Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

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Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Beitrag von Redaktion » 23.10.2019, 14:54

Ralf Schumacher erklärt, dass mit Williams in der Saison 2003 der WM-Titel möglich gewesen wäre - War das Team damals zu stolz, um Hilfe von BMW anzunehmen?
Ralf Schumacher

Im Sommer 2003 hatte Ralf Schumacher einen extrem guten Lauf

Hätte 2003 das Jahr von Ralf Schumacher werden können? Der Bruder von Formel-1-Rekordchampion Michael Schumacher hatte damals einen extrem starken Sommer. Er wurde in Kanada Zweiter und gewann anschließend die beiden folgenden Rennen auf dem Nürburgring und in Frankreich. "Wir hätten die Meisterschaft gewinnen können", blickt er heute im Podcast 'Beyond the Grid' auf die Saison 2003 zurück.

Nach dem Großen Preis von Ungarn, drei Rennen vor Saisonende, lag Ralf in der WM nur 14 Punkte hinter dem Spitzenreiter und späteren Weltmeister Michael. "Dann hatte ich den Unfall in Monza, da brach die linke Hinterradaufhängung in Lesmo 1", erinnert er sich zurück und berichtet: "Ich bin abgeflogen und hatte eine Gehirnerschütterung. Deshalb konnte ich nicht fahren."

"Ohne den Unfall hätten wir es schaffen können, denn das Paket hat gestimmt", glaubt Schumacher, der das Rennen in Monza auslassen musste und später auch bei den letzten beiden Saisonrennen in den USA und Japan ohne weitere Punkte blieb. Die WM beendete er schließlich auf Rang fünf. Es sollte seine beste Chance auf den WM-Titel mit Williams bleiben. "Danach wurde es immer schwieriger", erinnert er sich zurück.

Gute Jahre bei Williams, aber kein Titel

"Wir hatten Probleme mit dem Getriebe, das Heck war zu schwer, die Aerodynamik hat nicht gepasst mit der hässlichen Nase [2004]. All diese Dinge haben es schwierig gemacht", berichtet er und erklärt: "Hilfe wurde angeboten, aber die wollten sie [bei Williams] nicht. Das war sehr frustrierend. Danach war es für mich unmöglich, noch in ein Topteam zu wechseln. Da blieb nur Toyota übrig."

Insgesamt fuhr Schumacher sechs Jahre für Williams. Nachdem er 1997 mit Jordan in die Formel 1 kam und auch 1998 für Eddie Jordan fuhr, wechselte er 1999 nach Grove. Ein Jahr später stieg dort BMW als neuer Motorenpartner ein. "Der Williams-Deal war die beste Option zu jener Zeit", erklärt Schumacher und ergänzt: "Ich denke, in der Zeit um 2000, 2001 hatten wir erfolgreiche Jahre."

"Das einzige Problem war, dass die Beziehung zwischen England und Deutschland nicht funktioniert hat. Das war das große Problem, ansonsten hätten wir wieder Weltmeisterschaften gewinnen können", so Schumacher im Hinblick auf die Beziehung zwischen Williams und BMW. Denn laut dem heute 44-Jährigen war der BMW-Motor damals der beste im Feld.

"Ich denke, wir hatten manchmal 60 bis 70 PS mehr auf der Motorenseite", so Schumacher. Beim Chassis sah es dagegen anders aus. "Das ist nur meine Sichtweise", schickt Schumacher voraus und erklärt: "Ich denke, dass Frank [Williams] und Patrick [Head] ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten überschätzt haben, das Team in die richtige Richtung zu führen."

Vergraulte Williams BMW mit der Einstellung?

"Ich denke, sie hätten BMW mehr einbeziehen sollen. Die waren bereit, sehr viel Geld zu investieren, um dem Team noch mehr zu helfen. Sie haben das aber abgelehnt", berichtet er. So schloss Williams die Konstrukteurs-WM in den insgesamt sechs BMW-Jahren zwischen 2000 und 2005 zwar zweimal auf Rang zwei ab. Den WM-Titel holte man allerdings nie - was laut Schumacher durchaus möglich gewesen wäre.

"Aber zu jener Zeit waren beide so stur, das war unglaublich", zuckt er die Schultern und berichtet: "Sie haben einfach nicht zugehört. Wir hatten klar sichtbare Probleme. Es gab viele Möglichkeiten, diese Probleme zu lösen. Viel Unterstützung wurde angeboten, aber sie wollten das nicht. Am Ende sorgten die Ergebnisse und die Ablehnung der Hilfe dafür, dass BMW ausgestiegen ist."


