• 22. Oktober 2024 · 16:14 Uhr

Albon blickt auf 100 Grands Prix zurück: War nicht auf die Formel 1 vorbereitet

Anlässlich seines 100. Formel-1-Rennens spricht Alexander Albon über schwierige Anfänge, seine Ambitionen mit Williams und die für ihn wichtigste Lektion

(Motorsport-Total.com) - Alex Albon hat beim Grand Prix der USA 2024 in Austin einen bedeutenden Meilenstein erreicht: sein 100. Formel-1-Rennen. Für den 28-Jährigen, der in seiner noch relativ jungen Karriere bereits einige Höhen und Tiefen erlebt hat, bot dieses Jubiläum die Gelegenheit, auf seine Entwicklung als Fahrer zurückzublicken.

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Alexander Albon hat in Austin seinen 100. Formel-1-Grand-Prix bestritten Zoom Download

"Es ist seltsam, weil es so schnell passiert ist", bemerkt Albon. "Ich habe das Gefühl, vier Jahre in der Formel 1 sind nicht viel Zeit, aber ich habe schon 100 Rennen erreicht. Vor 30 Jahren hätte ich wohl zehn Jahre gebraucht, um diese Marke zu knacken."

"Es ist ein schöner Moment, um zu reflektieren und zu sehen, woher ich komme und was für ein guter Fahrer ich geworden bin, und in der Zukunft möchte ich noch besser werden."

Albons Weg in die Formel 1 begann 2019, als er nach einer Berufung von Toro Rosso, dem Nachwuchsteam von Red Bull (heute Racing Bulls), in die Startaufstellung der Formel 1 rückte. "Ich kam sehr spät in die Formel 1", erinnert er sich.

"Alles ging sehr schnell, und dann wurde ich schnell zu Red Bull befördert. Zu dem Zeitpunkt fühlte es sich großartig an, aber rückblickend merke ich, wie unvorbereitet ich wirklich war." Denn der Aufstieg ins Red-Bull-Werksteam kam nach nur einer halben Saison. Damit wurde er Teamkollege von Max Verstappen.

Obwohl Albon in seinem ersten Jahr bei Red Bull einige solide Leistungen ablieferte, kämpfte er darum, mit der unglaublichen Geschwindigkeit seines Teamkollegen mitzuhalten. Letztlich verlor er sein Cockpit am Ende der Saison 2020 an Sergio Perez.

Albon: "Hätte ein bisschen mehr Zeit gebraucht"

"Ich war zu dem Zeitpunkt nicht der beste Fahrer, der ich jetzt bin", reflektiert Albon. "Ich bedauere nichts davon. Man ergreift immer eine Chance, wenn man eine bekommt, aber ich habe wohl einfach ein bisschen mehr Zeit gebraucht, um mich einzugewöhnen, mich anzupassen und diese Welt zu verstehen."


Fotostrecke: Der rasante Aufstieg von Alexander Albon

Eine der größten Herausforderungen für Albon war die fehlende Vorbereitung. "Als ich anfing, hatte ich keinen Manager oder jemanden, der mir den Weg zeigte. Ich war ganz allein und lernte die Formel 1 kennen, wie sie kam." In dieser Phase seiner Karriere, so gibt er offen zu, habe ihm einfach die Erfahrung gefehlt.

Nach dem Verlust seines Cockpits bei Red Bull fand Albon jedoch die Zeit, sich selbst und seine Karriere zu analysieren. Die Saison 2021 verbrachte er abseits der Formel 1, was sich für ihn im Nachhinein als sehr positiv erwiesen habe, wie er betont.

"Das Jahr außerhalb der Formel 1 war großartig", sagt der 28-Jährige. "Es gab mir die Möglichkeit, wirklich zu reflektieren und herauszufinden, was falsch gelaufen ist. Wo waren meine Schwächen? Welche Stärken musste ich beibehalten?

"Es war auch eine Zeit, in der ich mein Umfeld stärken konnte, mein Team um mich herum aufbaute, was mir sehr geholfen hat, als ich wieder in den Sport zurückkam."

Ein Schlüsselmoment für seine Rückkehr war ein Gespräch mit Jost Capito, dem damaligen Teamchef von Williams - und das zu einem Zeitpunkt, als Albon die Formel 1 eigentlich schon fast abgeschrieben hatte. "Ich hatte einen Plan B."

Albons hatte die Formel 1 schon fast aufgegeben

"Ich bin damals im Juni nach Indianapolis gegangen, um mich in der IndyCar-Serie umzusehen, und habe angefangen, mit den Formel-E-Teams zu sprechen, um zu sehen, was dort verfügbar war. Glücklicherweise hatte ich dann ein Gespräch mit Jost, und wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden", erinnert er sich.

Eine Empfehlung von seinem engen Freund George Russell und einige erfolgreiche Simulatortests bei Williams ebneten den Weg für seine Rückkehr in die Formel 1 2022.

