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Die Eigenschaft, die Kimi Antonelli für Mercedes "besonders" macht
Andrea Kimi Antonelli hatte 2024 eine schwierige Saison in der Formel 2 - Bei Mercedes war man beeindruckt davon, wie der Teenager mit der Situation umging
(Motorsport-Total.com) - Als jüngster Rookie der Formel-1-Saison 2025 steht Andrea Kimi Antonelli vor einer gewaltigen Aufgabe. Er muss Lewis Hamilton bei Mercedes ersetzen, doch das Team ist zuversichtlich, dass ihm einige der Eigenschaften, die ihn im Kartsport auszeichneten, den Start erleichtern werden.

© Motorsport Images
Andrea Kimi Antonelli steht vor seiner ersten Saison als Formel-1-Pilot Zoom Download
Bereits als 11-Jähriger wurde Antonelli im Kart von Mercedes entdeckt und unter der Führung von Gwen Lagrue, der bei Mercedes für die Nachwuchspiloten verantwortlich ist, setzte der Italiener anschließend seinen Weg durch die europäische Kartszene fort.
Kurz nach seinem 15. Geburtstag wechselte Antonelli 2021 in die italienische Formel-4-Meisterschaft, und im darauffolgenden Jahr holte er in Italien und in Deutschland gleich zwei Formel-4-Titel.
In seinem Rookiejahr in der Formel-Regional-Europameisterschaft (FRECA) holte er 2023 ebenfalls den Meistertitel. Und anstatt 2024 in die Formel 3 aufzusteigen, entschied sich Mercedes, ihn in seinem erst dritten Vollzeitjahr im Formelsport sofort in die Formel 2 zu schicken.
Hamiltons Entscheidung, 2025 zu Ferrari zu wechseln, veranlasste Mercedes dazu, seine Entwicklung noch weiter zu beschleunigen und ein privates Testprogramm zu starten, um den Youngster darauf vorzubereiten, den siebenmaligen Weltmeister zu ersetzen.
Es ist eine enorme Herausforderung für einen Teenager, vor allem angesichts Antonellis relativ geringer Erfahrung im Formelsport, und es bleibt abzuwarten, ob der 18-Jährige dafür bereit sein wird.
Aber die Anpassungsfähigkeit, die Antonelli braucht, um seinen schnellen Aufstieg in die Formel 1 zu meistern, ist genau die Eigenschaft, die ihn nach Ansicht von Mercedes von Anfang an so besonders gemacht hat.
Warum Antonelli einst die Formel 3 "übersprang"
"Bei Kimi habe ich ziemlich schnell gemerkt, dass er ein bisschen anders ist als andere Kinder im Kartsport", sagt Lagrue gegenüber der globalen Edition von Motorsport.com und ergänzt: "Damals dachte ich: 'Okay, er ist der Beste, den ich im Kart haben kann.' An die Formel 1 dachte ich da noch gar nicht."
"Als wir dann den ersten Test im Formelauto fuhren, sah man an der Art und Weise, wie er sich so schnell an so ziemlich jede Situation anpasste, dass er etwas ganz Besonderes ist. Natürlich bedeutet das nicht, dass er alles hat", betont Lagrue.
"Man muss immer noch viel arbeiten, um ihm zu helfen, zu wachsen, ihn zu führen und ihn auch Fehler machen zu lassen. Das ist ein Teil des Lernprozesses. Für mich hat sich die Formel-Regional in letzter Zeit in Bezug auf die Vorbereitung der Fahrer ziemlich gut entwickelt."
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Schafft es bald wieder ein Deutscher in die Formel 1? Am nächsten dran ist aktuell Red-Bull-Junior Oliver Goethe. Der 20-Jährige wurde 2024 mitten in der Saison von der Formel 3 (ein Sieg) in die Formel 2 hochgezogen. In diesem Jahr fährt er mit MP Motorsport dort seine erste volle Saison. Aber: Die Konkurrenz bei Red Bull ist groß. Fotostrecke
"Wir haben über die Jahre gesehen, dass all die Kinder, die von dort - oder früher, als es noch der Formel-Renault-Eurocup war - in die Formel 3 oder Formel 2 kamen, gute Leistungen zeigten und meistens auch gewannen", verrät er.
"Als Kimi in der FRECA also so gut abschnitt, war ich nicht so sehr davon überzeugt, dass er sich in der Formel 3 noch entwickeln würde. Ich wollte ihn in eine Situation bringen, in der er sich schließlich größeren Herausforderungen stellen konnte. Ihn in die Formel 2 zu schicken, bedurfte natürlich einer gewissen Vorbereitung."
Formel 2 sollte Antonelli an seine "Grenzen" bringen
"Aber es ging auch darum, ihn in ein Umfeld zu stecken, in dem er an persönliche Grenzen stoßen musste, die er vorher nicht kannte. Ich will damit nicht sagen, dass er immer leicht gewonnen hat, aber irgendwie auch schon", so Lagrue.