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Bereits ein Jahr zuvor endete Schumachers eigene Zeit bei Williams, 2005 wechselte er zu Toyota. "Ich hätte zu Sauber gehen können", verrät er. Nach der Trennung von Williams übernahm BMW 2006 das Schweizer Team. "Das Problem war, dass BMW einen Vertrag mit Sauber [ab 2006] gemacht hat, dass ich aber noch ein Jahr bei Williams hätte bleiben müssen als Überbrückung", erklärt Schumacher.

Das war für ihn jedoch keine Option. "Zu jener Zeit ist etwas sehr Privates vorgefallen zwischen Frank und mir, sodass ich nicht noch ein Jahr für Williams fahren wollte. Ich wollte kein Jahr warten, deshalb habe ich bei Toyota unterschrieben", erklärt er. Insgesamt feierte Schumacher mit Williams seine größten Erfolge in der Formel 1. Alle seine sechs Grand-Prix-Siege holte er für das Traditionsteam aus Grove.


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Re: Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Beitrag von D-Zug » 23.10.2019, 17:41

Ja hätte er.

Da er jedoch keinen Steigbügelhalter hatte wie es Barrichello einer war, sondern einen Montoya an seiner Seite, war das ein schwieriges Unterfangen mit dem Titel.

Gleiches gilt natürlich auch aus der Perspektive Montoyas, als er gegen Ende der Saison bessere Chancen hatte als RSC.

Als jeweils die Teamkollegen gefragt wurden, ob sie unterstützend fahren würden, war der eine Feuer und Flamme zu helfen (Barrichello) und der andere (RSC) meinte sinngemäß, "der wird das schon alleine schaffen"...

Was die Leistungen der Reifen angeht: so wie die Michelins im Heißen super waren, waren die Bridgestones im Kühlen toll. Und als weiterer Nachteil im Bridgestone-Lager: alle haben sich gegenseitig Punkte weggenommen (MOY vs. RÄI vs. RSC). Bei Bridgestone gab es nur Schumacher, der Rest war irrelevant...

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Re: Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Beitrag von speedyeddy22 » 23.10.2019, 18:25

Gut, das mit der Sturheit trotz offensichtlicher Probleme ist auch heute noch das Hauptproblem bei Williams.

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Re: Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Beitrag von Logik78 » 23.10.2019, 18:27

Ich habe Ralf eigentlich nie als gut genug für einen Titel empfunden. Ich würde auch sagen, dass über die gemeinsame Zeit hinweg Montoya unterm Strich der Bessere war. Schade, dass sich Montoya manchmal selbst im Weg gestanden und die Formel 1 ohne großen Erfolg verlassen. Ähnliches gilt auch für BMW. Der Abgang war kein Ruhmesblatt für die Münchner. Ralfs Aussagen und Einschätzungen zu Williams erscheinen mir glaubwürdig.

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Re: Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Beitrag von Alonso und Kimi Fan » 23.10.2019, 20:46

Logik78 hat geschrieben:Ich habe Ralf eigentlich nie als gut genug für einen Titel empfunden. Ich würde auch sagen, dass über die gemeinsame Zeit hinweg Montoya unterm Strich der Bessere war. Schade, dass sich Montoya manchmal selbst im Weg gestanden und die Formel 1 ohne großen Erfolg verlassen. Ähnliches gilt auch für BMW. Der Abgang war kein Ruhmesblatt für die Münchner. Ralfs Aussagen und Einschätzungen zu Williams erscheinen mir glaubwürdig.

Naja wobei man hier auch bedenken muss wofür hätte bmw mehr geld an williams abgereicht? Es muss gründe geben warum williams "dieses geld nicht wollte" kann mir gut vorstellen das bmw hier teamanteil % haben wollte von alleine kommt da nicht einfach geld her. Und nehmen wir an das wäre wirklich so passiert wie bei honda zu mclaren. Wieso sollte williams es ablehnen? Es muss einen grund gegeben haben bei diesem deal weswegen williams sich dagegen entschieden hat. Es gibt nämlich keinen grund das geld nicht anzunehmen wenn es umsonst wäre

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Re: Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Beitrag von borsti01 » 23.10.2019, 21:05

Mit Sicherheit ging es bei dem Geld um den Kauf des Teams oder zumindest Anteile davon. Wenn Williams seinen Laden aber nicht verkaufen mochte, war das aber keine Sturheit, sondern schlicht und ergreifend eine Entscheidung - möglicherweise die Richtige mit Blick auf den kurzen Atem von BMW.