"Es war eine sehr schöne Art, zurückzukommen", betont Albon und erklärt: "Williams war zu der Zeit ein Team, das zwar kämpfte, aber eine sehr enge, familiäre Atmosphäre hatte - genau das, was ich nach einem schwierigen Jahr brauchte."

Seit seiner Rückkehr hat Albon eine Schlüsselrolle in der Entwicklung bei Williams gespielt. Trotz der Herausforderungen, die damit einhergehen, wenn man für ein Mittelfeldteam an den Start geht, sieht Albon den positiven Aspekt in seiner Situation.

"Ich glaube, die besten Fahrer bekommen immer die besten Chancen. Wenn man im Mittelfeld fährt, will man einfach eine Plattform haben, um zu zeigen, was man kann. 2022, als wir oft auf den Plätzen 19 oder 20 landeten, war es schwierig, weil man dann eigentlich nur gegen seinen Teamkollegen fährt."


Fotostrecke: Formel-1-Mittelfeld-WM: So spannend wäre es 2024 ohne die fünf Topteams

"Aber jetzt ist das Mittelfeld kein schlechter Ort. Wenn du wirklich gute Arbeit leistest, kannst du dich gegen die anderen Mittelfeldfahrer behaupten." Diese Philosophie hat Albon in den vergangenen Jahren geprägt, und obwohl er oft weit hinten im Feld kämpfen musste, hat er sich nicht entmutigen lassen.

Was kann Albon mit Williams noch erreichen?

Sein Vertrauen in Williams ist weiterhin groß, auch wenn er weiß, dass es ein langer Weg ist, bis das Team wieder an der Spitze mitkämpfen kann. "Ich bin zuversichtlich, was Williams angeht. Es ist eine lange Reise, aber es ist keine zehnjährige Reise. Ich glaube an die Richtung, die wir eingeschlagen haben."

"Ich denke, dieses Jahr haben wir offensichtlich etwas langsam begonnen, aber jetzt holen wir auf, und wir sind da, wo wir zu Beginn des Jahres hätten sein sollen", so Albon.

Zwar konstatiert er, dass die Lücke zu den Topteams der Formel 1 eher größer zu werden scheint: "Ich denke, die Topteams haben in diesem Jahr die Mittelfeldteams in ihrer Entwicklung überholt. Aber ich mache mir deswegen keine großen Sorgen."

"Ich habe das Gefühl, dass ich noch drei, vier gute Jahre vor mir habe. Verglichen mit Fernando (Alonso; Anm. d. R.) habe ich sogar noch viel mehr Zeit, aber ich denke, es bleibt in jedem Fall genug Zeit, um in diesem Bereich Wachstum zu sehen."


Hat Red Bull einen Fehler gemacht?

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Albons 100. Rennen in Austin ist also nicht nur eine Zahl, sondern symbolisiert den langen Weg, den er in der Formel 1 bis zum jetzigen Zeitpunkt zurückgelegt hat. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm dabei natürlich sein allererstes Rennen sowie sein erstes Podium, das er 2020 in Monza mit Red Bull feierte.

Auf die Frage, was die wichtigste Lektion ist, die er seit seinem ersten Start in der Formel 1 gelernt hat, sagt Albon: "Die größte Sache war, für mich selbst einzustehen."

Mehr Formel-1-Rennen als Sir Jackie Steward

"Am Anfang, wenn du in die Formel 1 einsteigst und deine Karriere beginnst, bist du einfach nur da, um zu beeindrucken. Du willst nichts falsch machen, du bist einfach da. Es geht wirklich ums Überleben. Du hast nur einen Einjahresvertrag, und du willst unbedingt einen weiteren bekommen. Also sagst du zu allem Ja."

"Es kann alles Mögliche sein, zum Beispiel: 'Okay, wir haben einen älteren Unterboden, wir haben dies und das ...' Und du sagst: 'Ja, das ist in Ordnung, ich komme damit klar.' Oder es gibt ein neues Upgrade, und du nimmst es einfach so hin, egal, was es ist."

"Oder es geht um vier Tage Marketingaktivitäten am Stück und du fragst: 'Wann kann ich gehen?' Mit der Zeit habe ich dann gelernt, wie wichtig es ist, mich selbst zu priorisieren. Ich denke, ich war am Anfang ein bisschen zu selbstlos in dieser Hinsicht, und jetzt bin ich egoistischer geworden", hält der Williams-Pilot fest.

Mit seinem 100. Rennen in der Formel 1 hat er jetzt mehr Grand Prix bestritten als Sir Jackie Stewart - eine Tatsache, die ihn überrascht und gleichzeitig stolz macht.

"Es ist ein komisches Gefühl, zu wissen, dass ich mehr Rennen gefahren bin als Jackie Stewart", sagt Albon lachend. Doch für ihn ist dies nur ein weiterer Meilenstein auf einem Weg, der noch lange nicht zu Ende ist: "Ich will noch besser werden."

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