägt konkret, schon 2021 bis zu vier Qualifyings durch Sprintrennen nach Reverse-Grid-Format zu ersetzen.

Die Opposition im Formel-1-Fahrerlager ist groß. Red-Bull-Teamchef Christian Horner etwa meint, es wäre "absolut das Falsche", wenn sich die Formel 1 dieses künstlichen Mittels bedienen würde, um mehr Action auf die Strecke zu zaubern.

Horner sagt aber auch: "Die Formel 1 darf keine Angst davor haben, mal etwas anderes auszuprobieren. Es wäre doch interessant, das [Reverse-Grid-Format] bei einem Einladungsrennen oder Nicht-WM-Rennen zu testen. Dann würde man sehen, was dabei herauskommt. Denn wenn man es nie probiert, dann wird man es nicht wissen."

Warum ein Einladungsrennen her müsste

Der Charme an diesem Vorschlag sei: Niemand müsse befürchten, einen Nachteil zu erhalten. Denn ein solches Einladungsrennen würde nicht in die WM-Wertung eingehen und daher auch nicht das Gesamtergebnis verfälschen, so Horner. Es wäre das erste Nicht-WM-Rennen der Formel 1 seit 1983."Ich kann mir nicht vorstellen, wie wir bei einem [normalen] Rennen eine Ausnahme machen könnten", so Horner. "Wir haben aber doch so viele schöne Strecken, die sich um Rennen bewerben, die wir aber in Zukunft nicht alle [im Kalender] unterkriegen werden. Und was hätten wir zu verlieren, wenn wir eine Veranstaltung auswählen, um etwas komplett anderes zu testen?"

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Horner lässt diese Idee im Raum stehen. Es sei eben genau das: eine Idee. "Einfach eine Antwort auf eine Frage, die mir gestellt wurde. Das haben wir bisher weder mit Liberty Media noch mit der FIA besprochen." Doch eben diese Diskussionen könnten ja noch folgen.

Bloß nicht zu viel Künstlichkeit ...

Mit Renault-Teamchef Cyril Abiteboul gibt es zumindest jemanden, der einer solchen Idee aufgeschlossen gegenübersteht. Er hält Reverse Grid für eine "tolle Möglichkeit, die Sache etwas aufzumischen", so meint er.

"Allerdings ist es eben künstlich, und wir sollten anstreben, spannende Rennen ohne dieses Hilfsmittel hinzukriegen. Dazu braucht es ein konkurrenzfähiges Feld. Und darauf sollten wir uns konzentrieren. Wenn du 20 Autos in einer halben oder ganzen Sekunde hast, dann gibt es eine tolle Show - sofern man überholen kann."

Letzteres soll das neue Formel-1-Reglement für 2022 sicherstellen, im Zusammenspiel mit der Kostendeckelung, die bereits ab 2021 greift. Und diese Maßnahmen würde McLaren-Teamchef Andreas Seidl gerne noch abwarten, statt jetzt Schnellschüsse zu lancieren, die ungewisse Begleiterscheinungen haben könnten.

Abwarten, wie das Reglement 2022 einschlägt

Seine These: "2022 [...] könnte es wieder mehr Wettbewerb geben. Deshalb wäre es falsch, jetzt eine künstliche Beliebigkeit einzuführen. Wir sind prinzipiell offen, neue Ideen oder Formate zu besprechen. Ich sehe nur nicht, dass das [jetzt] notwendig wäre."


Fotostrecke: Die 10 kuriosesten Formel-1-Ideen von Bernie Ecclestone

#10 Drei Autos pro Team: Als die Formel 1 nach dem Ausstieg von Jaguar und Cosworth 2004 und drohenden Pleiten bei Jordan oder Minardi vor Problemen stand, brachte der Brite die Idee von drei Fahrzeugen pro Team schon einmal auf den Plan. Ein großes Starterfeld und mehr Topautos wären garantiert.

#10 Drei Autos pro Team: Als die Formel 1 nach dem Ausstieg von Jaguar und Cosworth 2004 und drohenden Pleiten bei Jordan oder Minardi vor Problemen stand, brachte der Brite die Idee von drei Fahrzeugen pro Team schon einmal auf den Plan. Ein großes Starterfeld und mehr Topautos wären garantiert.

Die Formel 1 liefere schließlich schon geballte Action, nur halt nicht an der Spitze. "Die Kämpfe im Mittelfeld", sagt Seidl, "die sind klasse. Wir haben also kein fundamentales Problem in der Formel 1. Warten wir die 2022er-Regeln ab und wie [...] die neuen technischen Regeln helfen, das Feld zusammenzuführen."

