GP Niederlande
Zandvoort in der Analyse: Gridstrafe für Hamilton in Monza
F1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Piastri gewinnt in Zandvoort, Norris scheidet aus +++ Hadjar erstmals auf dem Podium +++ Gridstrafe für Hamilton in Monza +++
Gridstrafe für Hamilton
Der Tag wird für Lewis Hamilton noch schlimmer. Der Rekordweltmeister muss beim kommenden Rennen in Monza fünf Startplätze nach hinten, weil er heute vor dem Rennen eine gelbe Flagge missachtet hat. Die Rennkommissare begründen das so:
"Aufgrund der Charakteristik der Strecke hatte der Rennleiter alle Teilnehmer darüber informiert, dass in der letzten Kurve vor der Boxeneinfahrt doppelt gelbe Flaggen gezeigt würden. Dies diente der Sicherheit der Personen auf dem Grid sowie in der Boxengasse."
"Die Regularien verlangen, dass jeder Fahrer, der einen Sektor mit doppelt geschwenkten gelben Flaggen durchfährt, seine Geschwindigkeit 'erheblich reduziert ...'. Wir prüften die verfügbaren Telemetriedaten im FIA-System und forderten zudem das Team auf, uns deren Telemetriedaten zur Verfügung zu stellen. Dieser Prozess nahm einige Zeit in Anspruch, weshalb die Entscheidung verzögert wurde."
"Darüber hinaus schreibt Artikel 44.1 vor, dass alle Fahrer, die mehr als eine Reconnaissance-Lap absolvieren, die Boxeneinfahrt mit 'deutlich reduzierter Geschwindigkeit' durchfahren müssen."
Die Daten zeigten, dass der Fahrer den Bereich der doppelt geschwenkten Gelben Flaggen mit etwa 20 km/h weniger als an derselben Stelle während der Trainingssitzungen befuhr, die Gaspedalstellung um 10 bis 20 Prozent verringerte und rund 70 Meter früher als üblich vor der Boxeneinfahrt vom Gas ging und bremste."
"Wir bewerteten jedoch, dass eine Reduktion von 20 km/h in einem Sektor mit doppelt geschwenkten Gelben Flaggen nicht als 'erhebliche' Reduzierung der Geschwindigkeit gilt. Ebenso betrachteten wir die Geschwindigkeit, mit der der Fahrer die Boxeneinfahrt befuhr, nicht als 'deutlich reduziert'."
"Gemäß den Strafrichtlinien würde ein solcher Verstoß üblicherweise eine Rückversetzung um 10 Startplätze beim nächsten Rennen nach sich ziehen. Angesichts der Tatsache, dass der Fahrer jedoch den Versuch unternommen hatte, seine Geschwindigkeit zu reduzieren und früher zu bremsen, bewerteten wir dies als mildernde Umstände und verhängten eine Rückversetzung um 5 Startplätze."
Feierabend
Wir sind am Ende unseres Tickertages angekommen. Die Königsklasse meldet sich nächste Woche in Monza zurück, aber wir sich bereits morgen schon wieder mit einem neuen Ticker für euch am Start.
Und auch heute geht es für euch noch weiter, nämlich mit unserer großen Liveanalyse zum Rennen. Los geht es um 22:00 Uhr auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Viel Spaß mit den Kollegen und bis dann!
Keine Strafe für Sauber
Und das letzte Urteil des Tages ist auch da. Gegen Sauber lief noch eine Untersuchung, weil man Gabriel Bortoleto nach seiner Berührung mit Lance Stroll nicht an die Box holte. Auch hier gibt es aber keine Strafe. Die Begründung im Wortlaut:
"In Runde 1 kam es in Kurve 12 zu einem Rennzwischenfall zwischen Auto 5 und Auto 18. Infolge dieses Vorfalls wurde die Endplatte des Frontflügels von Auto 5 beschädigt; sie hing lose, war jedoch weiterhin verbunden."
"Das Problem wurde vom Rennleiter dem Team gemeldet. Das Team entschied sich, Auto 5 nicht an die Box zu holen, da man der Auffassung war, dass das horizontale Flügelelement auf der Innenseite der Endplatte seine strukturelle Integrität beibehielt. Eine schwarz-orangene Flagge wurde Auto 5 nicht gezeigt."
"Einige Runden später löste sich die Endplatte und fiel auf die Strecke. Die Endplatte wurde von Auto 18 überfahren, jedoch erlitt Auto 18 weder einen Reifenschaden noch andere Folgen oder Beschädigungen."
"Artikel 26.10 verpflichtet einen Fahrer, die Boxengasse zu durchfahren, wenn erhebliche und offensichtliche Schäden an einem Strukturelement dazu führen, dass es in einem Zustand ist, der eine unmittelbare Gefahr für den Fahrer oder andere darstellt. Artikel 26.10 findet in diesem Fall keine Anwendung, da von den FIA-Vertretern anerkannt wurde, dass die Endplatte kein Strukturelement darstellt."
"Wir wurden zudem auf die FIA-Direktive REF: No F1Tm/07-24 hingewiesen, die an alle Sportdirektoren ausgegeben wurde und die Umstände beschreibt, unter denen ein Teilnehmer verpflichtet ist, Schäden an der Karosserie eigenständig zu beheben - unabhängig davon, ob eine schwarz-orangene Flagge gezeigt wird oder nicht."