Denn die haben dann ja kurzerhand ein anderes Team gekauft und das wäre beinahe vor die Hunde gegangen, als BMW dann vier Jahre später das Handtuch geworfen hat. Und ob Williams als BMW-Werksteam so viel besser gewesen wäre kann man mit Blick auf das BMW-Sauber-Werksteam zumindest anzweifeln.

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Re: Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Beitrag von Ferrari Fan 33 » 23.10.2019, 21:11

Das mit dem BMW-Motor im Heck, das war insgesamt noch eine tolle Zeit für das Team Williams, mit so einigen Siegen und starken Rennen. Davon kann man bei Williams heute nur noch träumen.
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Re: Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Beitrag von onebox » 23.10.2019, 22:56

Träum bmw in der f1.
Schöne Zeiten damals.

CrAzyPsyCho
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Re: Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Beitrag von CrAzyPsyCho » 23.10.2019, 22:59

Logik78 hat geschrieben:Ich habe Ralf eigentlich nie als gut genug für einen Titel empfunden. Ich würde auch sagen, dass über die gemeinsame Zeit hinweg Montoya unterm Strich der Bessere war.
Immer schwierig sowas zu bewerten. Ralf war sicher ein guter Fahrer und mit dem richtigem Auto und notwendigem Glück, wäre er auch gut genug für einen Titel gewesen.
Selbst der beste Fahrer kann Pech bei der Teamwahl haben, siehe bspw Alonso.
Oder entsprechend Glück wie Hamilton. Wo wäre er jetzt, wenn er bei McLaren geblieben wäre?
Bzw, wieviele Titel hätte dann Rosberg (oder wäre Schumacher dann doch geblieben?)?

Ralf war zwar in einem gutem Team, aber am Ende hat ihm das Glück gefehlt und im Team hats intern gebröckelt.

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matsches
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Re: Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Beitrag von matsches » 24.10.2019, 08:59

Alonso und Kimi Fan hat geschrieben:
Naja wobei man hier auch bedenken muss wofür hätte bmw mehr geld an williams abgereicht? Es muss gründe geben warum williams "dieses geld nicht wollte" kann mir gut vorstellen das bmw hier teamanteil % haben wollte von alleine kommt da nicht einfach geld her. Und nehmen wir an das wäre wirklich so passiert wie bei honda zu mclaren. Wieso sollte williams es ablehnen? Es muss einen grund gegeben haben bei diesem deal weswegen williams sich dagegen entschieden hat. Es gibt nämlich keinen grund das geld nicht anzunehmen wenn es umsonst wäre
Der Grund war damals eigentlich bekannt und wurde quer durch die Gazetten behandelt:

BMW wollte mehr sein als Motorenlieferant. SIe wollten Einfluss, Teilhaberschaft, sie wollten eigene Strukturen bei Williams etablieren, sie wollten Schlüsselpositionen durch BMW Leute besetzen.
Sie waren im Gegenzug bereit sic dies etwas kosten zu lassen.
Das wollte Williams nicht, so trugen sie dann ihre Millionen zu Sauber und setzten dort ihr Vorhaben durch und übernahmen die Kontrolle.
Als dies sportlich nicht so klappen wollte wie erhofft, und die äußeren Umstände unangenehm wurden zug BMW kurzerhand den Stecker und überließ Sauber seinem Schicksal.
Übrig blieb ein de facto handlungsunfähiger Teamrumpf ohne Motor und ohne relevante Sponsoren.
Pleite, zerrissen, ohne garantierten Startplatz und auf wichtigen Positionen unbesetzt.
Das Team war damals kurz davor, vor die Hunde zu gehen.
Nach der allseits bekannten Qadbak - Posse kaufte Sauber sein ehemaliges Team zurück und konnte an der FOrmel 1 2010 teilnehmen.
Kurios: Das Team startete 2010 als BMW-Sauber, hatte aber einen Ferrari - Motor im Heck. :lol:


Im Nachhinein wurde damals gemunkelt, der alte Fuchs Williams hätte alles voraus gesehen und seinem Team mit seiner Weigerung genau das erspart, wohingegen sich Peter Sauber von den bayerischen Millionen habe blenden lassen.

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