Alles andere hätte man, wenn, dann schon in der Saison 2020 ausprobieren sollen, die Coronavirus-bedingt gewisse Chancen eröffnet habe. "Gleich zu Saisonbeginn [zum Beispiel], als wir zwei Mal auf der gleichen Strecke gefahren sind", sagt Seidl. "Jetzt aber sehe ich nicht, dass wir [ein Experiment] brauchen würden."

Zu viel Zufall widerspricht der Formel-1-DNA

Reverse Grid bringe ein gewisses Maß an Zufall in die Formel 1. "Ich halte das für falsch", erklärt der McLaren-Teamchef. "Denn es passt nicht zur DNA dieser Rennserie."

"In der Formel 1 sollte das beste Team mit dem besten Auto und dem besten Fahrer im Qualifying vorne stehen und, wenn alles gut geht, auch das Rennen gewinnen."

Mit einem künstlichen Eingriff, nichts anderes sei eine gestürzte Startaufstellung, zu versuchen, Mercedes in Schwierigkeiten zu bringen, das sei nicht fair. Seidl: "Mercedes hat diese Dominanz aufgebaut und verdient es, diese Position zu haben. Jetzt liegt es an allen anderen, aufzuholen."


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Re: Horner schlägt vor: Reverse-Grid-Test in Nicht-WM-Rennen

Beitrag von Woelli38 » 25.09.2020, 20:03

Redaktion hat geschrieben: 25.09.2020, 19:51 "Die Formel 1 darf keine Angst davor haben, mal etwas anderes auszuprobieren. Es wäre doch interessant, das [Reverse-Grid-Format] bei einem Einladungsrennen oder Nicht-WM-Rennen zu testen. Dann würde man sehen, was dabei herauskommt. Denn wenn man es nie probiert, dann wird man es nicht wissen."Warum ein Einladungsrennen her müsste? Der Charme an diesem Vorschlag sei: Niemand müsse befürchten, einen Nachteil zu erhalten. Denn ein solches Einladungsrennen würde nicht in die WM-Wertung eingehen und daher auch nicht das Gesamtergebnis verfälschen, so Horner. Es wäre das erste Nicht-WM-Rennen der Formel 1 seit 1983."Ich kann mir nicht vorstellen, wie wir bei einem [normalen] Rennen eine Ausnahme machen könnten", so Horner. "Wir haben aber doch so viele schöne Strecken, die sich um Rennen bewerben, die wir aber in Zukunft nicht alle [im Kalender] unterkriegen werden. Und was hätten wir zu verlieren, wenn wir eine Veranstaltung auswählen, um etwas komplett anderes zu testen?"
Grundsätzlich ist die Idee nicht schlecht, aber im immer voller werdenden Rennkalender nicht umsetzbar. Man kann nicht auf der einen Seite gegen Triple-Header sprechen, weil man, zu Recht, seine Leute schützen will und dann mit sowas kommen...

Außer, die FIA und LM befürworten so ein Einladungsrennen STATT einem regulären WM-Lauf... dann auch gerne auf Kursen, die normalerweise nicht mehr im Kalender wären, weil man die Finanzierung dann auch anders darstellen könnte/müsste...
"Das ist eine Scheißkiste. Ich fass es nicht!
Ihr habt`s doch alle Möglichkeiten und dann baut ihr so eine Schrottkiste."

Lauda über seinen Ferrari :wink2: :biggrin:

modernf1bodyguard

Re: Horner schlägt vor: Reverse-Grid-Test in Nicht-WM-Rennen

Beitrag von modernf1bodyguard » 25.09.2020, 20:23

Wegen mir kann man es im nächsten Jahr ruhig ausprobieren. Die Saison ist ohnehin mehr oder minder komplett rigged, da werden vier Rennen keinen Unterschied machen. Und was wäre wenn es am Ende wirklich gut wird?

Hensoldt
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Re: Horner schlägt vor: Reverse-Grid-Test in Nicht-WM-Rennen

Beitrag von Hensoldt » 25.09.2020, 20:38

Aber bitte dann ohne DRS!

Kosmo83
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Re: Horner schlägt vor: Reverse-Grid-Test in Nicht-WM-Rennen

Beitrag von Kosmo83 » 25.09.2020, 21:15

Hensoldt hat geschrieben: 25.09.2020, 20:38 Aber bitte dann ohne DRS!
Cool, also ohne ein einziges Überholmanöver, weil die Piloten in der dirty-air nicht nah genug ran kommen... das muss man schon wollen, also ich meine, wer will denn schon sehen, wenn jemand überholt wird ?