"Wir überprüften die Direktive und stellten fest, dass sie in diesem Fall keine Anwendung findet, da das Ablösen des Flügelelements weder zu einem Rennabbruch oder einer Rennunterbrechung führte noch zu einem Schaden an einem anderen Fahrzeug."
"Unter den gegebenen Umständen ergriffen wir keine weiteren Maßnahmen."
Die emotionalen Szenen ...
... zum ersten Formel-1-Podium von Isack Hadjar könnt ihr euch hier noch einmal im Video anschauen:
Freispruch für Verstappen und Co.
Auch gegen Nico Hülkenberg, Carlos Sainz, Max Verstappen und Lando Norris lief noch eine Untersuchung, weil sie vor dem Rennen zu langsam gefahren waren. Hier die Begründung, warum trotzdem alle vier Piloten freigesprochen wurden:
"In allen Fällen stellten die Sportkommissare fest, dass die Fahrer angemessene Maßnahmen ergriffen hatten, um andere Fahrer nicht zu behindern, und dass sie ihre Geschwindigkeit jeweils deutlich reduzierten, um anderen Fahrzeugen das Überholen sowie eine freie Runde zu ermöglichen."
"Die Sportkommissare kamen daher zu dem Schluss, dass keiner der betroffenen Fahrer 'unnötig langsam' gefahren ist und dass die Überschreitung der Maximalzeit darauf zurückzuführen war, dass sie geeignete Maßnahmen ergriffen hatten."
"Dementsprechend wurden keine weiteren Maßnahmen ergriffen."
Keine Strafe bei Leclerc/Russell
Das Urteil zum Crash zwischen George Russell und Charles Leclerc ist inzwischen auch endlich da. Keiner der beiden Piloten bekommt hier eine Strafe und das begründen die Rennkommissare so:
"Auto 63 lag in Kurve 11 vor Auto 16. Am Ausgang von Kurve 12 verlor Auto 63 die Position an Auto 16. Wir untersuchten anhand der Richtlinien zu Fahrstandards, ob einer der Fahrer etwas anders hätte machen müssen. Zudem prüften wir, ob Auto 16 in Kurve 12 auf der Strecke geblieben oder von der Strecke abgekommen war. Die verfügbaren Beweise waren nicht schlüssig, ob Auto 16 die Strecke verlassen hatte. Beide Teamvertreter waren sich einig, dass es keine klaren Beweise dafür gibt, dass Auto 16 die Strecke verlassen hatte."
"Beide Fahrer vertraten die Auffassung, dass es sich um einen Rennzwischenfall handelte und dass daraus für keinen der Fahrer weitere Konsequenzen folgen sollten. Wir überprüften alle verfügbaren Beweise und kamen zur gleichen Schlussfolgerung."
"Dementsprechend ergriffen wir keine weiteren Maßnahmen."
Kurioses Problem: Tsunoda im falschen Motormodus
Der Japaner meckerte bereits am Funk über fehlende Power und berichtet nach Rennende: "Irgendwann war das Safety-Car schneller als mein Auto." Was war da los? "Er hatte kein Problem mit der Powerunit", stellt Teamchef Laurent Mekies klar.
"Wir waren nach dem letzten Stopp im falschen Mapping festgefahren", erklärt er und ergänzt: "Ich werde euch nicht mit FIA-Regeln langweilen, aber im Grunde genommen ändert man in der Boxengasse das Mapping."
"Und wenn man nicht zurückschaltet, bleibt man für den Rest der Zeit daran gebunden. Genau das ist passiert. Er ist also den letzten Teil mit einem wirklich sehr ungünstigen Mapping gefahren", so Mekies.
Zudem habe der Japaner Pech beim ersten Safety-Car gehabt, weshalb der Teamchef glaubt, dass heute mehr als P9 möglich gewesen wäre.
Lawson: So sind eben die Regeln
Carlos Sainz findet seine Strafe lächerlich, Liam Lawson sieht es (wenig überraschend) etwas anders. "Es hat mir den Tag ruiniert, und es ist so, dass die Regeln so geschrieben sind, wie sie sind, und wir wissen, wie sie geschrieben sind", so Lawson.
"Ich war dieses Jahr auch schon auf der Empfängerseite, als ich überholen wollte und dachte, dass mir Platz gelassen werden sollte, was aber nicht der Fall war, und ich bekam eine Strafe", erinnert sich der Neuseeländer.
"Es ist in Ordnung, das Manöver zu versuchen, aber es ist einfach riskant, und wir sind zusammengestoßen, was nicht ideal ist, aber deshalb hat er eine Strafe bekommen", so Lawson.
"Ich verstehe seine Frustration. Wir wollen nicht in solchen Situationen sein, und wie gesagt, ich habe das auch schon am eigenen Leib erfahren. Es ist einfach so, wie die Regeln geschrieben sind", zuckt er die Schultern.
Pokalpanne
Inzwischen gibt es auch ein Video zum kaputten Pokal bei den Racing Bulls. Einen Vorwurf kann man Isack Hadjar nicht wirklich machen, die Trophäe bricht hier fast ohne Einwirkung einfach auseinander ...