• 05. Februar 2025 · 08:53 Uhr

Audi: Wie Saubers neuer Standort das Formel-1-Team mehr wie Haas macht

Sauber eröffnet ein neues Zentrum in Großbritannien - Dahinter steckt ein sehr konkretes Ziel, das auch interessante Parallelen zum Mittelfeldteam Haas aufwirft

(Motorsport-Total.com) - Mit der Eröffnung eines technischen Zentrums in Großbritannien für den kommenden Formel-1-Einstieg von Audi scheint Sauber ein großes Problem für das neue Projekt zu lösen - und gleichzeitig Parallelen zum rivalisierenden Team Haas zu ziehen.

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Sauber rüstet weiter auf, bevor man ab 2026 offiziell in Audi umbenannt wird Zoom Download

Die Nachricht, dass Sauber nach Räumlichkeiten sucht, um sein "Sauber Motorsport Technology Centre UK" zu eröffnen, bedeutet, dass das Unternehmen in erster Linie hofft, attraktiver für Formel-1-Personal aus dem Vereinigten Königreich zu werden und gleichzeitig Ressourcen für die Autoentwicklung freizusetzen.

Grund dafür ist, dass sich der langjährige Stützpunkt des Teams in Hinwil in der Schweiz als problematisch erwiesen hat. Die viel höheren Lebenshaltungskosten in der Schweiz im Vergleich zu den anderen Ländern, in denen die anderen Formel-1-Teams beheimatet sind, haben dazu geführt, dass Sauber Schwierigkeiten hatte, neue Mitarbeiter zu finden.

Um dieses Problem zu entschärfen, hat die FIA sogar einen Ausgleich für die Gehaltsobergrenze im Rahmen der Formel-1-Kostenobergrenze für 2026 gewährt. Der Weltverband war der Ansicht, dass Sauber/Audi aufgrund der unterschiedlichen Gehaltsniveaus bis zu 30 oder 40 Prozent weniger Personal haben könnte als andere große Teams.

Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigen, dass die Durchschnittslöhne in der Schweiz im Jahr 2022 bei umgerechnet rund 80.000 US-Dollar lagen, im Vereinigten Königreich dagegen nur bei bei 54.000 Dollar.

Sauber will "Präsenz im 'Motorsport Valley' stärken"

In Großbritannien sind sieben der zehn Formel-1-Teams ansässig, und Tausende von erfahrenen und gut ausgebildeten Leuten leben im "Motorsport Valley" - dem Gebiet, das schätzungsweise nur rund 80 Autominuten von der Strecke in Silverstone entfernt ist und wo alle britischen Teams ihren Sitz haben.

Und während einige dazu neigen, regelmäßig die "britische Voreingenommenheit" in der Meisterschaft zu beklagen, die oft auf die hohe Anzahl von Mitarbeitern im Fahrerlager zurückzuführen ist, die aus dem Vereinigten Königreich stammen oder dort leben, hat Sauber in seiner am Dienstag veröffentlichten Pressemitteilung deutlich gemacht, dass dieser Faktor nicht ignoriert werden kann, wenn das Unternehmen die gewünschte Expansion und Verbesserung erreichen will.


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"Mit der Schaffung dieser neuen Einrichtung", heißt es in der Mitteilung, "will Sauber Motorsport seine Präsenz im 'Motorsport Valley' stärken und eine Plattform schaffen, um mit Top-Experten zusammenzuarbeiten und lokale Ingenieurstalente für Audis Formel-1-Projekt zu gewinnen."

Dieser Schritt ist nicht nur deshalb von Bedeutung, weil er Sauber/Audi mehr Spielraum bei den Ressourcen verschafft, wenn weniger Mitarbeiter das höhere Schweizer Lohnniveau benötigen, sondern auch, weil er zeigt, wie weit das Unternehmen gehen will, um zusätzliche Ingenieurstalente anzuziehen.

Mit dem ehemaligen Red-Bull-Sportdirektor Jonathan Wheatley hat das Unternehmen bereits einen neuen Teamchef gefunden. Da die Spitzenverdiener in der Formel 1 von der Kostendeckelung ausgenommen sind, geht es nun darum, in der Kette weiter nach unten zu expandieren.

Kopiert Sauber einen Teil vom "Haas-Modell"?

