Albon über Sainz-Schwäche: "Viele schätzen gar nicht ..."
Alexander Albon sieht die Probleme von Carlos Sainz nicht so dramatisch und denkt, dass der Spanier Williams helfen kann, das Auto zu verbessern
(Motorsport-Total.com) - Wie lange braucht Carlos Sainz noch, um sich bei Williams einzugewöhnen? Der Spanier hatte einen schwierigen Start in die Saison und kann derzeit noch nicht mit Teamkollege Alexander Albon mithalten, obwohl Teamchef James Vowles einen Fahrer wollte, der endlich auf Augenhöhe mit dem Thailänder fahren kann.
Die Realität ist aber noch ernüchternd: Albon hat bislang jedes Qualifying- und Rennduell in dieser Saison gewonnen (zur Übersicht der Duelle). Während er bereits 18 Punkte sammeln konnte, hat Sainz gerade einmal einen Zähler auf dem Konto - weil in China drei Autos vor ihm disqualifiziert wurden.
Albon selbst glaubt allerdings nicht, dass die Probleme seines Teamkollegen wirklich so groß sind, wie sie von außen geschrieben werden. "Ich denke, Carlos versteht das Auto sehr gut. Er kennt die Grenzen des Autos sehr genau", betont der Williams-Pilot vor dem vierten Saisonrennen in Bahrain.
Sainz selbst hatte zugegeben, dass er noch ein paar Rennen braucht, um sich wirklich auf den FW47 einzustellen, weil er von Ferrari einen anderen Fahrstil gewohnt war. Für Albon sind das allerdings nicht unbedingt schlechte Dinge.
Bekommt Sainz Ferrari-DNA in den Williams?
"Es ist interessant, sich mit Carlos über solche Dinge auszutauschen, weil die Gewohnheiten, die er sich angeeignet hat, nicht unbedingt schlechte Angewohnheiten aus seiner Ferrari-Zeit sind", sagt er. "Im Gegenteil - es sind gute Gewohnheiten, und er schaut jetzt, ob wir davon etwas in unser Auto übertragen können."
Denn noch stecke im Williams eine gewisse DNA, die es noch in den Griff zu bekommen gilt. "Im Moment gibt es einige Kurven, bei denen wir einfach gar nichts machen können. Da muss er sich vielleicht auf einen anderen Fahrstil einstellen, als er es gewohnt ist", so Albon. Aber: Langfristig soll das Auto dadurch schneller werden.
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"Ich denke, wir als Team sind sehr gut darin, alles aufzunehmen und zu verstehen, was er sagt. Vielleicht ist es für dieses Jahr noch schwierig, das alles umzusetzen, aber für nächstes Jahr könnten wir dann Prioritäten setzen, um in bestimmten Bereichen ein besseres Auto zu haben", meint er.
Zumindest würden er und Sainz "dieselbe Sprache" sprechen, wenn es darum geht, wo sich das Auto verbessern muss.
Albon: Feld deutlich enger als früher
Eines möchte Albon in diesem Zusammenhang aber noch erwähnen: "Ich glaube, viele schätzen gar nicht, wie eng es mittlerweile zugeht", sagt er. "Wenn man früher an eine halbe Zehntelsekunde dachte, war das fast eine Garantie, dass man im Qualifying direkt neben seinem Teamkollegen stand. Heute kann eine halbe Zehntel schon zwei Startreihen Unterschied bedeuten."
Sainz hatten in Suzuka in Q2 0,053 Sekunden auf Albon gefehlt. Während er dadurch als Zwölfter hängen blieb, schaffte es Albon in Q3 und stellte den Williams auf Rang neun, wodurch er eine deutlich bessere Ausgangsposition hatte.
"Ich sehe heutzutage eigentlich kaum noch Teamkollegen, die im Qualifying direkt nebeneinander stehen. Es ist alles viel verstreuter - und ich glaube, das liegt einfach daran, wie eng alles geworden ist. Das ist toll für uns, aber es bedeutet eben auch, dass noch mehr auf uns Fahrern lastet - was ich aber genieße", so der Thailänder.
Wie gut ist Albon nun?
Zumindest hatte Albon vor der Verpflichtung von Sainz betont, dass er sich auf einen starken Gegner freut, nachdem er in den vergangenen Jahren seine Teamkollegen stets komplett im Griff hatte.
Allerdings galten Nicholas Latifi und Logan Sargeant in der Formel 1 auch nicht gerade als Toppiloten, sodass es immer wieder Fragezeichen darüber gab, ob Albon wirklich so gut fährt oder ob er nur neben diesen Piloten so stark aussieht.
Die Ankunft von Sainz sollte die Fragen beantworten, doch bislang hat auch er das Nachsehen. "Ich messe mich gerne mit jemandem, der sehr schnell ist - vielleicht hat er es nicht an jedem Wochenende komplett zusammenbekommen, aber auf dem Papier ist er definitiv schnell", betont Albon. "Für mich ist das eine wirklich spannende Herausforderung."
"Das heißt nicht, dass ich die Kommentare zu den letzten Jahren nicht mitbekommen hätte, die nicht so toll für mich waren - aber ich glaube, jetzt kann ich den Leuten endlich zeigen, was ich wirklich draufhabe", sagt er und geht davon aus, dass auch Sainz bald zu einem starken Gegner mutieren wird.
"Ich glaube, Carlos kommt immer besser rein, aber er war schon beim Test richtig schnell, und ich bin sicher, dass es an diesem Wochenende nicht anders sein wird."