Steiner fordert klare Norris-Bevorzugung: "Wie stur kann man sein?"
Ex-Haas-Teamchef Günther Steiner fordert offene Teamorder für Lando Norris - doch McLaren-Boss Andrea Stella weigert sich vor Katar strikt
(Motorsport-Total.com) - Günther Steiner findet klare Worte. Für ihn ist die Lage im Titelkampf eindeutig - und McLarens Strategie unverständlich. "Sie müssen ihn unterstützen", sagt er im Red Flags Podcast über Lando Norris. "Sonst hat er keine Chance."
Der ehemalige Haas-Teamchef hält nichts von McLarens Linie, beide Fahrer völlig frei gegeneinander fahren zu lassen. Besonders ein Szenario vor Katar macht Steiner fassungslos: "Wenn Oscar das Rennen anführt und Lando liegt dahinter - und sie lassen Lando nicht vorbei? Ich wäre schockiert."
Doch tatsächlich hätte genau dann McLaren eine Teamorder bei aktuellem Stand gar nicht nötig, da ein Szenario 1-2 für Piastri und Norris in Katar Max Verstappen sicher aus dem Titelrennen werfen würde und damit nur noch ein McLaren-Fahrer Weltmeister werden kann. Sollte allerdings Verstappen führen mit Piastri und Norris dahinter, sieht die Lage anders aus.
Steiner stellt sogar die Frage, wie weit Fairness gehen dürfe, wenn ein WM-Titel auf dem Spiel steht. "Wie fair willst du sein? Du weißt, dass Lando vorne liegt, aber es ist kein komfortabler Vorsprung - und der 'Jäger' kommt immer näher. Da musst du handeln."
Steiner: "Wie stur kann man sein?"
Steiners Kritik richtet sich direkt gegen McLarens Saisonprinzip: Beide Fahrer sollen frei kämpfen, solange sie rechnerisch Titelchancen haben. Für Steiner ist das im Finale untragbar. "Wenn Oscar Lando Punkte wegnimmt - wow", kommentiert er trocken. "Wie stur kann man sein?"
Der Druck von außen wächst: Max Verstappen sitzt beiden McLaren-Piloten im Nacken, und die doppelte Disqualifikation aus Las Vegas hat den Titelkampf zusätzlich verschärft. Doch Steiner glaubt, dass McLaren gerade jetzt Verantwortung übernehmen müsse - und eben nicht weiter zuschauen dürfe. "Du musst entscheiden: Willst du vom Tier gefressen werden, das hinter dir her ist - oder hilfst du einem deiner Jungs?", sagt er.
Stella vor Katar: Kein Grund für eine Nummer eins
McLaren-Teamchef Andrea Stella sieht die Lage komplett anders. Vor dem Katar-Wochenende machte er klar: Für ihn bleibt alles beim Alten. "Solange beide Fahrer rechnerische Chancen haben, lassen wir ihnen freie Fahrt", sagt Stella. Einen Grund, Norris zur Nummer eins zu machen, sieht er nicht.
Die angespannte WM-Situation empfindet Stella nicht als Risiko, sondern als Erfolgsgeschichte: "Hätte man uns zu Saisonbeginn gesagt, dass wir zwei Rennen vor Schluss in dieser Position stehen - wir hätten sofort unterschrieben."
Auch auf die Frage, ob freie Fahrt interne Konflikte provozieren könnte, reagiert Stella gelassen. McLaren gehe "mit Zuversicht und Bewusstsein für die eigene Stärke" in die letzten beiden Rennen. Ziel sei es weiterhin, den zweiten Titel des Jahres zu holen - ohne interne Bevorzugung.

