• 28. März 2024 · 00:40 Uhr

Toto Wolff: Verstappen zu Mercedes "muss irgendwann einmal passieren"

In Melbourne schien es bei Red Bull wieder ruhiger zuzugehen, doch der Schein trügt - und Toto Wolff baggert beharrlich bei Jos und Max Verstappen ...

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Sensationstransfer von Lewis Hamilton zu Ferrari könnte es für 2025 unter Umständen noch einen zweiten echten Hammer in der "Silly Season" geben. Denn Gerüchte, wonach Max Verstappen von Red Bull zu Mercedes wechseln könnte, reißen nicht ab - und Toto Wolff macht inzwischen gar kein Geheimnis mehr draus, dass er den dreimaligen Weltmeister unbedingt haben möchte.

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Max Verstappen, Jos Verstappen, Toto Wolff: Finden sie für 2925 zusammen? Zoom Download

Für mediales Aufsehen sorgt jetzt ein Interview, das Wolff am Rande des Rennwochenendes in Melbourne dem australischen TV-Sender Fox Sports gegeben hat. Auf die Frage, ob Verstappen seine Nummer-1-Wahl für 2025 ist, antwortet der Mercedes-Teamchef: "Ja. Wenn man sieht, auf welchem Niveau er performt."

Bereits in Saudi-Arabien wurden Wolff und Verstappens Vater Jos bei einem Gespräch fotografiert. Zwei Männer, die einander nicht immer grün waren. Als Verstappen in Silverstone 2021 mit Hamilton kollidierte und der Rennsonntag für ihn im Krankenhaus endete, während Hamilton trotz einer Strafe seinen Heim-Grand-Prix gewann (und das auch entsprechend feierte), war die Stimmung zwischen Wolff und den Verstappens auf dem Tiefpunkt.

Der Rest der Saison 2021, mit der totalen Eskalation am Saisonende rund um das legendäre WM-Finale in Abu Dhabi, trug wenig dazu bei, das Verhältnis zu kitten. Dabei wäre Max Verstappen einst fast bei Mercedes gelandet, als er noch kein Formel-1-Champion war, sondern "nur" ein aufstrebendes Talent in der Formel 3.

2014: Gespräche zwischen Wolff und Jos Verstappen

"Ich hatte Max in der Formel 3 gesehen, und er war sehr gut", erinnert sich Wolff. "Ich habe ein gutes Verhältnis zu seinem Vater, also trafen wir uns in Wien und grübelten, was wir machen können. Ich konnte ihm kein Formel-1-Cockpit anbieten. Also sagte ich: 'Lasst uns gemeinsam Formel 2 machen - das war damals noch die GP2 -, voll bezahlt, und dann garantiere ich euch ein Cockpit für nächstes Jahr.'"

Das wäre für 2016 gewesen. Aber Jos Verstappen sagte ab, mit der Begründung: "Ich habe ein Angebot von Red Bull, und das gilt ab sofort." Damit "waren wir raus", bedauert Wolff heute und sagt: "Ich wusste, dass wir damit nicht konkurrieren können." Eineinhalb Jahre später saß Verstappen im A-Team und gewann in Barcelona. "Und heute ist er dreimaliger Weltmeister."

Wolff rollt den Verstappens den roten Teppich aus

Wolff lässt keinen Zweifel daran, dass er Verstappen jetzt, fast zehn Jahre später, bei Mercedes den roten Teppich ausrollen würde. Und er unterstreicht, dass er sich unbedingt wünscht, dass es mit dem Wechsel klappt: "Das ist eine Beziehung, die muss irgendwann einmal passieren! Aber wir wissen nicht wann."

Klar ist: Wolff lässt derzeit nichts unversucht, den Verstappens den Hof zu machen. Zwar wird noch nicht konkret verhandelt. Aber selbst nach Australien hat schon wieder ein informelles Gespräch stattgefunden. Die Gesprächsbasis zwischen Wolff und Jos Verstappen stimmt - wieder. Die alten Gräben sind inzwischen zugeschüttet.

Silverstone-Streit von 2021 ist beigelegt

Es dauerte zwar, bis die Wunden von 2021 verheilt waren. Doch laut Informationen von Motorsport-Total.com gab es, als etwas Gras über die alten Meinungsverschiedenheiten gewachsen war, in Singapur ein vertrauliches Gespräch zwischen dem Mercedes-Teamchef und dem Managervater. Seither ist die Gesprächsbasis wieder intakt.

Und Wolff signalisiert den Verstappens nicht nur im persönlichen Gespräch, dass er den Sensationstransfer unbedingt möglich machen möchte, sondern er tut das auch öffentlich. Mercedes habe aktuell für 2025 den einzigen Platz in einem Topteam frei, sagt er. "Außer Max entscheidet, dass er geht. Dann wäre der Platz bei uns nicht mehr frei."

