Racing Bulls: Teamchef sieht starken Lawson als Chance für Tsunoda
Mit Liam Lawson sieht sich Yuki Tsunoda einem starken Herausforderer im Kampf um eine Beförderung zu Red Bull gegenüber - Doch sein Teamchef sieht das als Chance
(Motorsport-Total.com) - Liam Lawsons beeindruckende Fahrt beim Grand Prix der USA wird Yuki Tsunoda zwingen, einen Gang höher zu schalten, sagt Racing-Bulls-Teamchef Laurent Mekies. "Es war ein mega beeindruckendes Wochenende", sagte er im Gespräch mit Motorsport.com, einer Schwesterseite von Motorsport-Total.com.
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Liam Lawson hat sich mit seiner Vorstellung in Austin ins Gespräch gebracht Zoom Download
Lawson hatte am Samstag im Q1 ein erstes Ausrufezeichen gesetzt, indem er den dritten Platz belegte und eine schnellere Runde fuhr als Tsunoda im gesamten Qualifying.
Außerdem machte er eine Startplatzstrafe wett und arbeitete sich im Rennen von Platz 19 auf Platz 9 vor - als einziger Racing-Bulls-Fahrer, der Punkte holte. Mekies bezeichnete Lawsons Wochenende daraufhin als "nahezu perfekt".
Im Interview betont der Teamchef: "Wir sind sehr glücklich für ihn, denn so etwas erreicht man nicht durch Glück, und auch nicht nur durch Talent." Dabei verweist er auf die Monate, die Lawson hinter den Kulissen auf sein Formel-1-Comeback hinarbeitete, nachdem er 2023 fünf Rennen für AlphaTauri bestritten hatte.
"Man denkt an das ganze Jahr zurück, das er im Ingenieurbüro verbracht hat, sich die Onboard-Aufnahmen und die Daten angesehen hat, die Stunden im Simulator, die wenigen Gelegenheiten, das Auto tatsächlich zu fahren. Man muss ihm Anerkennung zollen für die vielen Stunden, die er investiert hat", sagt Mekies.
Mekies spricht von "Mega-Statement" durch Lawson
Für die letzten sechs Rennen der Saison 2024 wurde Lawson als Ersatz für Daniel Ricciardo bei Racing Bulls zurückgeholt. Er wird als eine der Optionen für den Platz neben Max Verstappen für 2025 und darüber hinaus in Erwägung gezogen.
Verstappens aktueller Teamkollege Sergio Perez war bisher nicht konstant genug, um und Red Bull dabei zu helfen, ihre Führung in der Konstrukteurs-WM zu verteidigen.
Obwohl der Mexikaner einen Zweijahresvertrag hat, könnte Red Bull sich dennoch jederzeit dafür entscheiden, eine Änderung vorzunehmen. Auch Lawson Teamkollege Tsunoda kommt dafür infrage. Doch er sieht sich mit Lawson einem starken Herausforderer gegenüber, erst recht nach dem Austin-Wochenende.
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"Er war definitiv 100 Prozent bereit, ins Auto zu steigen", betont Mekies. "Schon in Q1 war es ein Mega-Statement, wir dachten, das könnte das Statement des Wochenendes sein. Aber dann ein fehlerfreies Rennen, die richtige Pace - viel mehr kann man ehrlich gesagt nicht verlangen. Es war ein nahezu perfekter Start."
Es gab auch keinen Hinweis darauf, dass Lawsons Rennfähigkeit eingerostet war, angesichts der aggressiven Art und Weise, wie er am Samstag im Sprint gegen Aston Martins Fernando Alonso verteidigte, was den Spanier offenbar irritierte.
"Ich denke, es war auch erfrischend zu sehen, dass er nicht zu viel nachgedacht hat und seine Positionen auf die richtige Weise verteidigt hat. Das ist genau das, was man von so einem Fahrer sehen will", sagt Mekies. "Er ist nicht nur seit einem Jahr kein Rennen gefahren, sondern auch noch nie hier in Austin gefahren."
Tsunoda und Lawson im Kampf um den Red-Bull-Platz
Lawsons Leistung schien auch Tsunoda zu verärgern, der frustriert darüber war, dass die umgekehrte Einstoppstrategie des 22-Jährigen - er startete auf harten Reifen anstelle der Medium-Reifen - ihn nach den Boxenstopps vor seinen japanischen Teamkollegen brachte, bevor Tsunoda auf den 14. Platz zurückfiel.
Auf die Frage, ob er Tsunodas Frustration nachvollziehen könne, antwortet Mekies: "Natürlich. Es passiert nicht jeden Tag, dass ein Overcut funktioniert. Offensichtlich hat die umgekehrte Strategie sehr gut funktioniert. Sicherlich für Liam, aber auch für Colapinto. Sie sind mit der Strategie ein gewisses Risiko eingegangen."
"Es ist natürlich eine Entscheidung, die leichter zu treffen ist, wenn man von hinten startet, aber sie hat besonders gut funktioniert. Das Rennen war für Yuki frustrierender, weil er mehr Zeit im Verkehr verbracht hat, und es ist immer schwierig, wenn man im ersten Stint Achter ist und sich dann außerhalb der Punkte wiederfindet."
Dass er nun gegen Lawson um eine mögliche Beförderung kämpft, sieht Mekies als Chance für Tsunoda: "Es ist absolut eine Gelegenheit für ihn, ein höheres Niveau zu erreichen."
"Nochmals, es ist genau das, was wir wollen: Zwei Teamkollegen, die sich gegenseitig pushen, und einer ist in dieser Kurve schneller, der andere in jener Kurve, und beide können sehr konstante Rundenzeiten fahren", erklärt der Racing-Bulls-Teamchef.
Zwei Fahrer auf höchstem Niveau hat das Team auch nötig, um auf die Fortschritte bei Haas zu antworten, die nach dem Wochenende in Austin in der Konstrukteurs-Wertung nun zwei Punkte vor Racing Bulls auf dem sechsten Gesamtrang liegen.
Nachdem das Team im Sommer auf einen falschen Entwicklungsweg geraten war, scheinen die neuesten Upgrades in Austin jedoch zu funktionieren, was Mekies optimistisch stimmt: "Wir sind mit zwei verschiedenen Set-ups gefahren, also gibt es viel zu lernen durch die neuen Updates, die zu funktionieren scheinen."
"In Barcelona hatten wir dieses Update, das nicht funktionierte und unsere Saison irgendwie zum Stillstand brachte. Es hat eine Weile gedauert, um die Ursachen zu verstehen, und wahrscheinlich war Austin das erste Mal seit Barcelona, dass wir das Auto dazu gebracht haben, sich anders zu verhalten", erklärt er.
"Hoffentlich steckt noch mehr Potenzial darin. Haas hat in Austin mit seinen Autos ebenfalls fantastische Arbeit geleistet. Aber es gibt uns viel Zuversicht, dass wir den Kampf mit Yuki und Liam in den letzten fünf Rennen aufnehmen können."