"Er hat immer dominiert und war immer derjenige, den es zu schlagen galt, und nicht derjenige, der jemanden verfolgte. Selbst wenn wir einige gute Konkurrenten hatten, wie zum Beispiel [Ferrari-Junior Rafael] Camara oder einige andere, war er immer an der Spitze.
"Indem wir das taten, wollten wir sicherstellen, dass er zunächst die neue Formel 2 kennenlernt, mit dem Plan, eventuell ein weiteres Jahr in der Formel 2 zu fahren, wenn es eine Herausforderung ist, oder je nach Situation in der Formel 1 sicherzustellen, dass wir zumindest seine Vorbereitung auf die Formel 1 beschleunigen."
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"Natürlich hat er das bestätigt, was wir uns schon zuvor Serie für Serie gedacht haben", verrät Lagrue. Wenn es das Ziel von Mercedes war, Antonelli vor neue Herausforderungen zu stellen, dann hat sein einziges Jahr in der Formel 2 genau das bewirkt.
Nicht nur, dass er sich an die neuen Autos gewöhnen musste, auch sein berühmtes italienisches Team Prema hatte mit dem neuen Formel-2-Auto im Vergleich zu den eigenen hohen Standards zu kämpfen, und sowohl Antonelli als auch Teamkollege Oliver Bearman hatten zunächst Schwierigkeiten.
Mercedes rechnete nicht mit Prema-Schwierigkeiten
Nachdem er aufgrund seiner Formel-1-Einsätze bei Ferrari und Haas mehrere Rennen verpasst hatte, fiel Bearman schließlich auf den zwölften Platz in der Meisterschaft zurück, zeigte aber sein Potenzial und bekam so für 2025 einen Stammplatz bei Haas.
Antonelli wurde Sechster in der Meisterschaft und gewann jeweils ein Sprint- und ein Hauptrennen. Beim Saisonfinale in Abu Dhabi zog er sich jedoch krankheitsbedingt zurück.
Laut Lagrue hat Antonellis Achterbahnfahrt in der Formel 2, die ihm neben seinen zwei Siegen nur einen weiteren Podiumsplatz einbrachte, dazu beigetragen, einen Teil seiner Fähigkeiten zu entwickeln, den er zuvor kaum genutzt hatte, und der ihm in der Formel 1 zugute kommen wird.
"Ich würde sagen, dass man normalerweise eine gewisse Konstanz bei den Teams hat, die die Formel 2 anführen. Wir wissen also, dass Prema, ART, Carlin oder ein paar andere die Teams sind, mit denen man arbeiten muss, wenn man in der Formel 2 etwas erreichen will", erklärt er.
"Aber die neue Formel 2 brachte einige neue Herausforderungen mit sich, und wir haben gesehen, dass sich die großen Teams nicht so gut angepasst haben", verrät er und erinnert: "Prema hat sehr gut gearbeitet und hatte Top-Ingenieure. Wir setzten Kimi dort ein und dachten, dass wir ihn in ein sehr starkes Umfeld bringen und starke Ergebnisse liefern würden. Aber wir hatten ein bisschen zu kämpfen."
Lob für Antonellis "Reife und Führungsstärke"
"Doch in gewisser Weise war es auch sehr interessant, denn Kimi mit solchen Herausforderungen konfrontiert zu sehen, hat uns einen Teil von ihm entdecken lassen, den wir vorher nicht gesehen haben. Wir mussten ihm helfen, mit schwierigen Wochenenden umzugehen, was vorher nie der Fall war", verrät Lagrue.
"Er war es gewohnt, immer zu gewinnen oder um den Sieg zu kämpfen, und in diesem Jahr war es das erste Mal, dass er damit umgehen musste, nicht zu gewinnen und keine Leistung zu bringen, und manchmal sogar richtig, richtig harte Wochenenden zu haben."
"Und ich muss sagen, dass ich sehr beeindruckt war von seiner Reife und seiner Führungsstärke in einer so schwierigen Situation. Und am Ende hat er immer noch eine sehr, sehr starke Saison in der Formel 2 absolviert, wenn man bedenkt, mit was wir in diesem Jahr zu kämpfen hatten", lobt er.
Wenn überhaupt, dann bestätigte Antonellis unspektakuläre, aber charakterbildende Formel-2-Saison alles, was Mercedes über den Entwicklungsstand und die Reife des Italieners wissen musste.
Seine beeindruckende Arbeit beim Testen älterer Formel-1-Autos von Mercedes hatte bereits gezeigt, dass der reine Speed vorhanden ist. Daher gab es keine Zweifel mehr daran, Antonelli auf Hamiltons Platz zu befördern, anstatt ihn für eine weitere Saison in der Formel 2 zu lassen.