Prinzipiell sei der Plan, "den Markt genau zu beobachten" und dann vielleicht "gegen Sommer" darüber zu entscheiden, wer 2025 Teamkollege von George Russell werden könnte. Aber er klingt fast schon unterwürfig, wenn er einschränkt: "Es hängt auch davon ab, was Max macht." Soll heißen: Wenn Verstappen kommen will, kann es mit einem Deal ganz schnell gehen.

Marko hofft: "Es ist wieder Ruhe eingekehrt"

Bei Red Bull hofft Helmut Marko, dass es dazu nicht kommen wird: "Max will noch ein paar Weltmeisterschaften gewinnen. Solange ihm Red Bull Racing ein absolut sicher siegfähiges Auto zur Verfügung stellt - und es ist auch wieder Ruhe eingekehrt -, gibt es keinen Grund, dass er uns verlässt", sagt der Österreicher im Interview mit Sky.

Doch das mit der Ruhe könnte der springende Punkt sein, denn auch wenn Red Bull nach der internen Eskalation in Saudi-Arabien zwei Wochen später einen nach außen hin ruhigeren Eindruck machte, sind die Nachwehen der Horner-Affäre und der damit einhergehende Machtkampf um die Kontrolle im Konzern und im Formel-1-Programm noch lange nicht beendet.

Warum Marko Alonso nicht holen möchte

Erst diese Woche hat Sky-Experte Ralf Schumacher erklärt, er wisse von Gesprächen zwischen Red-Bull-Teamchef Christian Horner und Alonso-Manager Flavio Briatore. Dazu muss man wissen: Ein zweites "Alphatier", wie Alonso eins ist, neben Verstappen zu setzen, war etwas, was Helmut Marko in der Vergangenheit immer vermeiden wollte.


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In den Augen des Red-Bull-Motorsportkonsulenten ist Verstappen für Red Bull ein Erfolgsgarant, und ein zweites Großkaliber würde auch nicht mehr Weltmeisterschaften gewinnen, aber potenziell Unruhe ins Team bringen. Gerade Alonso genießt den Ruf, die Tasten der politischen Klaviatur leidenschaftlich gern zu spielen, wenn er sich davon einen Vorteil verspricht.

Die Gespräche zwischen Horner und Briatore laufen laut Informationen von Motorsport-Total.com an Marko vorbei. Selbst Jos Verstappen hat davon nicht von Horner persönlich, sondern von Briatore erfahren. Eine Provokation. Generell, versucht Marko zu kalmieren, gehe er davon aus, dass Verstappen bleiben wird. Aber: "Dieses Jahr ist schon so viel passiert ..."

Horner jetzt auch allein zeichnungsberechtigt

Recherchen von Motorsport-Total.com haben indes ergeben: In der Vergangenheit, als Dietrich Mateschitz noch am Leben war, konnte Horner in Milton Keynes keinen Fahrer unter Vertrag nehmen, ohne Markos Unterschrift zu haben. Inzwischen hat der thailändische Yoovidhya-Clan Horner dazu ermächtigt, auch allein zeichnungsberechtigt für Red Bull Racing zu sein.

Die Verstappens haben sich intern klar als "Team Marko" positioniert. Dass der 80-jährige Österreicher von Horner gerade entmachtet wird, missfällt sowohl Jos als auch Max. Das hat Max inzwischen auch zum Ausdruck gebracht. Sollte Marko abgesägt werden, "dann haben wir ein Problem", deutete er in Saudi-Arabien an.

Dahinter steckt mehr als eine bloße Drohung: Verstappens Vertrag läuft bis 2028. Der Vertrag wurde im Mai 2022 unterschrieben. Doch seither ließ sich der Niederländer eine Zusatzklausel reinschreiben: Wenn Marko weg ist, kann er schon vor dem eigentlichen Vertragsende 2028 gehen. Das war zunächst nur ein Gerücht, gilt inzwischen aber als bestätigt.

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Max Verstappen Fanartikel
Hinter den Kulissen gehen indes die Grabenkämpfe weiter. Verstappens Manager Raymond Vermeulen flog nach dem Grand Prix von Australien nicht zurück nach Europa, sondern nach Dubai. Was er dort gemacht hat, ist nicht bekannt. Interessant aber: In Dubai lebt Chalerm Yoovidhya, seit Dietrich Mateschitz' Tod der neue starke Mann im Red-Bull-Konzern.

