Hamilton-Einbruch verwundert Mercedes: "Lewis schien die Oberhand zu haben"
Noch teilt sich Lewis Hamilton den Siegrekord in Kanada mit Michael Schumacher - wegen seiner Quali-Misere wird es am Sonntag schwer, daran etwas zu ändern
(Motorsport-Total.com) - Des einen Freud, des anderen Leid: Mercedes jubelt in Kanada über die Poleposition für George Russell - und wundert sich nach dem Qualifying über den plötzlichen Leistungsabfall bei Lewis Hamilton. Während sein junger Teamkollege feiert, kommt der Brite nicht über Startplatz sieben hinaus.
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Am Rudern: Lewis Hamilton hatte mit dem W15 am Ende von Q3 zu kämpfen Zoom Download
Teamchef Toto Wolff versteht den Einbruch zu Ende des Qualifyings nicht: "Lewis schien die Oberhand zu haben, beide Autos haben alle anderen komfortabel geschlagen. Aber dann wurde es am Schluss so knapp, auch für George. Und bei Lewis hat es sich in der Zeit dann gar nicht gezeigt", kann sich Wolff bei Sky nicht erklären, "warum es nicht noch ein bisschen mehr in unsere Richtung lief".
"Man hat gesehen, Lewis war so schnell und eigentlich hätte man sogar ein bisschen klarer vorne stehen können mit zwei Autos, und dann geht's plötzlich gegen dich", hadert der Österreicher auch im Gespräch mit seinen Landsleuten von ServusTV - und findet in Bezug auf Hamilton: "Einfach seltsam, weil er war absolut dort mit der Zeit und dann am Ende ist es nicht zusammengekommen."
1:8 - Hamiltons Quali-Misere geht weiter
Der Brite selbst gibt nach dem Qualifying nur bedingt Aufschluss über das Warum: "Das Auto hat sich das ganze Wochenende über großartig angefühlt, aber als es dann ins Qualifying ging, ist das für mich irgendwie verschwunden." Schon in Monaco hatte Hamilton sich zuletzt ratlos ob seiner Qualifying-Misere gezeigt und angegeben nicht zu wissen, ob er Teamkollege Russell diese Saison am Samstag überhaupt nochmal schlagen werde.
Zumindest in Kanada ist es nicht soweit, satte 1.8 steht es deshalb mittlerweile schon im teaminternen Quali-Duell. Dennoch erklärt Hamilton, der auf seiner Paradestrecke in Montreal mit sechs Poles gemeinsam mit Michael Schumacher Rekord-Pole-Halter ist: "Glückwunsch an George, er hat einen tollen Job gemacht und das ist ein großer Boost für das ganze Team."
Warum er im Gegensatz zu seinem Stallkollegen die eindeutig vorhandene Performance im geupdateten Silberpfeil aber im entscheidenden Moment wieder nicht abrufen konnte, dafür hat Hamilton bei Sky keine Erklärung: "Der Grip verschwindet für mich einfach. Im dritten Training hatte ich noch viel Pace, im Qualifying haben die Reifen für mich dann nicht funktioniert." Verändert am Auto habe er jedenfalls nichts, sagt Hamilton.
Shovlin hofft aufs Podium, Hamilton und Wolff zweifeln
Die anhaltenden Probleme des Rekordweltmeisters beschäftigen unterdessen auch das Team um Mercedes' leitenden Ingenieur Andrew Shovlin: "Es ist schade, dass wir Lewis nicht weiter nach vorne gebracht haben, aber es ist besonders enttäuschend für ihn, da er das ganze Wochenende über so stark aussah", sagt der Brite.
Fürs Rennen hofft er aber: "Lewis hat eine gute Chance, um das Podium zu kämpfen, da seine Pace auf dem Long Run im dritten Training sehr stark aussah."
Zudem könne das Wetter für Unabwägbarkeiten und sich ergebende Möglichkeiten sorgen, glaubt Shovlin - doch Hamilton ist in Bezug auf seine Chancen im Rennen deutlich zurückhaltender als der Techniker: "Ich hoffe, dass wir trotz Startplatz sieben ein gutes Rennen fahren können, aber es ist schwierig, hier zu überholen. Und die Autos vor uns liegen ziemlich dicht beieinander, sodass es eine Herausforderung sein wird."
Ähnlich sieht es Toto Wolff, der seinem Schützling keinen leichten Sonntag prognostiziert: "Ganz schwierig von Sieben. Erstens haben wir den Max da vorne, der ist sicher ganz stark."
"Und auch wenn ich mir die Liste anschaue, dann sind da vorne ein paar Kaliber, die wahrscheinlich nur schwer zu überholen sind", sagt Wolff in Bezug auf Hamiltons Erfolgschancen auf dem Kurs, auf dem er bereits siebenmal gewinnen konnte - ebenfalls ein geteilter Rekord mit Michael Schumacher, den er wohl auch 2024 nicht alleinig wird an sich reißen können.