Also noch einmal für die ganz schlauen.
Die Aerodynamik der aktuellen Fahrzeuge ist so ausgefeilt, dass eine Wand aus Verwirbelungen hinter sich herziehen, so groß wie ein Scheunentor.
Bis zu einem gewissen Abstand hilft dieser "scheunentorgroße" Windschatten durchaus um auf der Geraden etwas Zeit gut zu machen.
In den kurvigen bereichen führt aber genau dass dazu, dass die Fahrzeuge massiv Abtrieb verlieren, weil das hinterherfahrende Auto nicht sauber angeströmt wird und es somit zu Microturbulenzen, partiellen Strömungsabrissen und ähnlichem führt, was vor allem die Aerodynamik des Frontflügels versaut und somit die komplette Balance des Fahrzeuges in diesem Bereich kaputt macht.
Das ergebniss, das Fahrzezeug rutscht, die Reifen überhitzen und haben mehr Abrieb und der hinterherfahrende ist in den kurvigen Streckenbereichen einfach langsamer, weil das Auto nicht so durch die Kurven geht, wie das Fahrzeug vor ihm, der saubere Luft hat.

Was macht man nun... genau, man hat diesen Pferdefuß erfunden namens DRS um wenigstens ein paar Überholmanöver zu generieren und den Nachteil der "Dirty-Air" in gewissem Maß zu kompensieren.

ABER... und jetzt würde durchaus aus "Reverse Grid" + "kein DRS" ein Schuh draus werden, wenn man dies den Teams für 2022 als Reglement und Entwicklungsgrundlage gibt.
Wenn nun also Ferrari, Mercedes und Red Bull wissen, sie müssen sich durch das Feld arbeiten, ohne DRS, würden sie die Aerodynamik ggf. anders auslegen ohne dass die FIA die Fahrzeuge bis ins kleinste Detail vorher plant würde eben diese Aufgabe dazu führen, dass die Ingenieure eine andere Grundlage haben.
Nicht wie heute bei Mercedes : "Wir gewinnen die Quali und fahren dann mit der ausgetüftelsten Aero vorne weg, denn dort haben wir saubere Luft" sondern "Wir müssen eine gute, aber robuste Aerodynamik haben, die vielleicht nicht alle Rundenrekorde bricht, sondern möglichst unempfindlich gegen dirty-air ist".

Andere Aufgabe, andere Herangehensweise, könnte durchaus für Spannung sorgen.
Aber im nächsten Jahr "reverse grid" + "kein DRS" wird gähnend langweilig, entweder versucht man sich dann in der Quali schlecht zu platzieren um doch von 1 zu starten, frei nach dem Motto, wer fährt am langsamsten schnell, oder es werden Prozessionen und Haas wird WM

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Re: Horner schlägt vor: Reverse-Grid-Test in Nicht-WM-Rennen

Beitrag von GAL » 26.09.2020, 06:14

Als Abschluss der Testfahrten würde so ein inoffizielles Rennen für die Teams schon Sinn machen. Allerdings wird es kein Team schaffen am letzten Testtag schon zwei fertige Autos am Start zu haben

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Re: Horner schlägt vor: Reverse-Grid-Test in Nicht-WM-Rennen

Beitrag von Pentar » 26.09.2020, 20:29

Kosmo83 hat geschrieben: 25.09.2020, 21:15...
Also noch einmal für die ganz schlauen.
...
Aber im nächsten Jahr "reverse grid" + "kein DRS" wird gähnend langweilig, entweder versucht man sich dann in der Quali schlecht zu platzieren um doch von 1 zu starten, frei nach dem Motto, wer fährt am langsamsten schnell, oder es werden Prozessionen und Haas wird WM
Noch einmal - für die Ober-Schlaumeier:
Es geht nicht darum, das Rennen im Reverse-Grid nach dem Qualifikationsergebnis zu starten - das wäre ja völlig hirnrissig.

Der ursprüngliche & ernst gemeinte Vorschlag von Ross Brawn bezieht sich nicht auf ein "Spaß-Rennen ohne WM-Punkte", sondern darauf, die derzeitige Q1-Q2-Q3-Qualifikation durch ein kurzes Sprint-Rennen zu ersetzen, welches in umgekehrter Aufstellung zum jeweils aktuellen FWM-Stand gestartet wird. Für das erste Rennen in Österreich-I wäre der End-FWM-Stand aus der vorhergehenden Saison 2019 herangezogen worden.

Diese (im Grund genommen gar nicht so schlechte) Idee hat nichts, aber auch gar Nichts mit dem Reverse-Grid aus der F2 zu tun, bei dem für die Pole-Position, für das Haupt-Rennen-I (am SA) & für das Sprint-Rennen-II (am SO) - und hier starten lediglich die ersten 8 Piloten im Reverse-Grid aus dem Ergebnis von Rennen-I am SA - wertvolle Punkte verteilt werden...

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