Melbourne: Gerede über angeblichen Verstappen-Abschied

Interessant auch: In Melbourne kursierten Gerüchte, Verstappen werde am Ende des Rennwochenendes seinen Abschied von Red Bull bekannt geben. Aber geredet wird dieser Tage viel im Formel-1-Paddock, und passiert ist das letztendlich nicht. Vielleicht hat Vermeulen in Dubai Yoovidhya getroffen, um nachdrücklich klarzumachen, dass Verstappen geht, wenn Horner bleibt?

Das bleibt vorerst Spekulation. Tatsache ist, dass Verstappen nach seinem Ausfall in Melbourne im ersten Moment ziemlich aufgebracht war. Über die genaue Ursache für seinen Bremsdefekt hat das Team bisher keine Auskunft erteilt. Mancherorts wird spekuliert, es könnte einfach vergessen worden sein, eine Schraube festzuziehen.

Ob das nun stimmt oder nicht: Der Ausfall trägt nicht dazu bei, Verstappens Vertrauen in Red Bull Racing zu stärken. Horner relativiert: Verstappen sei in der Box in Melbourne "gnädig" gewesen, und dass er sich geärgert habe, sei "eine natürliche Reaktion. Er ist aus dem Rennen ausgeschieden, aber er hat dem Team keinen Vorwurf gemacht."

Bekommt Mercedes 2026 den besseren Motor?

Das alles passiert in einer Situation, in der Wolff Verstappens Vater den roten Teppich ausbreitet. Der Mercedes-Teamchef sagt: "Der Trigger dafür, dass Max vielleicht über andere Optionen nachdenkt, ist, dass sie Unruhe im Team haben. Wir müssen ihm jetzt die Zeit lassen, die er zum Nachdenken braucht, ohne ihn unter Druck zu setzen."

Zeit, die genutzt wird. Verstappen wird eingeflüstert, dass Red Bull Powertrains mit der Powerunit für 2026 hinterherhinkt. Mercedes kann darauf verweisen, dass man beim letzten neuen Motorenformat, 2014, technologisch haushoch überlegen war. Selbst wenn Red Bull aktuell das beste Auto hat: Wer sagt, dass das 2026 auch noch so sein wird?

Auch in diesem Gedankenstrang spielt Horner eine Rolle. Er war es, der im Spätsommer 2022 Red-Bull-intern maßgeblich dazu beigetragen hat, die Partnerschaft mit Porsche platzen zu lassen. Jetzt steht Red Bull Powertrains vor der enormen Herausforderung, erstmals selbst eine Formel-1-Powerunit bauen zu müssen.

Surer: Verstappen sollte besser bleiben, wo er ist

Formel-1-Experte Marc Surer rät Verstappen indes dazu, bei Red Bull zu bleiben. Er nennt Fernando Alonso als mahnendes Beispiel, der McLaren-Mercedes Ende 2007 trotz eines bestehenden Vertrags verlassen hat, weil teamintern der "Krieg der Sterne" mit Lewis Hamilton und ein Konflikt mit dem damaligen Teamchef Ron Dennis ausgebrochen war.

Bei Renault habe Alonso dann "zwar zwei Rennen gewonnen, aber das war's. Er hätte sich damals durchbeißen müssen und bei McLaren bleiben, dann wäre er wahrscheinlich noch einmal Weltmeister geworden. Der hat einen Riesenfehler gemacht", sagt Surer in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de.


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Er glaubt nicht, "dass Verstappen so einen Fehler machen würde. Ein Rennfahrer will immer im besten Auto sitzen. Das wäre sehr, sehr ungewöhnlich für einen Max Verstappen, wenn er das Auto wechseln würde." Sky-Experte Ralf Schumacher hingegen kann sich einen Wechsel "schon vorstellen. Max würde mit seiner Persönlichkeit sehr gut zu Mercedes passen."

Das würden aber auch andere, findet Toto Wolff: "Es gibt ein paar Optionen, die für uns wirklich interessant sind", sagt er und nennt unter anderem Formel-2-Junior Andrea Antonelli, für die längerfristige Zukunft. Und kurzfristig? "Es gibt natürlich Fernando, der sehr aufregend ist. Carlos, sehr gut. Es gibt da ein paar", lächelt der Mercedes-Teamchef.

Und er schiebt, bei Sky, hinterher: "Max Verstappen ist immer ein Thema - und wird immer ein Thema bleiben. Aber zuerst müssen wir an unserem Auto arbeiten und das schneller machen." Zur Lage bei Red Bull sagt Wolff nur: "Ich kann schlecht beurteilen, wie die Stimmung dort ist und was der letzte Stand ist." Und hofft wohl, dass die Stimmung schlecht bleibt ...

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