Hier entstehen neue Parallelen zwischen Sauber/Audi und Haas, die im vergangenen Jahrzehnt immer wieder Rivalen im Mittelfeld waren - bevor Sauber im Jahr 2024 in der Formel-1-Hackordnung stark abrutschte, während Haas massiv zulegte.

Während die Racing Bulls ein weiteres Team sind, das sich in einer ähnlichen Situation befindet und seine Einrichtungen auf verschiedene Länder aufteilt, da Red Bull vor kurzem den Versuch unternommen hat, das in Faenza ansässige Team enger an den Rest seiner Formel-1-Aktivitäten in Großbritannien zu binden, scheint nun auch Sauber/Audi wie Haas Mitarbeiter in drei Ländern zu haben.


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Während Haas seinen Hauptsitz in Kannapolis (dem US-amerikanischen Sitz der Muttergesellschaft Haas Automation), seine Formel-1-Hauptfabrik in Banbury (Großbritannien) und sein Konstruktionsbüro in Italien (in Maranello im Ferrari-Werk) hat, wird die Entwicklung der Formel-1-Motoren von Sauber/Audi bereits in Neuburg (Deutschland) durchgeführt.

Dazu kommen das Schweizer Hinwil-Werk und nun eben auch das neue britische Büro. Schon das ist eine Parallele zu Haas und verdeutlicht die Anstrengungen, die Teams heutzutage unternehmen müssen, um Mitarbeiter zu gewinnen.

Was bei Haas anders als bei Sauber/Audi ist

Als Teil des Plans, sich vom jüngsten Tiefpunkt in der Konstrukteurswertung im Jahr 2023 zu erholen, hat Haas im vergangenen Sommer seine erste Formel-1-Rekrutierungskampagne gestartet und in ein neues Motorhome investiert, das bei jedem Rennen die Aufmerksamkeit der gegnerischen Teams im Fahrerlager auf sich ziehen soll.

Haas prüft derzeit zudem Pläne, ob der beengte Standort in Banbury saniert oder sogar ein komplett neuer Standort gesucht werden soll. Derartige Änderungen wurden bereits vom früheren Haas-Chef Günther Steiner gewünscht, doch die Freigabe für eine solche Entwicklung erfolgte erst unter seinem Nachfolger Ayao Komatsu.


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Dennoch gab der Japaner kürzlich zu, dass der Personalbestand des Teams nach wie vor nur bei "330 Personen" liegt, obwohl die Rekrutierungsphase bereits mehr als sechs Monate zurückliegt. "Das ist nichts im Vergleich zu dem, wo wir sein könnten", so Komatsu in einem Medienbriefing.

Aber wie so oft in der Formel 1 ist die Wahrnehmung entscheidend, um seine Ziele zu erreichen. Das neue Haas-Motorhome und potenzielle Änderungen in der Fabrik werden möglicherweise dafür sorgen, dass das Team seine im Vergleich zu anderen Teams deutlich geringere Mitarbeiterzahl erweitern kann.

Haas sitzt jedoch in einer kleinen Falle, weil ein großer Teil der (niedrigeren) Kosten für die Finanzierung der Teile, die man von Ferrari kauft, und für die Konstruktionen, die es von Dallara herstellen lässt, verwendet wird.

Gute Nachrichten für Audi nehmen zu

Da Sauber/Audi viel mehr von seinem Formel-1-Auto selbst entwirft und baut, könnte man die zusätzlichen Ressourcen, die man benötigt, leichter nutzen, wenn sich die neue Anlage als erfolgreich erweist.

Es ist auf jeden Fall die zweite gute Nachricht für das angeschlagene Team seit der großen Umstrukturierung des Managements im vergangenen Sommer, bei der Ex-Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zum Gesamtprojektleiter ernannt wurde.

Die erste war die Übernahme eines 30-prozentigen Teamanteils durch die Qatari Investment Authority für 350 Millionen US-Dollar zu einem Zeitpunkt, als die Audi-Muttergesellschaft Volkswagen Gewinneinbußen hinnehmen musste und Arbeitsplätze abgebaut wurden.

Daher ist die Nachricht vom Dienstag ein weiteres Zeichen dafür, dass in das Formel-1-Team investiert wird, um in dieser schwierigen Position stärker zu werden. Ein weiterer Schub kommt von den Leistungssteigerungen, die Sauber mit dem großen Upgrade am Unterboden am Ende der Saison 2024 am C44 gelungen sind.

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