• 22. Mai 2024 · 16:18 Uhr

Leclerc grübelt: Hat Ferrari ein Power-Problem im Qualifying?

Charles Leclerc verweist bei der Erklärung seiner Quali-Performance in Imola auf "eine etwas andere Power-Strategie" - Daten zeigen, wo Ferrari am meisten verliert

(Motorsport-Total.com) - Charles Leclerc lieferte eine faszinierende Erklärung für Ferraris letztlich enttäuschendes Ergebnis beim Formel-1-Grand-Prix 2024 in Imola: Der Einsatz der Batterie in der Antriebseinheit seines SF-24 habe zu folgenschweren Problemen geführt.

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In Imola büßte Leclerc gegen Verstappen vor allem im ersten Sektor ein Zoom Download

Aber von vorn: Noch im Freitagstraining hatte Ferrari gegenüber Red Bull und McLaren die Oberhand. Teamchef Fred Vasseur betonte: "Wenn wir im Quali auf 1 und 2 stehen, stehen wir auch im Rennen auf 1 und 2." Auch Leclerc meinte, dass "das Renntempo ziemlich stark war", es fehle nur etwas im Qualifying.

Und tatsächlich qualifizierte sich der Monegasse auf dem vierten Platz hinter Max Verstappen und dem McLaren-Duo. Leclerc führte das zunächst darauf zurück, dass er im direkten Vergleich zu seinen Konkurrenten "im ersten Sektor des Qualifyings den größten Spielraum für Verbesserungen" gehabt habe.

Er sagte, dass er das Gefühl habe, dass dies auch bei den "letzten paar" Rennen der Fall gewesen sei. Das deutete darauf hin, dass sich sein Problem, die Reifen für die Qualifying-Runden optimal vorzubereiten, vom Anfang der Saison 2024 fortsetzte.

Doch nach dem Rennen erklärte Leclerc, was seiner Meinung nach wirklich schiefgelaufen war, und verwies auf Ferraris Einstellungen für den Einsatz der elektrischen Energie - und das auf einer Strecke, auf der der Topspeed eine große Rolle spielt.

Leclerc: Wir verlieren zu Beginn schon zu viel

"Aus irgendeinem Grund", so Leclerc, "hatten wir eine etwas andere Power-Strategie als McLaren und Red Bull, und wir haben in der Anfahrt auf Kurve 2 alles verloren." Darauf angesprochen, entgegnete Ferrari-Teamchef Vasseur: "Es stimmt, dass wir im Qualifying verloren haben, aber aus anderen Gründen."

"Vor allem, weil Max von der Start-Ziel-Linie bis zur Kurve 1 einen mega Windschatten hatte. Aber es stimmt, dass er in der Quali-Runde bis Kurve 1 einen besseren Speed hatte, sodass wir unsere Herangehensweise ändern müssen, um etwas anders zu machen."

Da Leclerc darauf beharrt, dass das Problem bereits bei früheren Events aufgetreten ist, lohnt sich ein Blick in die GPS-Daten des Autos, um seine Behauptung zu checken.


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So verschenkte der Ferrari-Pilot in Imola fast 4 Meilen pro Stunde/mph (6,4 km/h) an Polesetter Verstappen, als er seine schnellste fliegende Runde im Qualifying begann, und auch bei der Höchstgeschwindigkeit lag er 6,2 mph (10 km/h) zurück.

Aber hier muss Verstappen ein wenig außer Acht gelassen werden, denn, wie Vasseur betont, erhielt er einen signifikanten Windschattenvorteil durch Nico Hülkenbergs Haas, sodass Leclerc am besten mit den McLaren-Konkurrenten verglichen werden kann.

Die Daten zeigen, dass der Ferrari-Fahrer beim Start in seine Runde 2,5 mph (4 km/h) langsamer war und bei der Höchstgeschwindigkeit insgesamt um 2 mph (3,2 km/h) zurücklag, wobei Oscar Piastri für diesen Vergleich die Messlatte bildet.

In Miami, wo sich Leclerc als Zweiter hinter Verstappen qualifizierte, ist ebenfalls ein Unterschied zu erkennen. So erreichte der Red Bull von Verstappen beim Start in seine schnellste Runde 196,4 mph (316 km/h), Leclerc nur 193,2 mph (310,9 km/h).

Ferrari startet stets mit Defizit in Quali-Runde

Da Verstappen in dieser Saison bisher bei jedem Rennen auf der Poleposition stand, ist der Weltmeister auch für die anderen Rennen 2024 die wichtigste Referenz.

So hatte Leclerc in China beim Start in seine Quali-Runde einen Rückstand von 0,6 mph (0,96 km/h). In Japan waren es 1,2 mph (1,9 km/h), in Australien 4,3 mph (6,9 km/h), in Dschidda 3,7 mph (5,9 km/h) und beim Saisonauftakt in Bahrain 4,3 mph (6,9 km/h) - mit entsprechenden Defiziten beim Topspeed.

Wenn man Carlos Sainz im anderen Ferrari hinzunimmt, zeigen die Daten ein ähnliches Bild wie bei Leclerc, aber bei zwei Gelegenheiten gibt es bemerkenswerte Unterschiede.

In Miami startete Sainz mit einem Rückstand von 2,5 mph (4 km/h) auf Verstappen in seine schnellste Runde, hatte aber einen besseren Topspeed. In Bahrain startete der Spanier mit einem Rückstand von 1,9 mph (3 km/h) auf den Red Bull, war aber 2,5 mph (4 km/h) schneller als sein Teamkollege Leclerc.

Viele "Störfaktoren", aber eine klare Tendenz

Bei diesen Zahlen spielen freilich diverse Faktoren eine Rolle. Dazu gehört, dass die Reifen im besten Arbeitsfenster sein sollten, um den Grip auf der Geraden beim Start in die Qualifying-Runde maximal nutzen zu können. Damit hatte Leclerc zugegebenermaßen zu Beginn der Saison einige Schwierigkeiten.

In Australien - wie auch in Dschidda und Bahrain - befindet sich die Start-Ziel-Linie weit unten auf der jeweiligen Start-Ziel-Geraden, was bei der Auswertung der Daten ebenfalls berücksichtigt werden muss, da der RB20 aerodynamisch sehr effizient ist.

Auch der Faktor eines Windschattens durch Autos, die eine Runde vor dem Fahrer unterwegs, darf nicht außer Acht gelassen werden - siehe Verstappen und Hülkenberg.

Was diese Daten jedoch zeigen, ist, dass es in Bezug auf ihre Quali-Runden im Allgemeinen einen leichten Unterschied in der Startgeschwindigkeit zwischen den Autos von Red Bull und Ferrari gibt, zusammen mit dem anhaltenden Trend, dass der Red Bull insgesamt eine höhere Höchstgeschwindigkeit erreicht.

Doch was auch immer Ferrari an dieser Front unternimmt, zumindest bedeutet die Charakteristik von Monaco am kommenden Wochenende, dass die Motorleistung nicht das entscheidende Element ist, um auf Leclercs Heimstrecke erfolgreich zu sein.

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